Die Resultate des Versuchsnetzes im ÖLN- und im Extenso-Verfahren von 2023 und 2024 bilden die Basis der Sortenempfehlungen. Das Versuchsnetz wird von Agroscope und Swissgranum koordiniert, welche in Zusammenarbeit mit der Groupe Culture Romandie und dem Forum Ackerbau die Sortenversuche durchführen. Die Branchenorganisation Swissgranum betont in ihrer Mitteilung, dass die Ergebnisse ausschliesslich zur Beurteilung der Sortenversuche dienten und kein Abbild der diesjährigen Gerstenernte in der Schweiz seien.
Erträge zweizeiliger Sorten rücken auf
Die neue Sorte Aleksandra erreicht den besten Ertrag der zweizeiligen Sorten. Sie erzielt in beiden Anbauverfahren mit Abstand das höchste Hektolitergewicht aller Gerstensorten. Die Erträge der zweizeiligen Sorten sind 2024 näher bei den sechszeiligen Sorten als im Vorjahr. Im Schnitt reihen sie sich dennoch – vor allem im Extenso – eher hinten an.
Wegen ihres tiefen PUI (Index für die Fettsäuren) werden die zweizeiligen Sorten bevorzugt für die Schweinefütterung eingesetzt und sind für Betriebe, welche eigenes Futter produzieren, immer noch die erste Wahl. Ein zu hoher PUI beeinflusst die Konsistenz des Körperfettes negativ.
Esprit und Integral im ÖLN rentabler als Hybridsorten
Die neue Hybridsorte SY Loona steigt vor allem im Extenso-Anbau bei der Rangfolge vorne ein. Nur SY Galileoo steht vor ihr auf dem ersten Platz. Im ÖLN-Anbau belegt SY Galileoo den zweiten und SY Loona den vierten Platz. Bei den Hybridsorten sind die Saatgutkosten pro Hektare um 60 % höher. Die Sorten Esprit und Integral mit ähnlich hohen Erträgen sind im ÖLN-Anbau somit rentabler als die beiden Hybridsorten.
Esprit zeigt Ertragseinbusse von 20 Prozent
Die neue Sorte Integral zeigt ähnlich hohe Erträge wie Esprit mit einem leicht besseren Hektolitergewicht. Zusätzlich ist sie tolerant gegenüber des Gelbverzwergungsvirus, welches mit den milden Temperaturen im Herbst und Winter zunehmend an Bedeutung gewinnt.
Die Sorte Esprit erzielt im ÖLN-Anbau den höchsten Ertrag und beweist somit ihr hohes Ertragspotenzial. Die Sorte Sensation fällt mit dem sechsten im Extenso und dem achten und somit letzten Platz im ÖLN-Anbau hinten ab. Ihre Stärke ist die Frühreife, welche sie im aktuellen Jahr nicht zeigen konnte. Sie erlitt im ÖLN-Anbau eine Ertragseinbusse von –20 % gegenüber dem Vorjahr, was deutlich höher ist als bei den anderen sechszeiligen Sorten. Bei Esprit lag die Einbusse bei –6 % und bei Integral –12 %. Auch im Extenso verzeichnet Sensation mit –28 % den grösseren Minderertrag als die anderen beiden Sorten mit je –24 %.
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Die Erlöse werden hauptsächlich durch den Ertrag bestimmt. Die Hektolitergewichte bringen aufgrund ihrer tiefen Gewichte 2024, bis auf wenige Ausnahmen, Abzüge. Aleksandra ist die einzige Sorte, die im ÖLN-Anbau im zweijährigen Schnitt einen Zuschlag erhält. Zur detaillierteren Beurteilung der Wirtschaftlichkeit müssten sortenspezifische Saatgut- und Behandlungskosten ebenfalls mitberücksichtigt werden.
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Im Extenso-Anbau beträgt die Differenz zwischen höchstem (SY Galileoo) und tiefstem (SU Laubella) Erlös je Sorte rund Fr. 346.–, im ÖLN-Anbau sind es vom höchsten (Esprit) zum tiefsten (Sensation) Fr. 351.– pro Hektare. Diese sortenspezifische Differenz ist nicht aussergewöhnlich.
16 dt/ha Unterschied
Der Ertragsunterschied zwischen den Anbauverfahren Extenso und ÖLN lag 2024 bei 16 dt/ha. Im Vergleich zum mittelmässigen Vorjahr sanken die Erträge nochmals um 13 % unter ÖLN-Bedingungen und 23 % unter Extenso-Bedingungen.
Es braucht einen Mehrertrag von 20 bis 26 dt/ha, um die Mehrkosten für den intensiven Anbau mit bis zu zwei Fungiziden, Wachstumsregulatoren, 30 kg zusätzlichem Stickstoff und die dafür nötigen Überfahrten zu bezahlen sowie den wegfallenden Beitrag «Verzicht auf Pflanzenschutzmittel» zu kompensieren.
99 dt/ha wären nötig
Werden die Gerstenerlöse mit dem Anbau von Brotweizen der Klasse I nach ÖLN-Richtlinien (Annahme 70 dt/ha Ertrag) verglichen, müssten 99 dt/ha Gerste im ÖLN- beziehungsweise 75 dt/ha im Extenso-Anbau geerntet werden können, um finanziell den gleichen Erlös zu erzielen.
Laut aktuellsten Erhebungen erreicht keine Sorte diesen Mehrertrag, weder im Extenso- noch im ÖLN-Anbau. Liegt das Ertragspotenzial von Brotweizen am eigenen Standort jedoch über oder unter den 70 dt/ha Weizen, ist auch der nötige Gerstenertrag entsprechend zu korrigieren.
Ertragsdurchschnitt 73,2 dt/ha
Der Ertragsdurchschnitt im ÖLN-Anbau beträgt laut Swissgranum 73,2 dt/ha, im Extenso-Anbau 57,3 dt/ha. Dies liegt mit 84 dt/ha (ÖLN) bzw. 74,8 dt/ha (Extenso) deutlich unter den letztjährigen Ergebnissen.
Auch das Hektolitergewicht ist im Vergleich zum Vorjahr witterungsbedingt deutlich vermindert. Im ÖLN-Anbau liegt der Durchschnitt laut Swissgranum bei 62,7 kg/hl und im Extenso-Anbau bei 60,1 kg/hl. Im Jahr 2023 war der Durchschnitt 66,8 kg/hl (ÖLN) respektiv 64,6 kg/hl (Extenso).