«Wer hat es nicht erlebt?», fragte Reto Minder rhetorisch in die Runde. «Dass jemand sagt: ‹Das wird nicht funktionieren, du wirst scheitern.›» Mitglieder und Gäste von Swiss No-Till (SNT), der Schweizerischen Gesellschaft für bodenschonende Landwirtschaft, trafen sich auf dem Hof Zelgli-Träff der Familie Reusser in Biezwil SO, um das 30-jährige Jubiläum zu feiern. Ihre Erfolge widersprechen den Zweiflern, die der SNT-Präsident in seiner Rede ansprach – und die guten Kontakte ins Ausland tragen zur Verbreitung bodenschonender Verfahren und dem Erfahrungsaustausch bei.
Eine Stele und eine Pflanze zum Jubiläum überreicht
«Die Konservierende Landwirtschaft ist in den Köpfen angekommen», ist sich Reto Minder sicher. Nach drei Jahrzehnten Forschung und Anwendung wisse man mehr, es blieben aber offene Fragen. Frédéric Thomas von der französischen Organisation Agriculture de Conservation lobte den Austausch über die Landesgrenzen hinweg – manchmal dauere ein Telefonat Stunden. «Ich werde oft gefragt, was ich denn mit meinen Schweizern hätte», schilderte Johannes Zauner vom Verein Bodenleben in Österreich. Es gefalle ihm, wie hierzulande Maschinen bei Bedarf eigenhändig umgebaut werden. «In Österreich ist das ein Fremdwort.»
Jana Epperlin von der deutschen Gesellschaft für konservierende Bodenbearbeitung übergab Minder zusammen mit ihren Kollegen aus Österreich zur Feier des Jubiläums eine bedruckte Holzstele und einen Mönchspfeffer. Die reich blühende Staude stehe für die Biodiversität im Boden, die man gemeinsam fördern will.
Mit dem Zelgli-Träff fand die Feier auf einem Betrieb statt, der langjährige Erfahrung hat mit konservierender Landwirtschaft. Betriebsleiter Fritz Reusser erklärte, er säe grundsätzlich immer in einen Bestand hinein – seien es Gründüngungen oder Untersaaten bei Getreide und Raps.
Heuer ist Reusser am Projekt Staffelkulturen beteiligt. Die Kombination von Zuckerrüben und Mais auf demselben Feld verwunderte insbesondere auch die ausländischen Gäste.
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Gestaffelt von Saat bis Ernte
Das Ziel des vom Bund unterstützen Ressourcenprojekts Staffelkulturen bestehe darin, diese Anbauform in der Schweiz auf grösserer Fläche zu testen, erläuterte Cecilia Guggisberg von Swiss No-Till. «Das soll zeigen, ob Staffelkulturen im Vergleich zu Reinkulturen effizienter sind in Sachen Pflanzenschutzmitteleinsatz und Nährstoffe.» Auf dem Zelgli-Träff habe man sich für Zuckerrüben und Mais entscheiden, da der Betrieb auf Zuckerrüben spezialisiert ist.
Weitere Möglichkeiten wären beispielsweise Winterweizen und Soja oder Raps und Buchweizen, wobei man offen sei für weitere Kulturkombinationen. Das Prinzip ist jeweils dasselbe: Die Kulturen werden in Streifen auf derselben Fläche gestaffelt gesät – zwischen der Saat von Zuckerrüben und Mais bei Reussers lagen etwa drei Wochen – und ebenso nacheinander geerntet.
Das Ressourcenprojekt lässt den beteiligten Betrieben viel Freiheit bei der Wahl der Kulturkombination und der Ausgestaltung im Feld, je nach vorhandenen Maschinen und Möglichkeiten. Ausserdem betonte Dominique Flury, SNT, es gebe im Rahmen des Projektes finanzielle Unterstützung für die Anpassung von Maschinen.
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«Aufwändig, aber machbar», sagt Hanspeter Lauper
«Maschinenmässig ist es aufwändig, aber machbar», bemerkte Hanspeter Lauper. Der Lohnunternehmer aus Wiler bei Seedorf BE wird die Staffelkultur in Biezwil ernten, daher sind die Anzahl Rübenreihen und die Abstände auf seinen Drescher ausgelegt. Es handelt sich um Smart-Rüben, was die Unkrautkontrolle erleichtert. Die Düngung erfolgte unterfuss.
«Den grössten Vorteil dieser Staffelkultur sehe ich im Pflanzenschutz», fuhr Lauper fort. Der Mais soll als Barriere gegen Insektenschädlinge dienen und damit die SBR- und Vergilbungs-Problematik angehen. «Visuell sehen wir das», schilderte Dominique Flury bisherige Beobachtungen im Feld. Im Rahmen des Projektes gebe es eine wissenschaftliche Begleitung, die diesen Eindruck bestätigen soll. Heuer sahen die paar ausgegrabenen Rüben in Fritz Reussers Staffelkultur mindestens genauso vielversprechend aus, wie die Reinsaat. Das Blattwerk war vital und grün.
«Kann man das auch mit breiteren Steifen machen?», kam die Frage aus dem Kreis der umstehenden Deutschen. Dominique Flury gab sich zurückhaltend. «Wir wollen Randeffekte maximieren», gab er zu bedenken. Breitere Streifen würden dem zuwiderlaufen.
Die Planung und Umsetzung von Staffelkulturen sind herausfordernd – das Ressourcenprojekt soll zeigen, ob es vorteilhaft machbar ist.
Weitere Betriebe gesucht
Das Projekt Staffelkulturen läuft bis 2029. Es können 30 Betriebe aus den Kantonen Aargau, Bern, Freiburg und Solothurn teilnehmen. «Wir suchen noch drei Betriebe, idealerweise im Kanton Solothurn», sagt Cecilia Guggisberg. Interessierte aus den anderen genannten Kantonen wären aber auch willkommen. Wichtig: Diese Landwirt(innen) müssten noch 2025 den entsprechenden Vertrag unterzeichnen.
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