In diesen Tagen hat die Fachstelle Naturschutz des Amts für Landschaft und Natur (ALN) Zürich damit begonnen, im Oerlinger Riet bestehendes Kulturland in ein Riet zu überführen. Damit verschwinden in einer ersten Etappe fast vier Fussballfelder an wertvollem Kulturland.

Bereits über zehn Hektaren grosses Riet

Das entsprechende Rietgebiet liegt im Bundesinventar der Landschaften und Naturdenkmäler von nationaler Bedeutung und das Kerngebiet mit einer Fläche von 5,84 ha im Inventar der Flachmoore von nationaler Bedeutung. Angrenzend an das Kernschutzgebiet mit kleinen Weihern und Schilfbeständen entstehen nun weitere, neue Rietflächen.

Bereits sind angrenzend 0,92 ha Land als extensiv genutzte Wiesen ausgewiesen, diese befinden sich jetzt im neuen Rietgebiet. Zusätzlich sind südlich zum bestehenden Riet Bewirtschaftungsverträge für mehrere ­Parzellen vorhanden. Der aktuelle Gesamtperimeter umfasst 9,45 ha. Mit dem neusten Projekt kommen weitere 1,8 ha zu diesem Schutzgebiet hinzu, wobei diese Fläche zusammen mit der bereits ausgewiesenen extensiven Wiese ebenfalls baulich neu gestaltet wird.

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Mühsame Handarbeit durch Bagger zerstört

Seit einigen Tagen sind die umfassenden Bauarbeiten im Gange. Zuerst werden die vor rund 100 Jahren einst in mühsamer Handarbeit erstellten Drainagen und Vorfluter gekappt, welche die bis anhin vorhandenen Flächen entwässerten. Damit wird sich das Riet rasch wieder vernässen. Zugleich werden einzelne Tümpel für später stehendes Wasser ausgehoben, damit die gewünschte Rietlandschaft entsteht.

«Wenn dies unsere Vorfahren sehen würden, welche dieses Land für die dazumal überlebenswichtige Nahrungsmittelproduktion von Hand mit dem Spaten fruchtbar gemacht haben,  könnten sie die Welt nicht mehr verstehen», meint ein kopfschüttelnder Oerlinger Landwirt. «Jede Extensivierung bei uns in der Schweiz führt irgendwo auf der Welt  zu einer Intensivierung.»

Beste Böden gehen verloren

In der landwirtschaftlichen Nutzeignungskarte des Kantons Zürich liegen diese Flächen mit dem typischen Moorboden in den Eignungsklassen sieben bis zehn. Sie wurden während Jahrzehnten auch intensiv für den Ackerbau genutzt. Die Bauern schätzten diese Böden, weil sie vor allem in trockenen Jahren immer noch gute Erträge lieferten.

Pikant an der ganzen Geschichte ist auch der Umstand, dass die bei den Aushubarbeiten anfallende Erde und der Torf sehr kostspielig in einer speziellen Deponie in Weiach entsorgt werden müssen. Der Grund ist eine zu hohe Kupferbelastung aufgrund des früheren Kartoffelanbaus.

Weitere Extensivierung befürchtet

Die aktuellen Bauarbeiten scheinen nur ein erster Schritt zu sein. «In den nächsten Jahren sind weitere Etappen zwischen dem Riet und dem Mederbach geplant, um die Moorflächen auszudehnen», sagt ein Oerlinger, der anonym bleiben will.

Gemäss den vorhandenen Plänen sollen es dann nochmals rund 9 bis 10 ha Kulturland sein, die teilweise sogar als Fruchtfolgeflächen gelten. In den entsprechenden Planunterlagen sind vorerst rund 5,2 Hektaren als prioritäre Potenzialflächen für Feuchtgebiete ausgewiesen.

  Raumplanung Surf- und Erholungspark auf bestem Ackerland Wednesday, 20. October 2021