Auf den Vorderbeinen kniend grasende Schafe sind ein typisches Bild für eine mit Moderhinke befallene Schafherde. Die bakterielle Klauenerkrankung ist in Schweizer Schafbeständen weit verbreitet und führt zu hohen wirtschaftlichen Verlusten. Schätzungsweise 25 bis 40 % der Schweizer Schafhaltungen sind laut Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) infiziert. 

Schweizweit gegen Moderhinke

Zur nachhaltigen Bekämpfung der schmerzhaften Krankheit startete per 1. Oktober dieses Jahres das nationale Bekämpfungsprogramm. «Ziel des Programms ist es, dass die Moderhinke in der Schweiz in fünf Jahren nur noch in weniger als einem Prozent aller Schafhaltungen vorkommt», schreibt das BLV.

Im Zeitraum zwischen dem 1. Oktober und dem 31. März werden alle Schafhaltungen (Berufs- und Hobbyhaltungen) jeweils mithilfe von Tupferproben aus dem Zwischenklauenspalt beprobt. Insgesamt 4520 Schafhaltungen (Stand 1. Dezember) wurden bis anhin getestet, davon waren 902 Betriebe positiv, so das BLV auf Anfrage der BauernZeitung. Dieser Anteil an positiv getesteten Betrieben sei so vom BLV erwartet worden, erläutert die Bundesbehörde weiter.

Weder Zukauf noch Verkauf erlaubt bei positiver Herde

Die Moderhinke gilt als zu bekämpfende Tierseuche. Wenn eine Herde positiv getestet wird, so wird die gesamte Schafhaltung unter eine einfache Sperre 1. Grades gestellt und erhält in der Tierverkehrsdatenbank (TVD) den Moderhinke-Status «gesperrt».

Es dürfen dabei weder Tiere zugekauft noch verkauft werden. Mit einigen Ausnahmen, etwa zur Schlachtung, dürfen Tiere nicht mehr bewegt werden. Aufgehoben wird die Sperre nach erfolgreicher Sanierung und negativem amtlichem Test. Schafhaltungen, die bis zum 31. März 2025 nicht untersucht wurden, werden ebenfalls für den Tierverkehr gesperrt.

Desintec einziges Klauenbadmittel 

Die Sanierung liegt in der Verantwortung der Schafhaltenden und stützt sich auf drei Säulen: korrekter Klauenschnitt, wiederholte Klauenbäder und Biosicherheitsmassnahmen. Für das Klauenbad steht den Schafhaltenden mit dem Mittel Desintec Hoofcare Special D aktuell nur ein einziges Mittel zur Verfügung. Es ist derzeit das einzige Produkt für Klauenbäder, das als Biozid zugelassen und dessen Wirksamkeit gegen Moderhinke wissenschaftlich belegt ist. Dass nur ein Mittel zur Verfügung steht, wird von einigen Schafhaltenden kritisiert.

Gemäss BLV wurden Forschungsprojekte wie auch andere Massnahmen verfolgt, um weitere Produkte zu finden, die als Biozid oder Tierarzneimittel zur Bekämpfung der Moderhinke registriert werden können. «Entscheidend ist, dass Desintec Hoofcare Special D wissenschaftlich erwiesen wirksam gegen Moderhinke und aktuell das einzige Produkt ist, das in der Schweiz für Klauenbäder als Biozid zugelassen wurde», so das BLV. Wenn jedoch ein weiteres wirksames Mittel registriert werde, prüfe man dieses zur Verwendung im Sanierungsprogramm, versichert das BLV weiter. Die Entscheidung und Verantwortung für die Registrierung eines Produkts liegen beim Hersteller.

Trotzdem kein Wundermittel 

Trotz der wissenschaftlich bewiesenen Wirksamkeit von Desintec ist das Klauenbad nicht als Wundermittel anzusehen. «Das Bekämpfungsprogramm beruht auf drei Säulen, weshalb der Erfolg einer Sanierung von mehreren Faktoren abhängig ist», so das BLV. Für eine erfolgreiche Sanierung empfiehlt der Hersteller zwei Klauenbäder pro Woche mit einer Konzentration von 6 % Desintec (6 dl Konzentrat auf 9,4 l Wasser). Wichtig sei zudem, dass bei jeder Behandlung ein frisches Bad angesetzt werde und die Einhaltung der Badedauer von jeweils zehn Minuten pro Tier gewährleistet sei.

Zur Sanierung der Herde seien durchschnittlich zwölf Klauenbäder über sechs Wochen nötig. Je nach Infektionszustand könne die Anzahl jedoch stark variieren. Und was ist mit der Tatsache, dass die Tiere in einigen Fällen einen Fuss im Klauenbad nach oben halten? Um den Erreger zu eliminieren, ist es wichtig, das Klauenbad regelmässig und wie vom Hersteller empfohlen, und nicht nur einmalig durchzuführen.