Das Seeländische Schwingfest, das am Wochenende des 23. und 24. Mai hätte stattfinden sollen, wurde von den Verantwortlichen abgesagt. «Wir sind traurig und enttäuscht, haben wir doch in den letzten 18 Monaten viel Engagement und vor allem Herzblut in die Organisation gesteckt. Das Seeländische zum ersten Mal in Oberwil austragen zu dürfen, hat uns mit Stolz erfüllt. Wir geben nicht auf!», heisst es in der Medienmitteilung zur Absage. Die BauernZeitung hat mit OK-Präsident Sascha Rassl noch vor Veröffentlichung der Medienmitteilung über die Hintergründe gesprochen.

Sascha Rassl, wie geht es Ihnen persönlich und Ihren Vorstandskollegen nach diesem Entscheid?

Sascha Rassl: Ich bin gesund. Das ist momentan sehr viel wert. Der Entscheid ist für uns alle hart. Viele meiner Vorstandskollegen sind stark emotional betroffen. Doch wir alle müssen Sachen sein lassen. Der Entscheid fällt für die Gesundheit der Bevölkerung. Und das ist momentan das Wichtigste. Wir alle brauchen nun aber Zeit, dies etwas sacken lassen. Erst Ende April werden wir die weiteren Details besprechen.

Welche Überlegungen haben zum Entscheid der Absage geführt?

Viele OK-Mitglieder haben ihre Jahresplanung nach dem Datum im Mai ausgerichtet. Sie würden bei einer Durchführung zu einem späteren Zeitpunkt in diesem Jahr nicht zur Verfügung stehen. Ausserdem gehen wir davon aus, dass die Sache mit dem Veranstaltungsverbot noch länger dauern wird.

Somit wird das Seeländische Schwingfest auch nicht zu einem späteren Zeitpunkt, eventuell im Herbst, geplant?

Nein, das Risiko, viel Aufwand für eine Verschiebung im August zu betreiben und dann doch absagen zu müssen, ist uns zu gross. 

2021 wäre Täuffelen Gastgeber des Seeländischen Schwingfests. Wäre eine jeweilige Verschiebung der Feste von Oberwil und Täuffelen um ein Jahr nach hinten eine Möglichkeit?

Das müssen wir noch im Detail prüfen. Tendenziell gehen wir aber eher davon aus, dass Oberwil b. Büren im Jahr 2022 das Fest durchführen könnte. Dieses Szenario ist realistischer.

Ein Schwingfest braucht sehr viel Vorbereitungszeit, etwa auch wegen der benötigten Landflächen. Was bedeutet das nun für die Oberwiler Landwirte, die Land für das Schwingfest zur Verfügung gestellt hatten?

Sie können früher das Land bepflanzen, als ursprünglich vorgesehen. Es steht ihnen ab sofort wieder zur freien Verfügung. Die Chance ist gross, dass diese Landwirte das Land auch bei einer allfälligen Durchführung im 2022 zur Verfügung stellen würden.

Für den Gabentempel werden etwa Möbel oder Glocken mit Beschriftungen hergestellt. Was passiert mit diesen personalisierten Gegenständen?

Es sind zum Glück noch fast keine personalisierten Gaben produziert worden. Und mit denen, die bereits Gaben hergestellt haben, müssen wir uns individuell absprechen, wie wir damit umgehen. Das gilt auch für alle anderen vorgesehenen Gaben.

 

Das passiert mit Siegermuni Andrin

Als Hauptpreis für den Sieger des Seeländischen Schwingfests wäre Muni Andrin vorgesehen gewesen. Er steht im Stall der Familie Bruno und Sandra Beyeler in Plaffeien. Auf Anfrage erklärt der Landwirt, dass der Muni momentan bei den Gusti stehe. «Es ist schade. Wir hätten uns gefreut, Andrin am Seeländischen Schwingfest präsentieren zu können», bedauert Bruno Beyeler. Aber die Absage des Fests sei wohl das Schlaueste in der momentanen Situation. Muni Andrin wird über den Sommer auf dem eigenen Betrieb eingesetzt. Beyelers hoffen, ihn im September am Zuchtstiermarkt in Bulle zeigen und dann verkaufen zu können. Ob sie bei einer späteren Ausgabe des Fests wieder einen Muni stellen können, ist derzeit, wie vieles Andere auch, noch unklar.

 

Ein Schwingfest benötigt Sponsorengelder. Erhalten die Sponsoren nun ihr Geld ganz oder teilweise zurück?

Da wir uns ja momentan nicht zu einer Sitzung treffen können, werden wir alle Sponsoren und Lieferanten direkt anschreiben. Mit jedem Einzelnen müssen wir uns individuell absprechen. Wir hätten gerne, dass die Sponsoren ihr Geld quasi bei uns einfrieren, damit es bei einer späteren Ausgabe zur Verfügung stünde.

Was bedeutet die Absage für die Schwinger und deren weitere Saison?

Es kann gut sein, dass auch später stattfindende Fest wie etwa das Bernisch Kantonale im Juli in Bedrängnis kommen werden. Ich kann mir auch vorstellen, dass es heuer gar keine Schwingfest-Saison geben wird. Das wäre zwar bitter für alle, aber die Gesundheit geht vor.

Welche Arbeiten als OK-Präsident stehen nun bei Ihnen an?

Es müssen Regelungen mit den Sponsoren getroffen werden. Zudem müssen wir überlegen, was mit den bereits verkauften Tickets passiert. Die allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) sehen eine Rückerstattung nicht vor. Doch ich bin nicht für dieses Vorgehen. Eine mögliche Idee wäre, einen Fünfliber zu behalten, um die bereits getätigten Auslagen zu bezahlen und den Rest zurückzuerstatten. Eine Option ist es auch, dass die Billette im 2022 Gültigkeit hätten. Die Vor- und Nachteile beider Varianten gilt es nun abzuwägen und im Detail zu klären.

 

Diese Feste sind abgesagt

Bereits mussten einige kleinere und grössere Schwingfeste abgesagt werden: 

  • 5. April, Rangschwinget, Grenchen
  • 5. April, Regionalschwingfest, Ried bei Kerzers
  • 11. April, Ballenberg-Schwinget, Brienz
  • 13. April, Frühjahrs­schwinget, Zäziwil
  • 25. April, Frauen- und Meitlischwinget, Posieux
  • 21. Mai, Baselstädtisches Schwingfest, Basel
  • 21. Mai, Freiburger Kantonalschwingfest, Le Mouret
  • 24. Mai, Seeländisches Schwingfest, Oberwil b. Büren

Verschoben ist:

  • 31. Mai, Walliser Kantonalschwingfest, Savièse

Ob das Emmentalische Schwingfest vom 10. Mai in Trubschachen durchgeführt wird, entscheide das OK in der zweiten April-Hälfte, heisst es in einer Mitteilung.  Zu viele Fragen seien noch offen. Das OK wolle die weiteren Massnahmen des Bundesrates für die Zeit nach dem 19. April abwarten. 

Weitere Informationen zur
aktuellen Situation der Schwingfestagenda, auch diejenige der Jungschwinger:
www.esv.ch
www.schlussgang.ch