Die Frühlingsschauen sind vorbei, die Hofpunktierungen passé. Das Fazit ist klar: Mit dem Ablauf der Hofpunktierungen sei man zufrieden. «In der schwierigen Corona-Zeit waren die Hofbeurteilungen ein Lichtblick für viel Betriebe und Bauernfamilien», ist Christian Burkhalter von Swissherdbook überzeugt. Nachdem 2020 nur die Herbstschauen stattfinden konnten, war es besonders für die Alpbetriebe wichtig, dass sie ihre Tiere jetzt zeigen konnten. Denn diese würden sich im Frühling doch wesentlich besser präsentieren als im Herbst, wenn sie im Galtzustand seien.

Zuerst ein Abtasten

In den ersten beiden Schau-Wochen sei es ein Abtasten gewesen, danach habe man aufgrund dieses Erfahrungswertes ein Konzept erstellen können, welches bis am Schluss gut funktionierte. Ein Kränzchen windet Burkhalter auch all den Züchterinnen und Züchtern, welche ihre Kühe immer zeitlich nah für die Experten parat hielten. «Oftmals wurde sogar der Schauplatz dekoriert und herausgeputzt», sagt er. Für die Experten war der Zeitbedarf für die Hofbeurteilungen aber massiv höher als wenn sie nur einen Schauplatz ansteuern mussten. «Meistens wurde bereits um 8 Uhr morgens begonnen und abends wurde oftmals erst um 16.30 der letzte Betrieb angefahren», so Burkhalter. Danach folgten immer noch die Schreibarbeiten für die Experten und Schauorganisatoren.

Ein grosser Mehraufwand

So bedeuteten die Hofbeurteilungen nicht nur für die Organisatoren, sondern vor allem für die Experten einen erheblichen Mehraufwand. Ein wichtiger Grund waren dabei auch die grossen Auffuhrzahlen. «Diesen Frühling wurden mit rund 24 400 Stück massiv mehr Kühe aufgeführt», hält Burkhalter fest. Gegenüber 2019 mit 17 621 Tieren sei dies doch ein Plus von 6379 Stück. Dieser Mehraufwand schlage sich jetzt auch in den Kosten nieder. «Die Experten sind noch nicht abgerechnet. Wir müssen aber davon ausgehen, dass die zusätzlichen Einsatztage nur zu einem kleinen Teil durch die Züchterbeiträge für die zusätzlich aufgeführten Tiere abgedeckt werden können», so Burkhalter.

Bei einigen beliebt

Trotz des Mehraufwands, weiss Christian Burkhalter, dass jetzt einzelne Züchter den Wunsch äussern, mit den Hofpunktierungen fortzufahren. So auch Hansjürg Fuhrimann vom Waldhof in Langenthal. Er hat diesen Frühling mit 22 Kühen massiv mehr Tiere den Experten präsentiert, als wenn er normalerweise mit der «Viehbänne» auf den Schauplatz fahren muss. «Ich würde es begrüssen, wenn wir mindestens einmal im Jahr eine Hofpunktierung durchführen könnten», sagt er. Dazu wäre er auch bereit, eine Pauschale zu bezahlen.

Fuhrimann schwebt vor, dass man im Herbst die normalen Beständeschauen durchführen und im Frühling die Kühe zu Hause auf den Betrieben punktieren könnte. «Mit diesem System hätten wir die Möglichkeit, dass schwindende Interesse an den Viehschauen zu bremsen», ist er überzeugt. Denn nicht nur er, sondern auch viele seiner Züchterkollegen haben diesen Frühling viel mehr Kühe aufgeführt als sonst. «Dank der Hofpunktierung, wo jedes einzelne Tier kommentiert wurde, konnten ich und unser Lehrling viel mehr davon profitieren, als wenn ich die Kuh auf dem Schauplatz aufführe», ist Fuhrimann überzeugt. Denn als einziger Swiss-Fleckvieh-Züchter, fehle ihm auf dem Schauplatz so oder so der Vergleich unter all den anderen Züchtern.

Tradition nicht verlieren

Auch für Fritz Bürki aus dem Bumbach waren die Hofpunktierungen diesen Frühling eine gute Lösung. Obwohl er 14 Kühe dafür bereitstellte, seien diese aber nicht die Zukunft: «Mir fehlte ganz klar der Vergleich mit all den anderen Kühen», hält der Züchter fest. Denn auf dem Schauplatz sehe man genau, wer die Schönste sei und wo die Unterschiede bestehen.

Dies sporne einen zusätzlich an um noch besser zu werden. «Nebst diesem wichtigen Argument, dürfen wir die traditionellen Viehschauen nicht verlieren», sagt Bürki. Denn diese Kultur gehöre in viele Dörfer und auch für die nicht-landwirtschaftliche Bevölkerung seien die Viehschauen immer wieder ein grosses Highlight, was schlussendlich auch der gesamten Landwirtschaft zugutekomme.

«Beide Varianten, die Hofpunktierung wie auch der Schauplatz, haben sicher ihre Vor- und Nachteile, die auch nicht zu leugnen sind», sagt der Schauverantwortliche Christian Burkhalter. Trotzdem wolle man weiterhin an den Beständeschauen festhalten, mit allem, was dazugehöre. «Generelle Hofpunktierungen stehen nicht zur Diskussion, auch in Zukunft nicht», sagt er klar und deutlich. Die Beständeschauen lebten vom Vergleich zwischen den Betrieben, zudem seien Hofpunktierungen nicht mit den Vorgaben für die Absatzförderung des Bundes zu vereinbaren.

Drei hören auf

Hört man sich bei der Züchterschaft um, waren die Hofpunktierungen diesen Frühling für viele eine gute Lösung. Obwohl es bei diesem System doch mehr maximal punktierte Kühe gab, vermissten doch viele den Vergleich auf dem Schauplatz. So werden im Herbst, wenn alles nach Plan läuft, die Beständeschauen wieder im normalen Rahmen auf den Schauplätzen durchgeführt. Für die drei Experten Christian Aegerter, Hansueli Lüthi und Werner Walter wird es dann ihr letzter Einsatz als Experten sein. Wegen Amtszeitbeschränkung scheiden sie Ende Jahr aus der Schaukommission aus.