Tierseuche Fehlalarm beim BLV: Die Schweiz ist wieder EHD-frei Tuesday, 24. October 2023 Zuerst ein Herrje und dann nur falscher Alarm. Nachdem das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) am 10. Oktober die Hiobsbotschaft verkündete, wonach in der Schweiz erstmals ein Kalb an Epizootischer Hämorrhagischer Krankheit (EHD) erkrankt sein sollte, wurde bereits eine Woche später ein weiterer Fall bestätigt. 

Am 24. Oktober hiess es dann: Fehlalarm. Wie das BLV damals meldete, hätten zwei zusätzlich durchgeführte Analysen, welche im Referenzlabor der World Organisation for Animal Health (WOAH) durchgeführt wurden, sich als negativ erwiesen.

Fehldiagnose! Wie konnte das passieren

Die BauernZeitung wollte wissen, wie es in der heutigen Zeit zu so einer Fehldiagnose kommen kann. Wie das BLV auf Anfrage erklärt, hätten die Tiere in beiden Fällen klinische Anzeichen gezeigt, die typisch für eine Infektion mit dem Blauzungen- oder EHD-Virus sind. «Die Tiere wurden beprobt und auf diese Krankheiten untersucht. Dabei haben die Proben positiv im EHD-Test reagiert», sagt Sarah Camenisch, Mediensprecherin beim BLV.

Eine Nachkontrolle läuft laut BLV wie folgt ab: Der ganze Bestand wird beprobt und untersucht, um abzuklären, wie weit verbreitet das Virus ist. Bei Viren, die nur mittels Vektoren wie zum Beispiel Insekten übertragen werden, wie im Fall von EHD, verhält sich die Ausbreitung im Bestand anders als bei Viren, die schnell von Tier zu Tier übertragen werden.

Man glaubte, die Krankheit erkannt zu haben

Umfassende Ausbruchsuntersuchungen hätten in den betroffenen Herden trotz anfänglicher Sicherheit, die Krankheit erkannt zu haben, ein für EHD untypisches Muster gezeigt. Auffällig viele Rinder und Kälber seien zwar positiv getestet worden, hätten aber nur sehr geringe Virusmengen im Blut gehabt. «Auch nach mehreren Tagen konnten keine der erwarteten Antikörper gegen EHD nachgewiesen werden», so Sarah Camenisch. Zusätzlich durchgeführte PCR-Tests seien negativ gewesen. «In Zusammenarbeit mit unseren internationalen Partnern wurden die Fälle dann epidemiologisch und im Labor weiterverfolgt und haben sich als falsch-positiv erwiesen», ergänzt die Mediensprecherin.

Inzwischen konnte das IVI, das die ersten Tests durchgeführt hatte, klären, wie es zu den falsch-positiven Testresultaten kam. Das IVI geht laut BLV davon aus, dass das falsch positive Signal auf eine komplexe und bisher nicht beschriebene Interaktion von Testkomponenten mit einem Faktor im Blut von manchen Rindern zurückzuführen ist. «Da mit diesem Test bisher nur wenige Blutproben von Rindern untersucht wurden, konnte man diese Interaktion nicht erahnen», sagt Sarah Camenisch.

Ausbreitung um jeden Preis verhindern

Wie das BLV weiter erklärt, sei es beim Auftreten einer Seuche essenziell, schnell zu handeln und die nötigen Massnahmen zu treffen, um eine Verbreitung der Seuche möglichst zu verhindern «Dies wurde hier getan», erklärt Sarah Camenisch das schnelle Handeln.

Wie läuft eine Untersuchung auf EHD ab?

Für den Nachweis des EHD-Virus (EHDV) werden aus einer ungerinnbar gemachten Blutprobe (sog. EDTA-Blutprobe) die Nukleinsäuren gewonnen und mittels RT-PCR (Reverse Transkriptase-Polymerase-Kettenreaktion) in Triplikaten auf die Anwesenheit sämtlicher bekannter EHDV-Serotypen untersucht (sogenannte Pan-EHD PCR). Bei einem verdächtigen oder positiven Resultat wird eine zweite Blutprobe zur Absicherung angefordert und untersucht. Parallel dazu wird das Serum des Tieres auf Antikörper gegen EHDV getestet. In einem nächsten Schritt wird das Virus mit weiteren Tests genauer charakterisiert.