Kürzlich zeigte Agroscope ihre zentrale Auswertung der Buchhaltungsdaten 2020. Das landwirtschaftliche Einkommen 2020 stieg gegenüber 2019 um 6,7 Prozent. Konkret waren es im Mittel 79 200 Franken je Betrieb. Vor allem drei Faktoren haben gemäss der Forschungsanstalt zum für viele Betriebe «guten» Jahr beigetragen.
Wetter und Corona
Die Preise und Produktionsmengen für Schlachtschweine stiegen, daher nahmen die Verkaufserlöse zu, es gab mehr zu verteilen innerhalb der Wertschöpfungskette Schwein. Die Pandemie wirkte sich grundsätzlich positiv auf die inländische Nachfrage nach Lebensmitteln Schweizer Herkunft aus, begründet Agroscope. Davon profitierten besonders auch Rind- und Geflügelfleisch, Eier, Milch, Frischgemüse und Frischobst. Die Witterungsbedingungen haben auch den Pflanzenbau mehrheitlich begünstigt. Die Ernten fielen grösser aus, vor allem bei Gemüse, Obst, Raps und Getreide.
Marco Imfeld von der AgroTreuhand (AT) Sursee LU schliesst in diesen Tagen die firmeneigene Auswertung ab. Die AT Sursee, mit ihrem Kundenstamm vor allem in den tierintensiven Kantonen Luzern und Zug, kommt dabei auf ähnliche Erkenntnisse. «Das Jahr 2020 war grundsätzlich das einkommensstärkere Jahr als 2019», sagt Imfeld. Speziell die tierintensiven Betriebe mit Schweinehaltung konnten deutlich bessere Ergebnisse erzielen. Auch der Ackerbau verlief gut. Das landwirtschaftliche Einkommen der AT-Betriebe stieg entsprechend gegenüber dem Jahr 2019 gar um rund 14 Prozent an.
Der Wind hat gedreht
Die ansprechenden Zahlen von 2020 waren wichtig: «Im laufenden Jahr wird die eine oder andere Buchhaltung aufgrund der Wetterverhältnisse deutlich anders daherkommen wie im Vorjahr», befürchtet Imfeld. Die Erträge aus dem Ackerbau sind aufgrund von Nässe und starken Gewittern – Hagel inklusive – vielerorts unter den Erwartungen. Das werde finanzielle Einbussen mit sich ziehen. Auch in der Schweinehaltung werde aufgrund der gesunkenen Marktpreise wohl ein tieferes Einkommen generiert. Weniger sprunghaft sind die Einkünfte häufig auf den Milchwirtschaftsbetrieben. Dort haben sich die Preise eingependelt und bewegen sich bloss um einzelne Rappen.
Was fällt weiter auf in den Luzerner Buchhaltungen? In der Tendenz zunehmend entwickeln sich der Personalaufwand und Pachtzinsaufwand. Demgegenüber stehen sinkende Schuldzinsen. Hypotheken konnten zu guten Konditionen abgeschlossen werden.
Junge Frauen sensibilisiert
Nicht erst seit dem Start der Sensibilisierungskampagne von dieser Woche ist die soziale Absicherung der Bäuerin ein Thema. Ein Landwirtschaftsbetrieb, der genügend Einkommen erwirtschaftet, sei Voraussetzung dafür, so Marco Imfeld. Die Situation vieler Frauen auf den Betrieben ändere sich fortlaufend, etwa durch Mutterschaft oder Anstellungsverhältnisse ausserhalb des Betriebes. «Deshalb muss die Situation immer wieder analysiert werden», so Imfeld.