Laut der gemeinsamen Medienmitteilung der Schweizer Zucker AG und dem Schweizerischen Verband für Zuckerrübenpflanzer können aufgrund der nassen Böden ungefähr 15'000 Tonnen Zuckerrüben kaum noch vor Kampagnenende geerntet werden. Der grössere Teil befinde sich dabei im bernischen Seeland.

«Der Entscheid, ob geerntet wird, liegt abschliessend immer beim Landwirt», so Martin Flury, Präsident des Schweizerischen Verbandes der Zuckerrübenpflanzer. «Doch das Zusammenspiel mit dem Lohnunternehmer und der Fabrik ist dabei genauso wichtig», ergänzt er. 

Leistungen der Fabriken zur Gewinnung von Zeit gedrosselt

Nicht nur die Landwirte seien von der angespannten Situation betroffen, auch die Lohnunternehmer und schliesslich auch die Fabrik seien von den Auswirkungen betroffen, heisst es in der Medienmitteilung. «Um Zeit zu gewinnen, drosseln wir jetzt schon die Leistungen der Fabriken», so Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG

Das zeitliche Hinauszögern des Kampagnenendes sei ein probates Mittel, um spät geerntete Rüben noch zu verarbeiten, heisst es in der Mitteilung. Um Klarheit für die beteiligten Akteure zu schaffen, wurden vom Verband und der Fabrik Lösungen für verschiedene Szenarien vorbereitet. Unabhängig von der Variante würden sämtliche Rüben von den Fabriken übernommen. 

Folgende Varianten wurden erarbeitet: 
- In einer ersten Phase bleiben die Leistungen der Fabriken gedrosselt, um noch länger Rüben zur Verarbeitung zu haben. Das bedeutet auch, dass die Kampagne dieses Jahr länger dauert; in Frauenfeld sicher bis anfangs Januar. Lässt das Wetter demnächst eine Rodung zu, werden alle Rüben verarbeitet.
- Reicht dieses Zeitfenster nicht, werden die Rüben später geerntet und direkt zu Futterschnitzel verarbeitet, oder – wenn die Qualität ausreichend ist – wird geprüft, die Fabrik in Aarberg erneut hochzufahren und mindestens Dicksaft zu produzieren. Beide Varianten sind kostspielig, decken aber einen Teil des zu erwartenden Schadens.
- Können die Rüben – egal zu welchem Zeitpunkt sie geerntet werden – aus Qualitätsgründen nicht mehr verwertet werden, so würden sie in Biogas-Anlagen zu Energie umgewandelt. 

Ertragsausfälle und Zusatzkosten 

Das Wetter der nächsten Tage werde zeigen, welches Szenario eintreffen wird. Klar sei allen Beteiligten, dass die aktuelle Situation zu Ertragsausfällen und Zusatzkosten führen werden. Über ein Entschädigungsmodell, welche sowohl den entstandenen Schaden der Landwirte als auch die zusätzlichen Kosten seitens der Fabrik berücksichtigt, werde sich beraten.

Angedacht sei, dass den Landwirten zumindest der Standardpreis ausbezahlt werde. «Wir lassen die Pflanzerinnen und Pflanzer in dieser ausserordentlichen Situation nicht im Stich», sind sich Guido Stäger und Martin Flury einig. Es sei nach wie vor das Ziel, die Anbaufläche der Zuckerrüben auszudehnen und damit die Zukunft der ganzen Branche zu sichern. Dies sei jedoch nur möglich, wenn die Landwirte Planungssicherheit und Vertrauen in die Kultur haben. Laut Medienmitteilung werden Details definiert und zu gegebener Zeit über das weitere Vorgehen informiert.