«Etwas Regen wäre gut», meint Stefan Hubacher mit einem kritischen Blick aufs Weizenfeld, das Anfang April ein wenig blass wirkt. Dem Bestand ist die längere Trockenphase anzusehen, nicht aber, dass es sich um eine Mischung von zwei verschiedenen Sorten handelt. Seit mehr als zehn Jahren baut die Betriebsgemeinschaft in Jetzikofen BE Isuela an, eine Sortenmischung, die unter dem IP-Suisse-Label vermarktet wird.
Zwei Top-Sorten
Die Zusammensetzung von Isuela hat über die Jahre mehrmals geändert. «Letztes Jahr waren es Montalbano und Baretta», erinnert sich Stefan Hubacher. Da Erstere begrannt ist, zeigte sich der Unterschied zu einem sortenreinen Bestand mit Erscheinen der Ähren. Das wird heuer wieder so sein, denn in der aktuellen Version enthält Isuela Diavel und die begrannte Caminada. Beides sind Top-Sorten. «Wir haben etwas auf den Montalbano gewartet», schildert der Junglandwirt die Abreife 2024. Zu vermehrtem Kornbruch sei es deshalb aber nicht gekommen. Die Sortenmischung habe sich stets bewährt, bilanziert Hubacher.
In der Betriebsgemeinschaft (BG) der Familien Hubacher und Messer wird herbizidfreier IP-Suisse-Weizen produziert. Es sind mehrere Vorteile, die aus Sicht der Berner für den Anbau einer Sortenmischung sprechen. «Wir hatten in der Tendenz etwas tiefere Erträge als auf den sortenreinen Parzellen, aber sie waren stabiler über die Zeit und es gab nie Probleme mit der Qualität», sagt Stefan Hubacher. Proteingehalt, Hektolitergewicht und Fallzahl hätten immer gestimmt.
Der Ertrag von Isuela liege auf seinen Flächen bei 60–70 kg/a. Im Vergleich dazu liefere ihm die kurzhalmige Nara – «in unserer Lage ein Superweizen» – in guten Jahren bis zu 85 kg/a, in schlechteren aber auch nicht mehr als 65 kg/a. «Für uns ist der Anbau verschiedener Sorten bzw. von sortenreinen und gemischten Beständen eine Art der Risikoverteilung.» Jeweils die Hälfte der 9 ha Getreide in Jetzikofen werde mit Isuela eingesät, die Düngung erfolge nach Norm mit 140 Einheiten Stickstoff.
Robuster und gute Qualität
«Leistungsfähiger und stabiler»
Sortenmischungen im Weizenanbau seien leistungsfähiger und stabiler als einsortige Aussaaten, so das Fazit einer Studie von Agroscope in Zusammenarbeit mit IP-Suisse, Delley Samen und Pflanzen AG und der Fresh Food & Beverage Group (Migros Industrie). Es wurden während drei Jahren an drei Standorten verschiedene Mischungen aus zwei, vier oder acht Sorten in Praxisversuchen untersucht und diverse Parameter im Zusammenhang mit Ertrag und Kornqualität bewertet. «Sortenmischungen sind eine vielversprechende Option, um Ertrag, Qualität und Stabilität von Weizenkulturen zu erhalten und zu steigern», so die Autoren.
Neben hoher Ertragsstabilität beobachtet Stefan Hubacher, dass sich die Mischung als robuster gegen Krankheiten wie Septoria oder Rost erweist. Selbst im nassen 2024 blieben ihre Mykotoxinwerte unproblematisch. «Wir haben aber auch einen für herbizidfrei und extenso sehr geeigneten Standort», bemerkt der Junglandwirt. Der häufige Nordostwind (Bise) durchlüftet den Bestand und an dem sonnigen Südhang trocknet die Fläche schnell ab. Sortenreiner Montalbano habe 2024 in nahegelegenen Beständen mehr unter der Nässe gelitten als bei Hubachers in der Sortenmischung. «Ich kann aber nicht sagen, ob das an der Mischung lag, am Standort oder daran, dass ohne Pflug gearbeitet wurde», gibt er zu bedenken.
In der Bestandsführung gebe es keinen Unterschied, ob eine Sortenmischung oder nur eine Sorte auf dem Feld steht, so Hubacher. «Wir säen aufgrund des Herbizidverzichts mit 10 bis 15 Prozent höherer Saatdichte», erklärt er. Vor dem Winterweizen liegt in der achtjährigen Fruchtfolge der BG in eine dreijährige Kunstwiese gefräster Silomais, dessen Stoppeln untergepflügt werden. Die wendende Bodenbearbeitung sieht Stefan Hubacher als Fusarien-Prävention. Sie erleichtere den Verzicht auf Herbizide. «Zuerst gehen wir mit der Rollhacke durch, dann mit dem Treffler-Striegel», schildert er die Unkrautbekämpfung. Beide Maschinen werden gemietet. Wenn die Saat im Herbst – lieber später, Anfang November als schon im Oktober – stimme und auch das Wetter im Frühling, brauche es manchmal aber kaum viel mechanische Unkrautbekämpfung. Eine gewisse Verunkrautung wird toleriert und verursacht keinen Schaden an der Kultur.
Reduzierter Unkrautdruck
«In den Zuckerrüben, Mais und Kartoffeln kommen Herbizide zum Einsatz, das reduziert den Unkrautdruck in der Fruchtfolge», ergänzt Stefan Hubacher. Da der Winter in der Regel auf sich warten lässt, funktioniere eine spätreifende Maissorte gut, sagt der Berner. So hält er auch die Vorgabe von maximal sieben Wochen unbedecktem Boden ein (Produktionssystembeitrag), bevor die Weizensaat folgt.
Grosses Potenzial
IP-Suisse fördert den Anbau von Isuela mit einer Prämie, sie wird in der Klasse TopQ geführt und weist eine sehr gute Backqualität auf. Die Labelorganisation empfiehlt die Sortenmischung besonders bei grösseren Getreideflächen zum Risikoausgleich. Die aktuelle Zusammensetzung mit Diavel und Caminada zeichne sich durch Frühreife aus.
IP-Suisse und die Migros sehen grosses Potenzial für die Zukunft. Die Mischungen helfen ihrer Meinung nach in der Umsetzung von Biodiversitäts-, Ertrags- und Qualitätsthemen, was zukünftig noch an Bedeutung gewinnen werde.
«Die Prämie gleicht einen möglichen Minderertrag gegenüber einem reinen Top-Sortenbestand aus», sagt Stefan Hubacher. Die gute Gesundheit der Sortenmischung überzeugt ihn. «Letztes Jahr ist Isuela am längsten grün geblieben.» Er ist zuversichtlich, dass Isuela ihn auch heuer nicht enttäuschen wird.
Betriebsspiegel BG Hubacher/Messer
LN: 90 ha
Kulturen: Weizen und Urdinkel (IP-Suisse herbizidfrei), Zuckerrüben, Kartoffeln, Raps, Kunstwiese, Mais
Tiere: 60 Milchkühe inkl. eigener Aufzucht
Arbeitskräfte: Betriebsleiter Peter Hubacher und Rudolf Messer, Stefan Hubacher (angestellt)