Schweizer Zucker ist gesucht, sehr gesucht sogar. Erst recht, da auch dieses Jahr zu wenig inländischer Zucker produziert wurde und somit bedeutende Importe nötig wurden. Ein Anbau lohnt sich deshalb allemal: Zum einen profitieren die Rübenbauern von einem höheren Einzelkulturbeitrag, und zum anderen hat die Zuckerrübe positive Begleiterscheinungen innerhalb der Fruchtfolge. Eine tiefe Durchwurzelung, eine Verbesserung der Bodenfruchtbarkeit sowie eine weitgehende N-Entleerung der Böden sind nur einige positive Effekte dieser Ackerkultur.

Ein paar schlechte Jahre

«Wir hatten jetzt ein paar schlechte Jahre hinter uns: sei es beim Rübenpreis, beim Wetter oder beim Krankheitsdruck. Generell ist die Rübe aber eine robuste Kultur und hat immer noch eine wichtige Rolle in der Fruchtfolge», hält Guido Stäger, CEO der Schweizer Zucker AG, fest. Und: «Im Weiteren haben wir ein ausgewogenes Unterstützungspaket vom Bund erhalten, mit um Fr. 300.-/ha höheren Einzelkulturbeitrag und einem minimalen Grenzschutz von Fr. 70.-/t Zucker», sagt der CEO. Zudem hätten sich die Zuckerpreise in der EU erholt und die hiesigen Verkaufspreise für die Ernte 2020 seien auch deutlich besser geworden. «Zusätzlich wollen wir jetzt noch den Schnitzelverkauf attraktiver machen und dabei die Mengen mit Pflanzerrabatt deutlich erhöhen. Es gibt also viele Gründe, dem Rübenanbau treu zu bleiben oder die Anbauflächen noch auszudehnen», sagt Stäger. Neupflanzer oder Wiedereinsteiger seien deshalb immer noch herzlich willkommen. Dabei bieten die Schweizer Zucker AG, wie auch der Schweizerische Verband der Zuckerrübenpflanzer oder die Fachstelle für Zuckerrübenanbau gerne Unterstützung bei Fragen oder sonstige Hilfe zum Rübenanbau an. Zwar sei für dieses Jahr die Saatgutbestellung bei den Züchtern schon gemacht, man habe aber von den wichtigsten Sorten noch Reserven und könne bei Bedarf auch noch kleinere Mengen nachbestellen.

1000 Hektaren zu wenig

Auch dieses Jahr rechnet man mit einer Anbaufläche von zirka 19'000 Hektaren (konventionell und Bio). Das seien aber immer noch 1000 ha zuwenig. «Wir haben noch keinen definitiven Überblick über die Anbaufläche, weil immer noch An- und Abmeldungen, auch bei den Saatgutbestellungen, kommen», sagt Guido Stäger.

«Neupflanzer und Wiedereinsteiger sind herzlich willkommen.»

Guido Stäger, CEO Schweizer Zucker AG

Wegen der neuen Krankheit Syndrome des basses richesses (SBR), müsse man aber mit einem leichten Rückgang in der Westschweiz rechnen. Diese Krankheit, welche durch eine Zikade auf die Zuckerrübenpflanzen übertragen wird, verursacht einen um zwei bis vier Prozent tieferen Zuckergehalt. Bislang konnte kein geeignetes Insektizid zur Bekämpfung der Zikade gefunden werden. «Weil wir in den letzten Jahren einen Flächenrückgang, aber wetterbedingt auch mehrere unterdurchschnittliche Ernten, hatten, sind unsere Lager tief und wir würden gerne mehr anbauen», hält Stäger fest. So ist der CEO mit der Rübenkampagne 2019 auch nur mässig zufrieden.

 

Wie kann man mit Zuckerrüben Geld verdienen?

