«Klar, bin ich enttäuscht, dass nicht mehr Konsumentinnen und Konsumenten den Weg zu uns Produzenten gefunden haben», sagt Hanspeter Rohrer, Meisterlandwirt und Gemüseproduzent aus Belp. Rohrer war einer von drei Gemüsebaubetrieben, welche letzten Sonntag ihre Tore öffneten, um den Besucherinnen und Besuchern die Gemüseproduktion näherzubringen. «Wir wären parat gewesen, um der Bevölkerung aufzeigen, warum wir den Pflanzenschutz brauchen, warum der Gemüseanbau nicht so einfach ist für uns Bauern», so Rohrer.

Haben sich Mühe gegeben

Und parat wäre das «Rohrer-Team» gewesen: Der Event auf ihrem vielseitigen Gemüsebaubetrieb war gut organisiert, es hätte alles gepasst. «Vielleicht müssen wir das nächste Mal direkt in die Stadt, direkt zu der nichtlandwirtschaftlichen Bevölkerung», hält Hanspeter Rohrer fest. Dabei hat das OK vom «Gmüesfescht ufem Hof» unter der Leitung von Pascal Gutknecht sich sehr viel Mühe gegeben, um auf den drei Betrieben zwischen Bern und Thun den modernen Gemüseanbau den Besucherinnen und Besucher zu erklären.

Der Konsument verlangt viel

Mehr Interessierte durfte die Familie Feller aus Thierachern auf ihrem Betrieb begrüssen. Nicht nur ihr vielseitiger Gemüsebaubetrieb zog viel Publikum an, sondern auch die Ansprache von SVP-Bundesrat Albert Rösti lockte doch den einen oder anderen nach Thierachern. «Wir müssen Sorge tragen zu unserem Gemüseanbau», hält Rösti fest. Obwohl hierzulande nur noch ein Prozent der landwirtschaftlichen Nutzfläche für den Gemüsebau benötigt wird und obwohl es hierzulande nur noch 3700 Gemüsebaubetriebe gibt, ist der Gemüsebau ein wichtiger Wirtschaftszweig. Rösti weiss nur zu gut, dass die Vorschriften im Gemüseanbau hoch sind, die Arbeit streng, der Verdienst klein. «Der Konsument verlangt vielfach etwas, was er im Laden dann nicht kaufen oder bezahlen will», hält der Bundesrat fest.

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Eine grosse Palette

Der Konsument verlangt einwandfreie Produkte, ist aber nicht bereit, dafür tiefer in die Tasche zu greifen. Er ist aber bereit, mit «unmöglichen» Initiativen den Bauern und den Gemüsebaubetrieben das Leben schwer zu machen. Ein Grusswort überbrachten in Thierachern auch der OK-Präsident Pascal Gutknecht sowie Nadja Pieren, Präsidentin der Gemüseproduzenten-Vereinigung der Kantone Bern und Freiburg. «Der Gemüsebau ist schon fast eine Berufung», sagt der Betriebsleiter Fritz Feller. Nicht umsonst ist man auf seinem Betrieb Feller’s Höfli vielseitig unterwegs, vom Salat über Karotten bis hin zu den verschiedenen Kohlarten – hier kann man alles haben, was das Herz begehrt.

Selber Hand anlegen

Der dritte Betrieb, welcher am Gemüsefest seine Tore öffnete, war der von Filip Luginbühl aus Kirchdorf. Auch der junge Betriebsleiter hätte gerne mehr Interessierte auf seinem Betrieb empfangen. «Vielleicht war es zu heiss, vielleicht interessiert es die Leute schlichtweg nicht, wie die Lebensmittel produziert werden», sagt Luginbühl. Für den Konsumenten ist es halt selbstverständlich, dass die Regale in den Verkaufsläden jeden Tag bis an den Rand gefüllt sind. Dabei hätten die Besucherinnen und Besucher auf dem Betrieb Luginbühl selber Hand anlegen können und bei der Karottenernte tief in der Erde wühlen können. Für Luginbühl ist klar, dass es solche Events wie das Gemüsefest vermehrt brauche, um die Konsumentinnen aufzuklären, was die Landwirtschaft macht, aufzuzeigen, wie anspruchsvoll der Gemüsebau ist.

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Mit Leidenschaft

Alle drei Betriebe, Feller’s Höfli, der Betrieb Luginbühl Gemüse und der Betrieb Rohrer Gemüse, haben mit dem «Gemüsefest» versucht, einen Einblick in ihren Alltag zu verschaffen, sie haben es mit Leidenschaft getan, sie haben es an diesem Tag für die gesamte Landwirtschaft gemacht. Alle drei Betriebe mit ihren verschiedenen Standorten haben aufzeigt, was es braucht, um auch in Zukunft im Gemüsebau erfolgreich zu sein: Sie sind vielseitig aufgestellt, produzieren einwandfreie Produkte, setzen den Pflanzenschutz nur ein, wo es nötig ist, und sie vermarkten ihr Gemüse über verschiedene Kanäle. Ob Feller, Luginbühl oder Rohrer, auf ihren Betrieben ist mindestens ein Hofladen ein fester Bestandteil zum Erfolg. Und der Erfolg gibt ihnen recht, denn es gibt sie noch, die Konsumentinnen und Konsumenten, die wissen wollen, wo ihr Gemüse herkommt.

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