«In der Pflanzenheilkunde geht es nicht immer unbedingt darum, gezielt ein Übel zu bekämpfen. Ihr Fokus liegt auch darin, die Immunabwehr zu stärken», sagte Roger Bolt eingangs des Strickhof-Arbeitskreistreffens für Pflanzenheilkunde im Stall. Dabei komme man nicht um den Darm herum, da dieser ein zentrales Organ des Immunsystems sei. «Daher lässt sich viel über die Ernährung erreichen», so Bolt. Er nennt als Beispiel Leinsamen, welche den Darm mit Schleim versorgen und dessen Tätigkeit anregen. Die Stärkung des Immunsystems ist auch bei der Behandlung von Parasiten grundlegend. Diese waren Hauptthema an der Veranstaltung, die vor zwei Wochen auf dem Milchviehbetrieb von Daniel Hess oberhalb von Bäretswil im Zürcher Oberland stattfand.
Das Tier reagiert mit Kratzen und Scheuern
Roger Bolt ging zunächst auf Ektoparasiten ein. Darunter sind Insekten oder Spinnentiere wie Läuse, Milben, Zecken oder Haarlinge zu verstehen, die sich vom Blut oder von Hautpartikeln eines Wirtstiers ernähren. «Ob ein Tier von äusserlichen Parasiten befallen ist, ist ihm häufig an seinem Verhalten anzumerken», sagte der Dozent. «Besonders auffallend ist der Juckreiz, auf welchen das Tier mit Kratzen und Scheuern reagiert.» Dies wiederum führt nicht selten zu Entzündungen und Vereiterungen. Im Falle eines Milbenbefalls kann es zudem zu einer Blutarmut kommen.
Das Ziel ist nicht ein komplett wurmfreies Tier
Mit Endoparasiten sind dagegen Organismen gemeint, die im Körperinneren leben. Ein verbreitetes Beispiel bei Nutztieren ist der Befall mit Würmern. Eine Vielzahl von Wurmarten betrifft den Magen-Darm-Trakt, es gibt jedoch auch Arten, welche die Atemwege befallen. Ist der Darm betroffen, kann es zu Durchfall, Blutarmut, Darmentzündungen und sogar zu Darmgeschwüren kommen. Ein Befall der Lunge kann sich durch schwere Atmung, Husten und ebenfalls Blutarmut bemerkbar machen. «Mit einer Behandlung ist es kaum möglich, zu erreichen, dass die Tiere komplett wurmfrei sind», sagte Bolt. «Das ist auch gar nicht notwendig. Kühe etwa können mit einem leichten Wurmdruck umgehen.» Zur Kontrolle sei es wichtig, vor und nach einer Behandlung Kotproben vorzunehmen.
Es kamen pflanzliche Mittel zur Sprache, die gegen verschiedene Parasiten im Stall eingesetzt werden können. Hier eine Auswahl:
Dalmatinische Insektenblume: Bei dieser handelt es sich um eine Chrysanthemenart. Der Wirkstoff Pyrethrum, der aus den Blüten gewonnen wird, führt bei Insekten und Spinnentieren zu Lähmungserscheinungen. Praktisch ist die Anwendung als Spray (z. B. Milbizid).
Siliziumsilikat: Bei Siliziumsilikat (z. B. Klinofeed) handelt es sich um ein Mineral sedimentären Ursprungs aus der Gruppe der Zeolithe. Das Pulver kommt als mineralischer Futterzusatzstoff zum Einsatz, der Schadstoffe im Verdauungstrakt bindet. Es ist auch gegen Milben wirksam, dabei wird es dem Einstreu bzw. dem Hühner-Sandbad beigefügt.
Walnussblätter: Sie enthalten Gerbstoffe, die von Insekten gemieden werden. Daher kommen sie unter anderem zur Abwehr von Fliegen zum Einsatz. Z. B. in Form einer Tinktur, die in Wasser verdünnt versprüht wird. Die Gerbstoffe wirken zudem gegen Durchfall und Würmer. Zu beachten: Frische Walnussblätter enthalten im Frühling mehr Wirkstoffe als im Herbst. Tagesdosis: Rind 50–100 g; Pferd 50–100 g; Schaf/Ziege 10–25 g; Geflügel 1–2 g.
Neem: Der indische Neembaum enthält den bitteren Wirkstoff Azadirachtin, welcher Insekten und Milben abhält. Häufig verwendet wird das Öl, das aus den Samen gewonnen wird. Es ist in Form von Puder oder Spray erhältlich.
Knoblauch: Das Lauchgewächs ist ein altes Hausmittel gegen Würmer. Für die innerliche Anwendung eignet er sich frisch dem Futter beigemischt oder als Tinktur (siehe Kasten). Tagesdosis frischer Knoblauch: Rind 20–30 g; Pferd 20 g; Ferkel 4 g; Geflügel 4 g. Wichtig: Kühen, deren Milch in den Handel kommt, darf kein Knoblauch verabreicht werden.
Kurkuma: Das südasiatische Ingwergewächs ist wirksam gegen Würmer. Dazu wird die Wurzel grob gepulvert ins Futter gemischt. Tagesdosis: Rind 10–20 g; Pferd 5–10 g; Schaf/Ziege 2–5 g; Geflügel 0,05–0,1 g.
Eichenrinde: Die enthaltenen Gerbstoffe bewirken, dass sich die Darmschleimhaut zusammenzieht. Eichenrinde wirkt sowohl gegen Durchfall wie auch gegen Wurmbefall. Tagesdosis: Rind 25–50 g; Pferd 25–50 g; Schaf/Ziege: 5–10 g; Geflügel 1–2 g.
Esparsette: Die Leguminose dient nicht nur als Futterpflanze, sondern aufgrund des Gerbstoffgehalts auch als Mittel gegen Wurmbefall. Sie ist z. B. in Form von Pellets erhältlich.
Wermut: Der Bitter- und Gerbstoffe wegen hält Wermut Insekten fern und wirkt gegen Würmer. Tagesdosis frisches Kraut: Rind 25–50 g; Pferd 25–50 g, Schaf/Ziege 5–10 g; Geflügel 0,1–0,5 g.
Thymian: Thymian wirkt nicht nur bei Atemwegserkrankungen, sondern gilt auch als wurmtreibend. Er lässt sich gut mit anderen Kräutern mischen.
Weiteres: Auch Leberegel kamen zur Sprache. Diese sind vor allem an feuchten Standorten zu finden. Eine Teilnehmerin hat gute Erfahrungen damit gemacht, gezielt Nassstellen (z. B. an Tränkestellen) zu sanieren.