Am 1. April 2024 ist Schluss, 34 Jahre sind genug. Seit 1989 arbeitete Heinrich Kramer Vollzeit als landwirtschaftliche Betriebshilfe im Kanton Bern. Rund 800 Einsätze auf 500 Betrieben wird er geleistet haben. Vor allem im Seeland, aber auch im ganzen Kanton und hie und da fast schweizweit. Er folgert: «99 von 100 Einsätzen verliefen gut und hie und da hat es nicht geklappt.» Sein längster Einsatz habe vier Monate gedauert und der kürzeste habe eine Stunde lang Melken bei einer Hochzeit umfasst.

Er konnte Landwirt sein, ohne die Verantwortung des eigenen Betriebes

Zur Zeit des Porträts arbeitet Heinrich Kramer in zwei Betrieben. Auf dem einen sind über 60 Kühe zu melken, die andere Stallarbeit besorgt ein Angestellter, auf dem anderen schaut er zu rund 100 Masttieren. Beide Betriebsleiter sind in den Ferien und vertrauen auf die Zuverlässigkeit des Betriebshelfers und dass er die Arbeiten koordinieren kann. «Ich konnte ohne Betrieb Landwirt sein und hatte dabei nicht die Belastung des eigenen Betriebes», sagt der Landwirt mit Betriebsleiterkursabschluss. Dabei sei er immer gerne praktisch und genau unterwegs gewesen. Genaues Schaffen erforderten auch die Hobbys. Beim Wettpflügen musste die Furche stimmen, wie auch die Resultate bei den Sportschützen und im 300-Meter-Scheibenstand.

Auch das Essen forderte Anpassungsfähigkeit

Heinrich Kramer ist mit einem Bruder und einer Schwester in Fräschels im Seeland aufgewachsen. Nach der Landwirtschaftslehre war noch nicht klar, wer den Betrieb zu Hause übernehmen würde. Nach der Heirat des Bruders entschied sich Heinrich Kramer für die Anstellung beim Betriebshilfedienst des Seelands. «Es ist überall anders», sagt der Mann heute, der sich um Kühe, Schweine, Pferde, Hühner, den Hofladen und im letzten Dezember zum ersten Mal um den Verkauf von Weihnachtsbäumen kümmerte. Abwechslungsreich, vielseitig und spannend war seine Arbeit auf den Betrieben und ihren Menschen. «Weil ich nicht verheiratet war, konnte ich vielleicht diesen Beruf weg von zu Hause einfacher ausüben», sagt Heinrich Kramer. Leben und Essen auf den vielen Betrieben verlangten jedoch Anpassungsfähigkeit. Während seiner langen Tätigkeit hätten sich neben den Tier-, Traktor- und Melksystemen auch die Küchen verändert.

Die richtigen Kühe zu melken, war öfters eine Herausforderung

Neben den vielen erfreulichen Einsätzen gab es auch deren plötzliche, tragische bei Todesfällen oder überlasteten Landwirten. «Hoffentlich melke ich nicht die falschen Tiere», habe er sich fragen müssen, wenn er notfallmässig auf einem Betrieb war, kaum den Lichtschalter oder die nötigen Werkzeuge gefunden habe. «Nach 34 Jahren ist genug», sagt er. Es war ihm möglich, ein kleines Bauernhaus zu kaufen, und er hat vier überzählige Hühner übernommen, die am Morgen nach dem Ausstallen eines Legebetriebes aufgetaucht waren. Er will Zeit haben, seine Hostett, seinen Garten und seinen eigenen kleinen Wald mehr zu pflegen.

Die Arbeit als Betriebshilfe bietet viele wertvolle Einblicke

Für die Landwirtschaftliche Betriebs- und Familienhilfe (LBF), bei der Heinrich Kramer seit der Fusion der regionalen Betriebshilfen angestellt ist, wird es schwierig werden, wieder eine Betriebshilfe fest anzustellen. Die jungen Landwirte ziehen Auslandsaufenthalte und andere Berufe der Tätigkeit als Betriebshilfe vor. «Dabei wären sie einmal froh, für den eigenen Betrieb eine Betriebshilfe zu finden», sagt Kramer und: «Der Blick in die vielen Betriebe und die Erfahrung würden manchem jungen Betriebsleiter enorm viel Wissen bringen.»

Helfer, fesangestellt oder in Teilzeit sind gesucht

Motivierte, neugierige Allrounder, die sich für Handarbeit nicht zu schade sind, wären als Betriebshilfen als Festangestellte oder Aushilfen immer willkommen und sollten sich bei der LBF-Geschäftsstelle melden.