In der neuen Milchleistungsprüfung wird aus dem Eiweiss- und dem Fettgehalt ein Quotient gebildet. Zudem wurden die veralteten Wertebereiche erneuert.
Veraltete Daten und landestypische Rassenunterschiede
«Kühe wurden aufgrund der bisherigen Wertebereiche teilweise falsch eingeschätzt», sagt Maike Heuel, Agridea-Mitarbeiterin im Bereich Tierhaltung. Das 9-Felder-System wird hauptsächlich mit Daten aus den 1980er-Jahren gespeist. Inzwischen haben sich jedoch Haltungskonzepte, Zuchtziele und Milchleistung verändert.
Aber auch das Futter hat sich in den mehr als 40 Jahren in Qualität und Verfügbarkeit gewandelt. Es wurde deshalb zu Recht angenommen, dass die Wertebereiche von damals nicht auf heutige Milchviehbetriebe übertragbar sind.
Milchleistungshöhepunkt auf der 4.ten Laktation
Das aus Deutschland stammende 6-Felder-System wurde auch in der Schweiz getestet und an Schweizer Eigenheiten angepasst. «Es gibt unter anderem züchterische Unterschiede zwischen deutschen und Schweizer Jersey-Kühen», fand Maike Heuel in der Studie heraus.
Die deutschen Milchviehrassen geben eher zwischen der dritten und der vierten Laktation die meiste Milch. Hingegen erreichen Schweizer Rassen ihren Milchleistungshöhepunkt eher bei der vierten und der fünften Laktation.
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Probleme schneller erkennen durch das Einzeltierdatenblatt
Was ist neu an der Milchleistungsauswertung durch die 6-Felder-Tafel? Zum Beispiel wird aus dem Milchfettgehalt und dem Milcheiweissgehalt der Fett-Eiweiss-Quotient (FEQ) gebildet.
«Eiweiss und Fett werden mit zunehmender Milchmenge verdünnt.»
so Maike Heuel, Agridea-Mitarbeiterin im Bereich Tierhaltung.
Durch die Berechnung des Quotienten bleibt der Gehalt von Eiweiss relativ konstant und somit von äusseren Einflüssen unabhängiger. Im Vergleich zu den einzelnen Milchinhaltsstoffen alleine ist der FEQ gegenüber diesen Verdünnungseffekten stabiler. Dies ermöglicht eine bessere Aussage über die Stoffwechselsituation des Tieres.
Ein entstehender Energiemangel würde nun über den Quotienten ausgewiesen. Energiemangel besteht, wennder FEQ grösser ist als die FEQ-Grenze.
Die FEQ-Grenze unterscheidet sich innerhalb dreier Rassen bzw. Gruppen von Rassen:
Jersey: 1,53
Montbéliard: 1,3
Rest: 1,4
Weiterhin wurde der Bereich für den optimalen Harnstoffgehalt angepasst. Die Obergrenze für den Milchharnstoffgehalt sei im Hinblick auf die Nachhaltigkeit von Futterprotein zu hoch angesetzt gewesen, so Maike Heuel.
So ist der neue optimale Harnstoffbereich zwischen 150 und 270 mg/l. «Spannend ist, wie sich der Harnstoff während der Laktation entwickelt», betont Maike Heuel. Dieser nehme, bei gleichbleibender Proteinversorgung, mit dem Fortschreiten der Laktation stetig zu. Sofern das Protein über Eiweissfuttermittel zugeführt werde, bestehe dadurch ein grosses Potenzial zur Einsparung von Futterprotein.
Eine Lösung wäre die Phasenfütterung, diese könne auch dem Problem einer möglichen Verfettung zum Ende der Laktation entgegenwirken. Auf Herdenebene besteht in den meisten Betrieben bis zum 100. Laktationstag ein Mangel an Energie.
«Die Änderungen im Einzeltier-Datenblatt werden nicht sofort allen auffallen.»
schätzt Markus Rombach, Stv. Gruppenleiter bei Agridea.
Aber es sei viel im Hintergrund passiert. Durch die Ausweisung von Problemtieren im Einzeltier-Datenblatt könne der Landwirt durch den Stall gehen und die Tiere gezielt beobachten.
