«Massnahmen wie der Herbizidverzicht durch den Einsatz eines Mähroboters oder das Verwenden von Kompost kommen bei unseren Kunden sehr gut an», betonte Urban Baumgartner aus Hünenberg an der Flurbegehung der Arbeitsgemeinschaft Zentralschweizer Obstproduzenten (AZO). Seit vier Jahren macht er beim Projekt «Innovativer Pflanzenschutz bei Kirschen» mit. Seine Haupterkenntnis: Das Schliessen des Regendaches bereits vor der Blüte verursache zwar Hektik bei tiefen Schneefallgrenzen, bringe aber viele Vorteile und könne den Pflanzenschutzmitteleinsatz reduzieren.[IMG 2]

«Wir müssen unsere Fortschritte gegenüber den Konsumenten ausloben.»

Urban Baumgartner, Obstbauer und Direktvermarkter aus dem zugerischen Hünenberg.

Pflanzenschutz durch Projekt reduziert

Abo Obstbau Verschiedene Verfahren der alternativen Baumstreifenpflege Sunday, 9. July 2023 Viele Pluspunkte im frühzeitigen Abdecken der Anlage sieht auch der Schwyzer Obstbauer Kilian Diethlem, der ebenfalls beim Projekt mitmachte. In den vergangenen Jahren habe bei den Kirschen die Frostgefahr stark zugenommen, mit einem geschlossenen Regendach und der Unterkronenberegnung könne er die Temperatur in seiner Anlage um vier Grad erhöhen. Auch der Fruchtbehang sei unter dem Regendach ausgeglichener, da die Nährstoffversorgung und der Bienenflug da auch bei Dauerregen funktionieren würden. Er habe während der Projektphase die Pflanzenschutzmittelmenge stark reduzieren können. Trotz immer weniger Mittel blickt er im Fungizidbereich positiv in die Zukunft.

Läuse sind eine grosse Herausforderung

Weniger euphorisch ist er hingegen bei der Bekämpfung der Kirschenblattlaus, da sei man auch zukünftig auf Produkte wie Gazelle oder entsprechende Alternativen angewiesen. Eine intensive Stickstoffdüngung, welche für eine wirtschaftliche Produktion im konventionellen Anbau nötig sei, fördere den Druck durch Blattläuse noch zusätzlich. Auf eine gezielte Verabreichung von Einzelnährstoffen verzichtet Urban Baumgartner. Seit fünf Jahren besteht seine Düngung nur noch aus Komposttee und hygienisiertem Nähr-Humus-Kompost. Ziel seien möglichst gute Mikroorganismen im Boden. Dank gesunden und luftigen Böden könne er bei Krankheiten wie Schrotschuss auch biokompatible Mittel wie Myco-Sin in seine Pflanzenschutzstrategie einbauen. Solche Fortschritte könnten gegenüber dem Konsumenten aktiv kommuniziert werden. Erfreulich seien auch die Resultate der im Rahmen des Projektes gemachten Rückstandsproben bei Früchten gewesen, wo teilweise kaum etwas nachgewiesen werden konnte. «Das sieht beim Proben im Ausland mehrheitlich ganz anders aus. Auch dies müssen wir zukünftig vermehrt ausloben», so der Direktvermarkter.

«Es wird interessant werden, welche Strategie sich bei uns am besten bewährt.»

[IMG 3]Vando Jühlich, Projektinitiant und Obstbau-Verantwortlicher am Schluechthof in Cham.

Lösungen für Praxisbetriebe

Viel Obst wird auch aus der rund fünfjährigen Anlage des Schulbetriebes Schluechthof direkt vermarktet. Vando Jühlich ist für den Obstbau verantwortlich und einer der drei Initianten des Praxisversuchs zum Thema Baumstreifenpflege, der 2023 startete. Zusammen mit Aurelia Jud vom BBZN Hohenrain und Obstbau-Dienstleister Manuel Estermann aus Rain untersucht er die Vor- und Nachteile sowie die optimalen Kombinationsmöglichkeiten der verschiedenen Verfahren (Kasten). «Es wird interessant sein zu beobachten, welche Kombinationsmöglichkeit der drei Geräte sich bei uns am besten bewährt», erklärte Vando Jühlich gegenüber der grossen Zahl an Interessierten.

Kein wissenschaftlicher Ansatz

Aurelia Jud betonte, dass der Herbizideinsatz immer mehr unter Druck komme, zudem könne mit alternativen Baumstreifenpflege-Massnahmen der Produktionssystem Beitrag «Verzicht auf Herbizide in Dauerkulturen» ausgelöst werden. Gerade für kleinere Obstbetriebe sei aber die Anschaffung einer teuren Spezialmaschine herausfordernd. Der Versuch solle Praxisbeispiel und Anschauungsprojekt zugleich sein. «Es ist uns ein Anliegen, dass die Versuche allen Zentralschweizer Obstbauern etwas bringen. Wir verfolgen keinen wissenschaftlichen Ansatz, möchten aber zur Lösungsfindung auf den Zentralschweizer Betrieben beitragen», so Aurelia Jud.