Der Grossteil der inländischen Milch- und Fleischproduktion hängt von Gras ab. Die hiesigen Klimabedingungen und die Höhenlage schränken die Vegetationsdauer aber ein. Entsprechend muss die Nutztierfütterung jährlich während fünf bis sechs Monaten über konserviertes Futter gewährleistet sein. Dieser Sachverhalt unterstreicht die Bedeutung von intaktemFutter.
Lagerdauer ist entscheidend
Dass das Boden- sowie Belüftungsheu zum richtigen Zeitpunkt möglichst sauber geerntet werden sollte, ist allen Praktikerinnen und Praktikern bekannt. Wie lange das Erntegut im Heustock lagert, ist jedoch ebenso wichtig – und im Gegensatz zum Erntezeitpunkt – besser beeinflussbar. Eine Untersuchung der Agroscope zeigt, dass die Wahrscheinlichkeit der Schimmelbildung im Heu ab einer Lagerdauer von 40 Stunden und zunehmender Lagerungstemperatur steigt. Zudem sinken die Schmackhaftigkeit und der Vitamingehalt.
Sensible Haylage
Gemäss einem Merkblatt für die Praxis der Gruppe Agroscope-Liebefeld-Posieux kann Dürrfutter sowie Haylage für ein bis zwei Jahre gelagert werden, ohne dass es die Futterqualität zu stark beeinträchtigt. Die Voraussetzung ist jedoch, dass die Lagerbedingungen einwandfrei sind. Besonders bei den Haylagen müssen die Behälter bzw. Ballen dicht sein und es darf keine Luft in das Haylage eindringen, heisst es.
Nebst der zu langen Lagerdauer können laut einem Faktenblatt der «Edition LMZ» folgende Arten von Verlusten auftreten:
Verluste auf dem Heustock mit Bodenheu: Auch lagerstabiles Bodenheu, das beim Einführen eine Trockensubstanz (TS) von 80 bis 85 % aufweist, macht am Heustock eine Heugärung durch, die zu Gehaltsverlusten führt. Durch die Stoffwechseltätigkeit der Mikroorganismen erwärmt sich das Futter vorübergehend auf 30 bis 50°C. Dabei trocknet das Heu ein wenig nach. Die wärmere Luft entzieht dem Innern des Stockes Wasser, das sie beim Durchströmen der kühleren Aussenzonen wieder abgibt – der Heustock «schwitzt». Diese Vorgänge verleihen dem Heu seinen typischen Geruch, die Erwärmung beschädigt aber wertvolle Vitamine des Futters.
Um Verluste von Bodenheu auf dem Heustock zu vermeiden, steht nebst der ausreichenden Trocknung auf dem Feld eine Belüftungsanlage zur Option. Bei richtiger Bedienung steigt die Temperatur des Heus nur wenig und kurzzeitig. So bleibt auch die grüne Farbe erhalten und die Schmackhaftigkeit ebenso.
Verluste durch überhitzte Heustöcke: Wird ungenügend getrocknetes Futter in grosser Menge eingeführt und unsorgfältig abgeladen, können sich Mikroben auch bei eingeschalteter Heubelüftung so stark entwickeln, dass sich das Futter auf 60 bis über 70°C erhitzt, wie im LMZ-Merkblatt beschrieben ist. Durch diese Überhitzung wird das Heu stark entwertet. Der Energiegehalt kann um mehr als 1 Megajoule pro Kilo TS sinken, 30 bis 50 % des Proteins werden unverdaulich und Vitamine werden vernichtet. Durch die Hitze karamellisiert der Zucker, und das Futter verfärbt sich braun. In den feuchteren Partien entwickeln sich Schimmelpilze. Diese produzieren Giftstoffe. Bei Temperaturen über 70°C kann sich der Stock selbst entzünden.
Bei der Bodentrocknung können bei schlechten Verhältnissen 30 % des Bruttoertrags in Form von Feldverlusten anfallen, wie eine weitere Agroscope-Untersuchung zeigt. Die Heubelüftung reduziert diesen Verlust auf sieben bis fünfzehn Prozent des Gewichts.
Olfaktorische Kontrolle
Die regelmässige Kontrolle des Heustockes sollte eine visuelle, sowie eine olfaktorische – also auf den Geruch bezogene – Beurteilung umfassen. Ein aromatischer Heugeruch ist logischerweise wünschenswert. Fades oder geruchloses Heu weist wohlmöglich bereits eine verminderte Futterqualität auf, ein schwach muffig oder brandiger Geruch deutet auf den Beginn einer Schimmelbildung hin. Ein stark muffiger, schimmelig oder fauliger Geruch weist auf offensichtlich nicht gutes Futter hin und dieses darf auch nicht verfüttert werden.
Welche Kontrollen sich sonst noch lohnen
Entlang der Wände besteht die Gefahr von Luftverlusten. Diese können mit einer guten Verteiltechnik oder nötigenfalls mit einer gezielten Verdichtung des Dürrfutters durch Niedertreten verhindert werden. Zudem darf der Anlagedruck nur ansteigen, wenn die Stockhöhe zunimmt. Eine regelmässige Kontrolle der Temperatur, auf feuchte Flecken und eingesunkene Stellen lohnt sich daher.