Die Schweizer Kartoffelproduzenten blickten am Dienstag, 25. Februar, auf ein schwieriges Kartoffel-Jahr zurück. Dennoch gab ihnen der scheidende Präsident Ruedi Fischer mit auf den Weg: «Ich bin überzeugt, dass alles gut wird.» Zu diesem Optimismus trägt einerseits der gute Zusammenhalt in der Branche bei, aber auch der hoch motivierte Nachfolger von Fischer, Niklaus Ramseier.
Vision von Partnerschaft
Wie gut die Stimmung in der Kartoffelbranche ist, zeigten die emotionale Verabschiedung von Ruedi Fischer und die gut besuchte Mitgliederversammlung im bernischen Kirchberg. Auch die anwesenden Vertreter von Handel und Verarbeitung wurden nicht müde, das leidenschaftliche Wirken von Fischer für die Anliegen der Kartoffelproduzenten zu loben. So habe er in den 18 Jahren als Präsident der Vereinigung Schweizerischer Kartoffelproduzenten (VSKP) seine Vision von einer Partnerschaft über die gesamte Wertschöpfungskette verwirklicht. Tatsächlich kommen derzeit die Herausforderungen für die Kartoffelproduktion mehrheitlich von ausserhalb der Branche. So bereiten den Produzenten etwa die fehlenden Wirkstoffe beim Pflanzenschutz Kopfzerbrechen.
Drei Neue im Vorstand
Mit Niklaus Ramseier, dem ehemaligen Geschäftsführer des VSKP, bekommen die Kartoffelproduzenten einen jungen Präsidenten, der die Branche gut kennt und sich leidenschaftlich für die Anliegen der Produzenten einsetzt. Neben dem Präsidenten wechselten auch drei «alteingesessene» Mitglieder im Vorstand. Sébastien Hirschi aus Sugenens VD, Manfred Baumgartner aus Lindenmad SG und Peter Schmid aus Niederbütschel BE treten aus dem Vorstand zurück. An ihrer Stelle wählten die 139 Produzenten und elf juristischen Mitglieder des VSKP Beat Ryser aus Wichtrach BE, Markus Hofer aus Ballmoos BE und Benno Hörler aus Pfäfers SG in den Vorstand.
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Fehlender Pflanzenschutz
Die anstehenden Herausforderungen der Branche umriss Ruedi Fischer im Jahresbericht. Einerseits fehlt der Branche zunehmend das Pflanzgut. So wurden im vergangenen Jahr lediglich auf 1303 Hektaren Pflanzkartoffeln angebaut. «Dies ist ein sehr komplexer Markt. Allerdings geht es hier um die Versorgungssicherheit des Landes», betonte Fischer. Die Branche sei hier dringend gefordert, zu handeln.
Stark spürbar seien die Herausforderungen auch bei der «Grossbaustelle» Pflanzenschutz. Die Produzenten hätten hier einen guten Job gemacht. Allerdings prangerte Fischer die Unkenntnis bei den Ämtern an und deren fehlenden Willen, Verantwortung zu übernehmen: «Wir brauchen nicht dauernd neue Studien. Wir brauchen Mittel, die wir im Kartoffelbau einsetzen können und die wirken.» Er verglich den Pflanzenschutz mit der Humanmedizin und gab zu bedenken, dass man wieder im tiefsten Mittelalter wäre, wenn man dort einen solchen Kahlschlag bei den Wirkstoffen machen würde.
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Tiefere Rückbehalte
Was es bedeutet, Kartoffeln mit eingeschränktem Pflanzenschutz anzubauen, ist derzeit bei den Biokartoffeln zu beobachten. Die Ernte war im vergangenen Jahr so schlecht, dass die Schweiz derzeit auf grosse Mengen Import-Bio-Kartoffeln angewiesen ist. «Ein ökologischer Wahnsinn», wie es Ruedi Fischer betitelte.
Neue Geschäftsführerin des VSKP ist Lara Stamler. Sie stellte die Jahresrechung vor, die mit einem leichten Plus abschloss. Gute Neuigkeiten gab es in Sachen Rückbehalt zu verkünden: Aufgrund der wiederholt tiefen Ernten ist der Verwertungsfonds gut bestückt, sodass der Rückbehalt dafür halbiert werden kann. Zusammen mit den Verbandsbeiträgen wird den Produzenten im laufenden Jahr ein Rückbehalt von 70 Rp. pro 100 kg abgezogen. Dies, obwohl neu ein Rappen je 100 kg für Forschungsprojekte zur Seite gelegt wird. Im vergangenen Jahr hatte der Rückbehalt noch 88 Rappen betragen.
Verwaltet wird der Verwertungsfonds von Swisspatat. Neben tiefen Ernten haben auch die gemeinsamen Bemühungen zur Reduktion von Foodwaste dazu geführt, dass nur wenige Kartoffeln über den Fonds verwertet wurden.
In Zahlen
46,39 kg Kartoffeln hat jeder Schweizer im vergangenen Jahr gegessen – zu wenig, wie es der SVKP ausdrückt, dessen Ziel 60 kg pro Kopf sind.
9943 Tonnen Saatkartoffeln musste die Schweiz im vergangenen Jahr importieren.
3850 Kartoffelproduzenten gibt es in der Schweiz noch.
370 665 Tonnen Kartoffeln wurden im vergangenen Jahr in der Schweiz geerntet.