In der langen Warteschlange vor der Eingangskasse wies nicht viel darauf hin, dass auf dem Stierenmarkt-Areal ein landwirtschaftlicher Anlass stattfindet. Kurz vor zwölf Uhr waren die im Business-Style gekleideten Besucher gegenüber den Hirthemdträgern klar in der Überzahl. Viele Stadtzuger verpflegten sich auf dem Marktareal, auffällig häufig mischten sie sich auch unter die Zuchtexperten zwischen den Zuchtstieren.

Stadt und Land

Am Zuger Stierenmarkt treffen sich Menschen aus den verschiedensten Bevölkerungsgruppen. Die Landwirtschaft und Viehzucht erreicht grosse Aufmerksamkeit. Das macht den Anlass so wertvoll. Was bei den meisten Besuchern auch nicht fehlen durfte: Ein Selfie mit einem imposanten Hornstier.

Dabei war der Stier Gregi das gefragteste Fotosujet. Das lag einerseits daran, dass er die Abteilung der ältesten Original-Braunvieh-Stiere gewann und somit zuvorderst an der Latte stand, anderseits war er auch der schwerste Muni auf dem Platz und somit eine eindrückliche Erscheinung.

Mister Bruna gewann

Zuchtstier Gregi, dessen genaue Bezeichnung Bleiker‘s OB General Gregi ist, stammt aus dem Stall von Eugen Hitz, Trimbach SO, und ist amtierender Mister Bruna. Neben seinen extremen Körpermassen überzeugte er mit seinem sehr korrekten Fundament und harmonischen Format.

Gregi war mit zehn Jahren der älteste Stier auf dem Platz und ist mit der Maximalnote 5-5-5-96 punktiert. «Gregi verkörpert das Zuchtziel vom Original Braunvieh sehr gut», so Chefexperte Stefan Hodel in seinem Kommentar bei der Mister-Wahl. Gregi wurde somit Nachfolger von seinem Stallkollegen  Harald, der in Zug letztes Jahr gewann.

Morin ist Mister Genetik

Zug Gregi und Gemmi heissen die Mister Stierenmarkt 2022 Wednesday, 7. September 2022 Der schönste Jungstier und somit Mister Junior beim Original Braunvieh war Minor Bruno von Ueli Gubser aus Oberterzen SG. «Er ist der kompletteste Stier im Ring», kommentierten Stefan Hodel seinen Entscheid. Auch der Mister Genetik OB war ein Minor-Sohn. Morin von Tobias Kälin aus Bennau SZ gewann diesen Titel und überzeugte mit einem Gesamtzuchtwert von 1325.

Beim Betriebscup setzte sich die Tiergruppe von Otto Nussbaumer aus Unterägeri ZG durch. Auf dem Ehrenplatz stand eine Tiergruppe der Zuchtrichtung Braunvieh, welche im Besitz von Beat Burch-Vogler, Sarnen OW, ist.

182 ausgestellte Stiere

Der grösste aller 182 aufgeführten Stiere des diesjährigen Stierenmarkt war zugleich auch der schönste Brown-Swiss-Stier. Pfyngut Arrow Gemmi von Thomas Elmiger, Susten VS, weist eine Widerristhöhe von 1,66 m aus und überzeugte mit einem super Fundament und der imposanten Brusttiefe. Dank diesen Vorzügen konnte der weitangereiste Vorjahressieger aus dem Wallis seinen Titel verteidigen.

Da war der Anfahrtsweg vom Mister Junior BS einiges kürzer: Flix Sohn Flider von Armin Ott aus Oberägeri ZG setzte sich dank seiner besseren oberen Linie durch. Mit Stier Otto von Samuel Schaufelberger aus Hittnau ZH wurde bei den BS-Stieren ein O-Malley-Sohn Mister Genetik.

Reger Handel

Während im Schauring vor allem die grossen und mächtigen Stiere für Aufsehen sorgten, waren im Handel bei der Züchterschaft eher die jüngeren Tiere gefragt. «Die Nachfrage war dieses Jahr sehr gut, ich konnte meine zwei Jungstiere zu guten Preisen verkaufen», erklärte Franz Winterberger aus Meiringen im Berner Oberland.

Überhaupt verlaufe der Verkauf von exterieurstarken Tieren aus langlebigen Kuhfamilien flüssig. So konnte Winterberger während der vergangenen Sommermonate bereits auf seiner Alp im Rosenlauital vier Jungstiere an Züchter verkaufen.

Wichtige Kuhfamilien

Ähnlich sieht die Bilanz bei Josef Michel-Rüegg aus dem Melchtal im Kanton Obwalden aus: «Jungstiere aus euterstarken Kuhfamilien sind sehr gefragt.» Sein Muni Amor, der aus der bekannten Schöneuterkuh Wendel Prima stammt, habe er schon vor der Eröffnung des Marktes verkaufen können.