Im Zusammenhang mit dem gesellschaftlichen Druck auf die Schweizer Landwirtschaft bezüglich des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln sucht die Branche auf Hochtouren nach neuen Lösungen. Lösungen, wie man die Pflanzen, die wir lieben, schützen kann. Ein neues solches Projekt ist das Spot Spraying im Gemüsebau.

Gezielt nur die Kulturpflanze behandelt

Beim Spot Spraying wird gezielt nur die Kulturpflanze mit Pflanzenschutzmittel behandelt. Das Agriqnet-Projekt welches vom Verband Schweizer Gemüseproduzenten initiiert wurde, heisst: «Ressourcenschonender, nachhaltiger Pflanzenschutz im Gemüsebau durch kameragesteuerte Pflanzenschutzroboter».

Dabei wurde ein Prototyp basierend auf einem bereits existierenden Hackroboter entwickelt. Diese Nachrüstung für den «IC-Weeder» ist mittlerweile marktfähig.

Lemken-Tochter Steketee entwickelte den Roboter

Hans Möri, Geschäftsführer von Möri AG Gemüsebautechnik in Aarberg BE und Vertreter von Steketee, unterstützte das Forschungsteam der Agroscope technisch. Steketee ist eine holländische Firma, die sich die mechanische Unkrautbekämpfung auf die Fahne geschrieben hat. Sie ­wurde 2018 von Lemken übernommen.

Gezielte Menge an Fungizid oder Insektizid auf die Pflanzen

Der Hackroboter hackt in Reihen stehende Kulturen und ­erkennt jede Pflanze mittels Bildsteuerung. Es gibt den IC-Weeder in Arbeitsbreiten von 1,5 m bis 6 m. Für den Versuch wurde ein 1,5 m breiter Roboter verwendet. Dabei baute man auf den Hackroboter einen Tank auf und spezielle Düsen, die jede Kulturpflanze einzeln mit einer gezielten Menge an Fungizid oder Insektizid besprühen.

Kinderkrankheiten ausgemerzt

Das Ziel des Versuches war, den Roboter so zu entwickeln, dass er praxistauglich ist. 2018 wurden erste Feldversuche gemacht und Kinderkrankheiten ausgemerzt sowie Versuche in vier Salatsätzen durchgeführt. Es gab auch Versuche in anderen gesetzten Kulturen wie Pak-Choi, Petersilie, Sellerie usw.

Grosse Einsparung von Pflanzenschutzmittel in frühen Stadien

In den Versuchen konnte in Salat und Pak-Choi mit Spot Spraying über die Kulturdauer mehr als 50 % Pflanzenschutzmittel (Fungizide und Insektizide) eingespart werden.

In frühen Stadien waren sogar zehnmal weniger Spritzmittel nötig als mit der Feldspritze. Dabei war die Wirksamkeit in beiden Kulturen ­vergleichbar mit dem Betriebsstandard. In den Salatversuchen war der Blattlausbefall in den Verfahren Pflanzenschutzroboter und Feldbalken in etwa gleich.

Verfahren ist komplexer und weniger schlagkräftig

Die Forschungsgruppe der Agroscope schlussfolgert, dass Spot Spraying im Feldgemüsebau in Reihenkulturen funktioniert. (Hier gehts zur Studie)

Es ist aber zurzeit noch aufwendiger, komplexer und weniger schlagkräftig, als herkömmliche Pflanzenschutztechnik wie der Feldbalken. Dies vor allem wegen der tieferen Fahrgeschwindigkeit, die sich aus der Kombination mit dem Hackroboter ergibt, sowie die geringere Arbeitsbereite.

Wirtschaftlichkeit wird noch untersucht

Wie wirtschaftlich das Verfahren im Vergleich zur etablierten Technik ist, untersucht Agroscope aktuell.

Rolf Matter, der Projektkoordinator und Geschäftsleiter der Schweizerischen Zentralstelle für Gemüsebau, findet dieses Gerät einen Schritt in die richtige Richtung. «Jedoch sind damit noch lange nicht alle Probleme gelöst. Nun kann man dieses Gerät bei einer Handvoll Gemüsekulturen einsetzen. Angepflanzt werden in der Schweiz aber über 80 Arten von Gemüse.»

Weitere Informationen:
www.agroscope.ch
www.moeri-brunner.ch