Ammoniak ist auch unter den Dächern von Geflügelställen ein Politikum. Obwohl in der Schweiz gemäss Bundesamt für Umwelt (Bafu) nur gerade fünf Prozent der Ammoniakemissionen aus der Landwirtschaft vom Geflügel stammen, ist die Branche bestrebt, ihre Ammoniakemissionen zu senken.
Jährlicher Bericht über Ammoniakemissionen
Aus diesem Grund sind Branchenakteure auch am Forschungsprojekt der Hochschule für Agrar-, Forst- und Lebensmittelwissenschaften (HAFL) beteiligt. Dieses untersucht seit November 2023 bis Dezember 2024, wie hoch die Basisemissionen von Mastgeflügel sind, und prüft die emissionsmindernden Massnahmen.
Als Mitunterzeichnerin der Unece-Konvention (United Nations Economic Commission for Europe) ist die Schweiz nämlich dazu verpflichtet, jährlich über den aktuellen Stand der Ammoniakemissionen zu berichten. Bisher fehlten aktuelle Emissionsdaten unter Schweizer Konditionen bei Mastpoulets weitgehend.
Vieles ist schon Standard
«Am sinnvollsten ist es, Ammoniak erst gar nicht entstehen zu lassen». Das weiss David Zumkehr, Direktor des Kompetenzzentrums Aviforum. Denn Ammoniak entsteht, wenn Mikroben den im Mist vorhandenen Stickstoff umwandeln.
Gewisse Emissionsreduktions-Massnahmen sind beim Nutzgeflügel bereits Standard. So zeigen gezielt eingesetzte essenzielle Aminosäuren in der Legehennenhaltung wie auch in der Mastgeflügelproduktion eine grosse positive Wirkung, so der Experte. Dadurch konnte der Rohproteingehalt und damit der Gesamtstickstoff im Futter erheblich gesenkt werden.
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Im Bereich der Pouletproduktion helfen die in vielen Betrieben eingesetzten Boden- oder Spiralheizungen sowie Wärmerückgewinnungsanlagen, die Einstreu trocken zu halten und damit die Bildung von Ammoniak zu reduzieren. Eine trockene Einstreu ist der wichtigste Faktor für geringe Ammoniakemissionen im Stall. Es gibt auch den Ansatz, der Einstreu gewisse Zusätze beizumischen, um die Aktivität der ammoniakbildenden Mikroorganismen zu hemmen.
Im Bereich der Legehennen gibt es immer mehr Betriebe, welche mit häufigem Entmisten der Kotbänder oder dem Einbau einer Kotbandtrocknung die Entstehung von Ammoniak gezielt reduzieren. Allgemein sehr entscheidend sei sowieso eine trockene Lagerung und eine rasche Einarbeitung des ausgebrachten Geflügelmistes, so David Zumkehr.
Komplettumbau drängt sich auf
Hingegen reduzieren Abluftreinigungsanlagen lediglich den bereits entstandenen Ammoniak. Zudem verursacht deren Einbau und insbesondere die Nachrüstung von bestehenden Ställen sehr hohe Kosten.
Je nach bestehendem Lüftungssystem drängt sich ein Komplettumbau des Lüftungssystems auf, gibt das Aviforum zu bedenken. Und dadurch weise diese Massnahme ein äusserst schlechtes Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.
Wo kann man einsparen?
Auch die Verwaltung ist aufgrund der Parlamentarischen Initiative (Pa. Iv. 19.475) «Reduktion von Nährstoffverlusten» in der Pflicht, Lösungen zu suchen und umzusetzen. Die Kantone diskutieren deshalb, mit welchen Massnahmen die Emissionen weiter gesenkt werden sollen.
Laut Stimmen aus der Branche besteht teilweise aber genau hier das Problem, weil die Vorschriften kantonal unterschiedlich geregelt seien, was zu Unsicherheiten unter den Geflügelproduzenten führe.
