Thomas Tanner baut Sorghum an und schlägt vier «Fliegen» mit einer Klappe:

  1. Sorghum ist trockenstressverträglich,
  2. ist eine Futteralternative, wenn Mais nach Mais aufgrund des Maiswurzelbohrers nicht mehr angebaut werden darf,
  3. ist eine zusätzliche Kultur für den Landschaftsqualitätsbeitrag «Vielseitige Fruchtfolge»
  4. und ist bei Wildschweinen unbeliebt.

Risikoausgleich im Futterbau

[IMG 2]Der Landwirt aus Merishausen ist einer der wenigen, die schweizweit auf Sorghum setzen. Insgesamt wurden dieses Jahr laut SBV Agristat auf 372 ha Sorghum für Silage angepflanzt. «Das Fachwissen, wie man Sorghum am besten anbaut, muss sich jeder Landwirt selbst aneignen», sagt Tanner.

Auf seinem Betrieb wachsen auf rund 2 ha sowohl Sudangras als auch Sorghumhirse. Beide Kulturen sind für den Schaffhauser Landwirt eine Art Ernteversicherung, denn Merishausen ist schweizweit eine der trockensten Regionen. «Bei Trockenstress rollt Sorghum die Blätter ein und wird braun. Aber kaum fällt etwas Regen, wächst Sorghum schön weiter, währenddessen der Mais schon abgestorben ist», sagt er.

Als Haupt- und Zweitkultur

Stefan Zumsteg mit einer Sorghum-Rispe aus der letztjährigen Ernte. Er verfüttert sie siliert an seine Kühe. (Bild David Eppenberger) Getreide Sorghum gegen Trockenheit: Stefan Zumsteg setzt auf diese Getreidesorte gegen Wassermangel Monday, 24. June 2019 Auch gilt 2024 im ganzen Kanton Schaffhausen das Verbot von Mais nach Mais. So könnte Thomas Tanner auf der Parzelle, wo er Sorghum angepflanzt hat, Mais pflanzen und auf der jetzigen, benachbarten Maisparzelle Sorghum anbauen. «Aber leider wird das nächstes Jahr nicht klappen», sagt er. «Ich hatte noch Restsaatgut vom Mais übrig und habe dieses dann mit dem Sudangras ausgesät», bedauert er.

Tanner sät die Sorghumhirse als Hauptkultur an. «Sorghum ist sehr frostempfindlich. Der Saatzeitpunkt ist später als bei Mais. Der Boden muss richtig warm sein», erklärt er. Am besten funktionieren Breitsaat und Striegeln. Die Jugendentwicklung sei langsam und der eigentliche Knackpunkt. Gegen die Unkräuter striegelt und hackt Tanner. Das macht er als IP-Suisse-Produzent in all seinen Feldern und mit allen Kulturen. Die Düngung ist wie beim Mais: Mist, Gülle, etwas Kunstdünger – das reiche.

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Sudangras ist für ihn eine Zweitkultur. Er sät es direkt nach der Gerstenernte ein. «Sudangras wächst rasch hoch, hat aber sehr dünne Stängel und ist lager-anfällig», so Tanner. Einen weiteren Vorteil hat Sudangras, es ist nämlich mehrschnittig. Aber geerntet werden dürfen Sorghum und Sudangras erst ab einer Höhe von 60 cm, weil sich dann erst der Blausäuregehalt in der Pflanze genügend verdünnt hat. Schwierig sei es, den genauen Erntezeitpunkt zu bestimmen.

Beim Mais geht das einfach mit der Fingernagelprobe. Das funktioniert bei den winzigen Sorghumkörnern nicht. «Meistens sind bei mir Mais und Sorghum gleichzeitig reif, so dass ich in einem einzigen Erntedurchgang beides häckseln kann», sagt Tanner. Mühseliger ist die Ernte von Sudangras. Tanner zählt den Ernteablauf auf: «Sudangras mähe ich, lege es auf Schwaden und lasse es anwelken. So lässt sich der Feuchtigkeitsgehalt reduzieren. Dann hole ich den Häcksler und führe das Erntegut zum Fahrsilo.»

Auch für Milchkühe geeignet

Abo Sorghumweide mit Kühen Futterbau Sorghum beweiden lassen? Ein Praxisbericht aus der Romandie Thursday, 27. July 2023 Meistens hört man, dass sich Sorghum nur für Mutterkuhbetriebe eigne. Thomas Tanner setzt Sorghum aber auch bei seinen Milchkühen ein. Er züchtet Montbéliarde, eine Zweinutzungsrasse, deren Milchleistung nicht gegen die 10 000 kg geht. Dafür setzen die Tiere auch richtig Fleisch an. Den Mais sät Tanner als Mais-Bohnen-Gemenge. Zusammen mit Sorghum und Grassilage kommt alles ins gleiche Fahrsilo und wird im Futtermischwagen gemischt.

Aber bevor der Mischvorgang richtig startet, fährt Tanner die links im Stall stehenden Boxen der Mastmunis an. Die Maiskörner, etwas schwerer als die übrigen Mischkomponenten, fallen zuerst heraus, so dass die Maisration bei den Mastmunis etwas grösser ausfällt. Die Ration der Milchkühe auf der rechten Seite ist dann schön durchmischt. «So komme ich bei den Munis auch auf eine Tageszunahme von 1400 Gramm», sagt der Landwirt. Für Tanner hat Sorghum noch eine weitere Qualität: «Der Mais ist ein Starkzehrer. Hingegen habe ich nach Sorghum besten Gartenboden.»

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Alles im Dammanbau

Standortanpasste Nutzung mit Sorghum macht Thomas Tanner aber noch nicht zum Klimabauern. Was dazu zählt, sind permanente Bodenbedeckung und der Anbau in Dammkulturen. Tanner praktiziert dies seit diesem Jahr. Alle Kulturen – Mais, Getreide, Raps – werden auf Dämmen angebaut. Diese Methode kommt aus der regenerativen Landwirtschaft und soll Erosion verhindern. Ausserdem reduziere man Trockenstress und sorge für eine hohe biologische Aktivität im Boden, was für Tanner ausserordentlich wichtig ist. Deshalb setzt er auch auf artenreiche Gründüngungsmischungen, die er unmittelbar nach der Ernte einsät. Nächstens planen Tanners zudem eine Biogasanlage, um Mist und Gülle zu veredeln.

Betriebsspiegel
 
Betriebsleitung: Iris und Thomas Tanner
Ort: Merishausen SH
Ackerfläche: 80 ha
Kulturen: Weizen, Roggen, Raps, Mais-Bohnen, Sorghum, Natur- und Kunstwiesen
Viehbestand: Montbéliarde-Zucht, 40 Kühe, 40 Masttiere und 40 Aufzuchtkälber