24 Franken und 50 Rappen. So viel kostete der kleine Weihnachtsbaum, der die Redaktion der BauernZeitung schmückt. Damit hat der Baum ungefähr den gleichen monetären Wert wie ein Haaröl aus dem Coop oder ein Menü 2 im Bären, ohne Getränk. Ungefähr neun Jahre brauchte die kleine Fichte, um die gewünschte Verkaufsgrösse zu erreichen.

Das sind neun Jahre Pflege in der Baumschule, neun Jahre Unkrautbekämpfung in der Anlage, neun Jahre Kontrolle auf Krankheiten, neun Jahre Triebe stutzen und neun Jahre einen Absatzkanal vorbereiten. Geht der Baum in den Kanal der Grossverteiler, folgt die Abnahme durch die Käuferin (Detailhandel) und schliesslich die Erntearbeit. Wird der Baum direkt vermarktet, folgt die Bereitstellung des Baumes, die Einrichtung eines Verkaufsplatzes und dann der eigentliche Verkauf. 24,50 Franken für neun Jahre Arbeit.

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«Braucht keinen Strom und kaum Dünger»

«Der Weihnachtsbaum ist relativ einfach zu produzieren, deshalb ist der Preis tief», sagt Benno Schmid von Wald Schweiz. Die Produktion erfordere keinen Strom und kaum Dünger, weshalb der Preis mehr oder weniger unverändert bleibt, so der Sprecher. Im Absatz über die Grossverteiler sei der Preis leicht angestiegen, im Direktverkauf bleibt er vergleichbar mit dem Vorjahr stabil, so Schmid.

Preis versus Aufwand

«Ganz so einfach ist das nicht», entgegnet Stefan Oberholzer, Präsident der Interessensgemeinschaft Suisse Christbaum. Es brauche Fachwissen, Fleiss und Geduld, um schöne Bäume zu produzieren, betont Oberholzer.

Die Frage, wie ein Baum von 24,50 Franken die Produktionskosten decken könne, richten wir auch an ihn. «Das kommt darauf an, wie intensiv der Baum produziert wird», erklärt Stefan Oberholzer. Betreibt man eine extensive Anlage, löst man in der Regel einen weniger guten Preis. «In der Tannenbaumproduktion gibt es riesige Unterschiede in der Art der Produktionsweise. Strebt man eine gute Qualität an, ist der Arbeitsaufwand das ganze Jahr hindurch zwingend nötig», weiss Oberholzer, der sich gerade für den letzten grossen Ansturm auf die Weihnachtsbäume vorbereitet.

Menge nimmt langsam zu

Sieht sich der Produzent oder die Produzentin gezwungen, Grossverteiler mit Aktionen zu beliefern, sinkt der Verdienst nochmals, so Stefan Oberholzer.

Die Nachfrage nach inländischen Tannenbäumen sei da, das merke man bei den Grossverteilern sowie im Direktverkauf, sagt er. Die Menge der in der Schweiz produzierten Bäume nehme langsam zu, aber diese Zahlen verändern sich nur so langsam, wie die Bäume wachsen. «Wir können gar nicht genug schnell auf den Markt reagieren», beobachtet der Präsident. «Es ist eine langsame Kultur, aber wir arbeiten daran.»

Knapp die Hälfte der Weihnachtsbäume in Schweizer Haushalten entstammen der hiesigen Produktion, wie Philipp Gut, der Geschäftsleiter der IG Suisse Christbaum, gegenüber dem Landwirtschaftlichen Informationsdienst (LID) erklärt. Er betont, dass dies angesichts der zollfreien Einfuhr von Christbäumen und der starken Konkurrenz durch niedrigpreisige Importe ein beachtliches Verhältnis ist. Baumärkte und Einzelhändler wie Hornbach, Bauhaus, Aldi und teilweise Landi vermarkten importierte Bäume zu Preisen, die für Schweizer Produzenten und Produzentinnen nicht zu unterbieten sind.

«Es wäre riskant»

Auf die Frage, ob die Schweizer Produzenten und Produzentinnen theoretisch die gesamte Nachfrage decken könnten, antwortet Philipp Gut: «Im Moment gibt es zu wenig Bäume und eine Ausweitung der Produktion ohne entsprechende Nachfrage wäre riskant.» Schweizer Produzenten müssten vorsichtig agieren, um Überproduktion und damit verbundene Verluste zu vermeiden.

In Zahlen
 
650 Christbaumproduzenten und -produzentinnen gibt es in der Schweiz.
620 Hektaren gross ist dieSchweizer Produktionsfläche ungefähr. Nicht eingerechnet ist die Produktion auf Waldflächen.
²∕³des Absatzes fallen auf die Nordmanntanne. Sie ist mit Abstand die beliebteste Baumart der Schweizerinnen und Schweizer.
45 %.So hoch ist der Anteil des Direktverkaufs ab Produzent, Markt, Hof oder Wald. Somit ist dies immer noch der grösste Verkaufskanal.
1,5 Millionen. So viele Weihnachtsbäume stehen jährlich in den Schweizer Stuben. Etwas weniger als die Hälfte davon stammt aus der Schweiz.