Der Wolf ist da: Definitiv. Aber nicht jeder freut sich über die steigende Wolfspopulation. Acht Rudel und gegen 80 Wölfe sollen es mittlerweile sein. Noch ist alles im grünen Bereich, finden die Wolfsfreunde. Aus ihrer Sicht, hätten mindestens 17 Wolfsrudeln Platz in der kleinen Schweiz. Die Gegner hingegen stöhnen schon lange laut – zu recht: Wenn es uneingeschränkt so weiter geht, streifen bald mehr als 200 Wölfe in den Schweizer Wäldern umher.
Schafe, Ziegen oder Kälber auf dem Speiseplan
Wenn das Raubtier nur Hirsche und Rehe zum Fressen gern hätte, würde sein Dasein mehr akzeptiert. Der Wolf hat aber Lust auf mehr: Schafe, Ziegen oder Kälber – sie alle gehören mittlerweile zu seinem Speiseplan. Die Grösse der Rudel nimmt zu, damit auch ihre Beute. Es ist eine Frage der Zeit, bis das erste Rind oder die erste Kuh von einem Rudel gerissen wird. Wenn es dann noch eine Eringerkuh aus dem Wallis ist, im schlimmsten Fall noch eine 20'000-fränkige Königin, wäre der Aufschrei riesengross. Das Fass käme da endgültig zum Überlaufen. Ob da die Eringerzüchter die steigende Wolfspräsenz noch tolerieren werden, ist zu bezweifeln, manch Wilderer würde endgültig rot sehen und seine Flinte im Schrank auf scharf stellen. Mit Wölfen hat aber in der Zwischenzeit nicht nur das Wallis oder der Kanton Graubünden zu tun. Fakt ist: die Wölfe dringen zunehmend ins Mittelland vor, bewegen sich lautlos und sind meist unsichtbar. Städter und Wolfsfreunde träumen von einer heilen Natur. Aber bitte nicht vor ihrer Haustüre, lautet ihre Devise. Nein, die Ansiedelung von Grossraubtieren soll im Berggebiet geschehen, möglichst weit weg von ihnen. Die daraus entstehenden Probleme werden fein säuberlich ignoriert, die Bergbevölkerung soll sich gefälligst damit auseinandersetzen. Hauptsache, man kann seine Träume verwirklichen.
Träumer sollten an die Folgen denken
In der Zwischenzeit ist die Wolfsproblematik auch im Parlament angekommen. Bestimmte Kreise fordern eine Lockerung des Jagdgesetzes und die Regulierung des Wolfsbestandes. Schiessen können soll man diese auch in Schutz-, in sogenannten Banngebieten. Für den Fall, dass das Jagdgesetz angepasst wird, drohen die Gegner schon mit dem Referendum. Die 50'000 gültigen Unterschriften dürften mit Leichtigkeit zustande kommen. Die daraus resultierende Volksabstimmung würde mit fast 100-prozentiger Sicherheit zugunsten des Wolfes ausfallen. Einmal mehr würde die Tal- der Bergbevölkerung den Tarif durchgeben und ihnen sagen, wie sie es gerne hätte.
Träumen dürfen die Wolfsfreunde im wahrsten Sinne des Wortes aber nicht mehr. Die Folgen sind ihnen nicht bewusst, Sie wollen sie nicht wissen. Mit der steigenden Wolfspräsenz kommt eine enorme Mehrarbeit auf die Bauern zu. Will man seine Herde schützen, heisst es, einen Zaun nach dem anderen erstellen. Ein Aufwand, der zusätzlich den Bauern aufgebürdet wird. Wie wäre es, wenn die Wolfsfreunde im steilen Gelände selber mal eine Woche lang Hand anlegen und den Tierhaltern bei den Herdenschutzmassnahmen unter die Arme greifen würden? Davon keine Spur. Es ist halt einfacher vom Sofa aus Befehle zu erteilen und wünschen, wie man es gerne hätte. Zu guter Letzt wirft man den Bauern noch vor, dass sie beim Schutz ihrer Herden zu wenig tun und sowieso alles falsch machen.
In Zukunft weniger Schafe auf den Alpen
Ohne flächendeckenden Herdenschutz mit all seinen zur Verfügung stehenden Massnahmen, wird es vor allem die Schafsömmerung in Zukunft schwer haben. Die sinkenden Auffuhrzahlen und die damit verbundenen Sömmerungsbeiträge fördern diesen Trend noch. Bei Schafen gibt es pro Normalstoss 400 Franken, aber nur bei ständiger Behirtung oder mit genügend Herdenschutzmassnahmen, für alle anderen ist es deutlich weniger. Gehen durch die Wolfspräsenz aber die Auffuhrzahlen weiter zurück, fehlt den Alpgenossenschaften wichtiges Geld, das gebraucht wird für die Behirtung und für das viele Zaunmaterial.
Mit der sinkenden Auffuhrzahl der Schafe und Rinder ist auch das Verganden von vielen Alpen vorprogrammiert. Die Befürworter des Wolfes würde es sicher freuen, mit ihrer Zermürbungstaktik haben sie ihr Ziel endlich erreicht. Verlassene Alpen bedeutet auch mehr Lebensraum für den Wolf. Ob dies die Bergbevölkerung oder der Tourismus einfach so hinnehmen werden, ist zu bezweifeln. Denn dank der Bauern werden die Alpen offen gehalten, gehegt und gepflegt. Damit es erst gar nicht soweit kommen kann, muss das Regulieren des Wolfsbestandes möglich sein.