Der Zuckerrübenanbau in der Schweiz muss rentabel sein. Damit die Rübenbauern einen möglichst hohen Deckungsbeitrag (DB) erzielen, muss von der Saat bis zur Ernte Einiges beachtet werden. «Vorab muss der Bodenzustand (Kalkversorgung, Tiefgründigkeit, Spurfreiheit) gewährleistet sein«, sagt Samuel Jenni, Geschäftsleiter der Schweizerischen Fachstelle für Zuckerrübenbau in Aarberg BE. Die Parzelle sollte dabei möglichst in einem Durchgang saatfertig gemacht werden können. Saattiefe = Bearbeitungstiefe! «Die Saat soll in gut abgetrocknete Böden erfolgen. Jeder Fehler, welcher zu Beginn gemacht wird, kumuliert sich bis zur Ernte. Das Credo lautet: nicht zu tief, zu früh oder zu nass», so Jenni. Nach dem Auflauf der Rüben müssen allfällige Schädlinge überwacht und beim Erreichen der je-weiligen Schadschwelle entsprechend bekämpft werden.

Überlegt Unkraut bekämpfen

Herbizide sollen möglichst schonend ausgebracht werden, das heisst, nicht zu aggressive Mischungen auf einmal. Lieber aufteilen oder Zusätze weglassen, resp. reduzieren, falls die Witterung kritisch werden sollte (Kälte, Wind, Starkregen). «Mit der Stickstoff-Düngung soll Zurückhaltung geübt werden. Weniger ist meist mehr. Cercospora-Befall muss zeitgerecht überwacht (Warnungen der Fachstelle beachten) und
entsprechend mit Fungiziden bekämpft werden», sagt der Fachmann. Rüben seien kein Gemüse, welches bei der Ernte makellos sein müsse. Deshalb ertrage es einen gewissen Befall von Schadinsekten sowie Krankheiten. Mehr Spritzen als nötig, sei bei dieser Kultur unrentabel. Sture Spritzpläne, wie sie in den meisten Prospekten der Verkäufer und Berater stehen, seien in der Regel für Zuckerrüben nicht nötig, sondern eher kontraproduktiv. Kosten werden so nicht vermindert, sondern eher generiert, was den DB schmälere. «Jede Durchfahrt kostet Geld und sollte hinterfragt werden. Warum nicht eine Zweitmeinung einholen bevor gespritzt wird?», hält Jenni fest

 

Viele Probleme bei der Verarbeitung

«Das Glas ist eher halb voll, als halb leer», sagt er. Im Sommer habe man wegen der Trockenheit mit einer kleinen Ernte gerechnet. «Ertragsmässig hat der Regen die Rüben noch ‹anschwellen› lassen und die Er-träge waren recht gut. Der Zuckergehalt war aber schon enttäuschend, in der Westschweiz noch mehr als in der Ostschweiz», so Stäger. Wegen der Trockenheit war auch die Rübenqualität nur durchschnittlich. Zudem habe das nasse Erntewetter die Pflanzer und Fabriken vor grossen Herausforderungen gestellt: «Eine schwierige Ernte, mit hohen Abzüge, grossem Erdbesatz und vielen Verarbeitungsproblemen», so bilanzierte der CEO die Kampagne. So haben die Rübenpflanzer auch in Zukunft mit vielen Herausforderungen zu kämpfen: Die zunehmenden Einschränkungen beim Pflanzenschutz, Krankheiten und das Wetter machen den Rübenanbau noch anspruchsvoller als bisher. Das einige Bauern der Kultur den Rücken kehren, macht es für die Fabriken auch nicht einfacher. «Der einzelne Pflanzer ist natürlich autonom in seiner Entscheidung. Wir müssen diese immer wieder überzeugen, mit dem Rübenanbau weiter zu machen», sagt Stäger. Für die Branche als Ganzes sei es schlecht, wenn der inländische Zucker fehle. «Dies ergibt eine tiefe Auslastung vom Feld bis in die Fabrik und die Kunden gewöhnen sich an die Zuckerimporte. Das ist langfristig gefährlich für die Selbstversorgung mit einheimischem Zucker», warnt der CEO.