Die Schweiz stöhnt unter Hitze und Trockenheit. Diese haben je nach Standort und Bodenart unterschiedliche Auswirkungen auf die Pflanzen. Auch die Bewirtschaftungsart spielt eine wichtige Rolle.
Viele Landwirtinnen und Landwirte fragen sich: «Werde ich genügend Futter für meine Tiere haben für diesen Winter?» Die BauernZeitung hat sich bei einigen kantonalen Beratungszentren umgehört, wie es in den wichtigen Anbauregionen im Schweizer Mittelland ausschaut.
Nicht jede Region ist gleich stark von der Trockenheit betroffen
«Im Kanton Bern haben wir heuer ein eher trockenes Jahr, jedoch mit starken Ungleichheiten», meint Martin Zbinden, Futterbauberater am landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum des Kantons Bern, Inforama. So gebe es neben Regionen, welche unter der Trockenheit leiden, auch solche, die von Starkniederschlägen und entsprechenden Erosionsfolgen betroffen gewesen seien.
Er empfehle, sich besser zu vernetzen und Erfahrungen auszutauschen. So verweist Zbinden zum Beispiel auf die von ihm betreute Whatsapp-Gruppe «Graswachstumsbericht», in welcher man sich über die aktuelle Situation im Futterbau austauschen könne. Interessenten können sich bei Martin Zbinden melden.
Kann der Futterzuwachs im Herbst den (praktisch) fehlenden zweiten Schnitt kompensieren?
In Bezug auf die Trockenheit sieht Claudia Degen vom landwirtschaftlichen Institut des Kantons Freiburg Grangeneuve die Situation ähnlich. Sie verweist zusätzlich auf die Website www.bewaesserungsnetz.ch. Auf dieser betreibt die Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) in Zollikofen ein Messnetz zur Bodenfeuchte.
Die Messsonden sind hauptsächlich im westlichen Mittelland positioniert, die Informationen für alle Landwirte frei verfügbar.
Entspannter sieht die Futtersituation Bruno Nabulon, Futterbauberater am landwirtschaftlichen Zentrum vom Kanton St. Gallen in Flawil. Nach einem sehr ertragreichen ersten Schnitt habe der zweite zwar nicht viel Ertrag gegeben, das Gras wachse in der Höhe jedoch wieder üppig, und er sei zuversichtlich, dass bei günstigen Bedingungen im Herbst einiges kompensiert werden könne.
Der Regen mildert jetzt die Lage
«Bis vorletzte Woche war es bei uns sehr trocken, jetzt hat es aber zum Glück an den meisten Orten zwischen 30 und 70 Liter pro Quadratmeter geregnet», kommentiert Matthias Koller, Futterbauberater vom Bildungs- und Beratungszentrum Arenenberg, die aktuelle Lage im Kanton Thurgau. Er verweist auch auf die regionalen Unterschiede: «Landwirte mit schweren Böden waren ganz klar weniger betroffen von den trockenen Bedingungen.» Der Mais sei jedoch praktisch im ganzen Kantonsgebiet im Verzug. Letztes Jahr hätten viele Landwirte um diese Jahreszeit bereits Grünmais verfüttert.
[IMG 2]
Ob das Futter knapp wird, entscheiden auch die Maiserträge
Kritisch sieht Hanspeter Hug vom landwirtschaftlichen Kompetenzzentrum Strickhof die Lage. So sei der erste Schnitt zwar überdurchschnittlich ertragreich gewesen, der gemessene Qualitätsgehalt liege aber weit unter dem Durchschnitt. Die Wiesen und Weiden leiden nun besonders unter der Hitze im Mittelland. Es gebe nicht viel Zuwachs. Entscheidend sei darum, wie es mit dem Mais weitergehe. Viele Landwirte hätten spät und bei schlechten Bedingungen gesät.
Das räche sich nun: «Man sieht auch bei den Wiesen, wer hier die Nerven nicht hatte, ein paar Tage zu warten. Wer gleich nach dem feuchten Frühling reinfuhr, hat sich Möglicherweise eine Hypothek für die nächsten Jahre geschaffen» so Hug.