Zwischen Etzwilen und Kaltenbach liegt der Pfütziacker. Das sind ca. 50 ha fruchtbares Land und jede Menge Parzellen. Aber auch ein für Trinkwasserzwecke genutztes Grundwasservorkommen. Die dazu gehörende Grundwasserfassung gehört der Wasserversorgung Stein am Rhein SH. Die Schaffhauser haben zurzeit aber keine Freude an diesem Trinkwasser. Die Nitratwerte liegen über dem Grenzwert. Mit der Konsequenz, dass für Fr. 70 000.– das Pfütziacker-Wasser verdünnt werden muss.
Bohrungen und Analysen
Der Thurgau muss nun mit dem Kanton Schaffhausen mit hydrologischen Untersuchungen einen Zuströmbereich ausscheiden. Dieser umfasst das Gebiet, aus dem ungefähr 90 % des Grundwassers stammt. Es ist das erste Mal, dass im Kanton Thurgau ein Zuströmbereich bezeichnet wird. Dabei wird in diesem Pilotprojekt das Grundwasservorkommen mit Sondierbohrungen und Grundwasseranalysen untersucht. Ende 2024 soll der Zuströmbereich anhand einer sogenannten nummerischen Modellierung feststehen.
«Dann müssen Massnahmen ergriffen werden», sagte Heinz Ehmann an der Wintertagung des Verbands Thurgauer Landwirtschaft (VTL). Ehmann, der die Abteilung Gewässerqualität und -nutzung des Amts für Umwelt Thurgau leitet, sprach dabei von Düngungseinschränkungen und Anpassungen der Produktionsweise.
Vergleich mit Klettgau
Auf für konstruktive Mitarbeit
Das Schlusswort an der Wintertagung hatte Peter Haldemann vom VTL-Vorstand. Er sagte an die Bauernproteste erinnernd: «Immer, wenn es hart auf hart kommt, mit Direktzahlungskürzungen oder neuen Vorschriften, werden Stimmen laut, die sagen «Was machen eigentlich unsere Bauernvertreter?» Dieser Vorwurf sei nicht gerechtfertigt. Sie vom VTL und auch der SBV seien an allen Fronten am Kämpfen und Wehren. Umkehrt aber, wenn er die gleichen Leute frage, ob sie sich im Verband engagieren wolle, hiesse es, «Nein, keine Zeit». «Zeit habe ich auch nicht. Statt hier an der Wintertagung zu sein, hätte ich zu Hause genug Arbeit», so Haldemann und forderte die Landwirte auf, sich im Verband zu engagieren und so an einer Zukunft Landwirtschaft mitzuarbeiten.
Das war das Stichwort, bei dem sich Daniel Vetterli in die Ausführungen einklinkte. Er bewirtschaftet auch eine Parzelle im Pfütziacker und ist zusammen mit VTL-Geschäftsführer Jürg Fatzer in der Begleitgruppe des Pilotprojekts. «Wir wollen dort weiterhin einen Mindestanteil an Intensivkulturen anbauen», sagte Vetterli und weiter: «Wir können nicht einfach Kulturen hungern lassen, sonst gibt es nichts.» Das anvisierte Ziel von Vetterli und den Landwirten im Pfütziacker ist es, den Nitratgehalt auf 40 mg pro Liter zu senken.
Das sieht Heinz Ehmann anders. Er spricht von 25 mg pro Liter. So viel beträgt auch der Grenzwert im Klettgau SH. Die Landwirte im Klettgau müssen Anbauvorschriften und längere Anbaupausen einhalten. Als Entschädigung erhalten sie eine Pauschalabgeltung pro Hektare und Jahr. Zusätzlich gibt es Beiträge, beispielsweise für extensive Wiese auf stillgelegtem Ackerland oder wenn man Acker in Bunt- oder Rotationsbrache umwandelt. Das Klettgauer Reglement dient den Pfütziacker-Landwirten als Vorlage. «Aber wir haben Intensivkulturen. Das kommt dann einiges teurer als im Klettgau», sagte Landwirt Daniel Vetterli.
Der Tonfall bei Kontrollen
«Wenn einer für die blaue Kontrolle unter der Tür steht, weiss man, dass es kostet», brachte es ein Teilnehmer der Wintertagung auf den Punkt. Etwas fänden die Kontrolleure immer, das es zu beanstanden gäbe. Zu wenig Einstreu, auch wenn das Stroh dafür schon bereit läge. Besonders stossend sei der Tonfall – herrisch, herablassend, anklagend. «Wir arbeiten daran», sagte Robert Hess, Amtsleiter Veterinäramt. [IMG 2]
Seit der VTL sich mehrfach mit dem Veterinäramt für Aussprachen getroffen hat, hätte man intern reagiert, sagte Hess. Dadurch sei die Zahl der negativen Rückmeldungen gesunken. Das bestätigte auch VTL-Präsidentin Maja Grunder. Zudem hatten die Landwirte 2023 erstmals die Möglichkeit, bei einer unangemeldeten Kontrolle ein Splitting zu verlangen, sofern die Kontrolle länger als anderthalb Stunden dauert. Die ausstehenden Kontrollen werden zu einem späteren, angemeldeten Zeitpunkt gemacht. «Wenn ihr euch bei einer Kontrolle in die Enge getrieben fühlt oder kurz davor seid, an die Decke zu gehen, ruft jemanden zu Hilfe, der euch beisteht, beispielsweise einen Nachbarn», riet Grunder.
Sowohl Robert Hess als auch Lorenz Escher, Leiter der Kontrollstelle ÖLN und Labels, wiesen die Landwirte darauf hin, die Aufzeichnungen zeitgerecht und genau zu machen. Oft seien mangelhafte Aufzeichnungen der Grund für Beanstandungen und Kürzungen.