Es regnete am Freitag, 25. April – also genau das richtige Wetter für eine Hauptversammlung. Jene des Vereins Hochstammobstbau Schweiz fand im sankt-gallischen Gossau statt. Auch Vereinspräsident Ernst Peter nahm Bezug auf das Wetter – nämlich das letztjährige, wo die Obstkulturen im Gegensatz zu den Ackerkulturen nicht unter der Nässe gelitten hatten.
Preisanpassung erwünscht
«Die Mostapfelernte reicht über ein Jahr und bei den Mostbirnen reicht es gar für zwei Jahre», sagte Ernst Peter. An der letztjährigen Versammlung sei der Mostbirnenmangel ein Thema gewesen. Davon könne dieses Jahr keine Rede sein. Es habe genug Birnenkonzentratmenge. 2024 war also ein gutes Jahr für die Produzenten. Es gab auch keine Abstriche für den Rückbehalt im Ernteausgleichssystem.
Dennoch ist Hochstammobstbau Schweiz mit den Preisen unzufrieden, die seit Jahrzehnten auf dem gleichen Niveau sind. «Wir haben die Forderung nach höheren Preisen beim Schweizer Obstverband deponiert. Seither warten wir auf eine Antwort», sagte Peter. Ernst Möhl, der als einziger Mostereivertreter an der Versammlung teilnahm, war da mit seiner Antwort an der Versammlung schneller. «Auch wir Mostereien sind unter Druck und leiden unter den sinkenden Margen. Ich sehe keinen Spielraum für Preiserhöhungen», stellte er klar. Zudem appellierte er an die Mitglieder, sich dem Ernteausgleichssystem nicht zu verweigern. «Wir von der Mosterei Möhl sind bereit, Ernteausgleich-Reserven anzulegen. Aber wenn es eine Grossernte wie im 2018 gibt, dann ist man auf den Ernteausgleich angewiesen. Es geht nicht anders», sagte er, zumal der Rückbehalt in den letzten drei Jahren kaum der Rede wert gewesen sei.
Bange machen gilt nicht
Fredi Klee, Präsident der IG Appenzeller Obst, war sichtlich irritiert und meldete sich zu Wort. «Es geht nicht an, dass man schon vorauseilend wegen Grossernten und dem Ernteausgleich Ängste schürt. Wir Bauern sollten uns darauf verlassen können, dass der Richtpreis bezahlt wird. Der Rückbehalt ist immer auf dem Buckel von uns Landwirten», sagte Klee. Peter Schildknecht aus Mörschwil war anderer Meinung: «Wir sind froh, dass die Mosterei Möhl all unser Mostobst abnimmt. Jedes andere System als das jetzige ist komplizierter.» Was wiederum Ernst Peter herausforderte, der eine Plafonierung des Ernteausgleichs favorisiert, denn das jetzige System sei nach oben offen.
Die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass Widerstände gegen den Ernteausgleich auf Granit stossen. Bleibt zu hoffen, dass auch in diesem Jahr kein Rückbehalt fällig wird.
Nachgefragt bei Ernst Möhl: «Unsere Eigenmarke verkauft sich gut»
Landauf, landab sieht man zwei Plakate nebeneinander hängen, das eine wirbt in Grossbuchstaben für Shorley Original – das andere für Shorley Fresh. Was ist der Unterschied?
Ernst Möhl: Im Gegensatz zu unserem Original-Schorley mit 60 % reinem Apfel und 26 kcal Zucker enthält Shorley Fresh nur 30 % Apfelsaft und auf 100 ml nur noch 13 kcal. Wir haben Fresh neu lanciert, weil immer mehr Stimmung gegen die Zuckergehalte in den Getränken gemacht wird. Mit Shorley Fresh erschliessen wir für uns eine Marktlücke und bieten neben all den Konkurrenzprodukten mit tiefen Zuckergehalten ein kalorienarmes Apfelsaftgetränk auf natürlicher Basis an.[IMG 2]
Sie sprachen an der Versammlung den Margendruck an. Wie bekommen Sie das zu spüren?
Wirtschaftlich lohnt sich für uns der Verkauf mit Halbfabrikaten wie Konzentrat oder Saft in Tanklastwagen nicht mehr zu jedem Preis. Dadurch sank unser mengenmässiger Ausstoss. Hingegen laufen all die Apfelsaftgetränke und Apfelweine gut, die wir unter unserer Eigenmarke Möhl verkaufen.
Bedienen Sie daher gewisse Sammelstellen nicht mehr?
Das ist so. Wir können nur abnehmen, was wir auch verkaufen können. Daher nehmen wir das Mostobst von Bernhardszell und Waldkirch nicht mehr entgegen.
Warum investieren Sie trotz des Margendrucks an Ihrem Standort in Arbon?
Unsere eigenen Produktlinien funktionieren hervorragend. Deshalb investieren wir in eine neue Abfüllanlage. Zurzeit sind wir an der Projektplanung und dem Einreichen der Baubewilligungen. Die Fertigstellung ist auf das Jahr 2029 geplant. Interview Daniela Clemenz