«Das Problem erkennen, bevor es zu spät ist.» Das gilt für konventionelle Betriebe sowie für Betriebe, die Homöopathie anwenden. Andreas Rickli macht beides. Auf seinem konventionellen Familienbetrieb im bernischen Bleienbach, den Andreas und Monika Rickli im Jahr 2015 übernahmen, halten sie 48 Kühe, setzen seit Sommer 2020 einen Melkroboter (Modell Astronaut A5) des Anbieters Lely ein, bewirtschaften 28 Hektaren Land und lassen die silofreie Milch in der Dorfkäserei zu Emmentaler-Käse verkäsen.

Der klassisch-moderne Betrieb ist in vielen Hinsichten ein Standardmodell der heutigen Zeit. Klassisch, weil nebst der Milchproduktion Ackerbau betrieben wird – modern, weil sich der Betriebsleiter auf eine möglichst automatisierte Bewirtschaftung fokussiert. Nur eben die Verabreichung von Homöopathie scheint in diesem Kontext eher weniger herkömmlich. Wie kam es dazu?

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Der erste «Micro Sprayer»

«Andreas Rickli ist ein Landwirt, der motiviert ist, neue Technologien zu testen und seinen Betrieb auch dafür zur Verfügung zu stellen», stellt Fabian Fischer vom Lely-Center Härkingen klar. So kam es, dass Andreas Rickli einwilligte, das erste «Dairy Micro Sprayer»-Gerät auszuprobieren. «Micro» steht für die Verabreichung eines Mittels im Mikroliterbereich, «Sprayer» für die Art der Verabreichung, nämlich via Düse und Sprühnebel beim Futtertrog des Melkroboters. Das Gerät funktioniert folgendermassen: Beim «Dairy Micro Sprayer» handelt es sich um eine mit Druckluft unterstützte Anlage. Angesteuert wird das Gerät vom Lely-Management-Programm T4C/Horizon. Die Programmierung funktioniert über die Futtereinstellungen. Dies ermöglicht die gezielte Verabreichung einer beliebigen Menge und eines beliebigenMittels an einzelne Tiere oder Gruppen über einen definierten Zeitraum.

Seit September ist das Gerät bei Ricklis im Einsatz. Aktuell gibt es das homöopathische Mittel «Echinacea purpurea D6» sowie «Hepar sulfuris C30» ab. «Hepar sulfuris hilft, abgestorbene Zellen auszuschwemmen und soll so die Zellzahl senken», erklärt der Landwirt Andreas Rickli, der vorher nur sporadisch und in kleinen Mengen Homöopathie angewendet hatte. Echinacea wird zur Vorbeugung jeglicher Entzündungen eingesetzt. Die Mittel bezieht Rickli von seinem Bestandestierarzt.

Und tatsächlich: Obwohl der Zusammenhang (noch) nicht wissenschaftlich belegt ist, sieht der Landwirt eine klare Wirkung der Substanzen.

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Es zeigt Wirkung

Auf dem Bildschirm zeigt Andreas Rickli die unterschiedlichsten Daten seiner 48 Kühe. «Bionda zum Beispiel: Die Daten zeigten, dass die Zellzahlen (ZZ) am Ansteigen sind. Ihre Werte gingen von unter 100 000 ZZ auf über zwei Millionen im Drei-Tages-Rhytmus auf und ab. Währen des Anstiegs programmierte ich die Verabreichung von Hepar sulfuris. Wenige Tage später sank die ZZ wieder auf unter 100 000 und bleibt bisher auch auf diesem tiefen Niveau», stellt Rickli fest und klickt sich durch die vielen Grafiken auf dem Monitor. «Das zeigt einfach, das etwas passiert sein muss», so der Landwirt.

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Technik ist Voraussetzung

«Man muss natürlich betonen, dass Rickli die Zellzahlen auf seinem Betrieb grundsätzlich im Griff hat. Kranke Tiere ausschliesslich mit Homöopathie behandeln zu wollen, ist aus unserer Sicht zwar möglich, braucht jedoch viel Wissen», so Fabian Fischer. Die gezielte Verabreichung von homöopathischen Mitteln auf Ricklis Betrieb passiert prophylaktisch oder vor allem dann, wenn die ZZ einzelner Tiere am Ansteigen ist – nicht wenn sie bereits stark erhöht ist. Eine weitere Voraussetzung ist zudem die nötige Technik, mit der ein Lely-Roboter von Grund auf ausgestattet ist, um Hinweise wie Milchtemperatur, Fressminuten, Wiederkauaktivität, Tiergewicht, Zellzahl, Milchfarbe und Milchinhaltsstoffe zu liefern um erstens früh reagieren und zweitens die Wirkung der Behandlung überprüfen zu können.

Lely will mit dem Dairy Micro Sprayer die zukunftsorientierten Milchproduzent(innen) ansprechen. «Die Anlage zielt nicht auf Extreme ab – auf beide Seiten nicht», betont Fabian Fischer. Daher ist Ricklis Betrieb optimal: Andreas Rickli spritzt im Lohn, wendet im Stall aber Homöopathie an. «Wir wollen zeigen, dass das durchaus vereinbar ist», so Fischer.

Den «Dairy Micro Sprayer» kannman an der Suisse-Tier am Standvon Lely entdecken und am 3. Dezember 2021 kann der Betriebvon Ricklis im Rahmen der Lely-Tour-de-Suisse besichtigt werden. Hier können Sie sich für die Besichtigung anmelden. 

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Betriebsspiegel Familie Rickli

Familie: Andreas (35) und Ehefrau Monika (35) Rickli, mit ihren drei Kindern und Andreas’ Eltern
Ort: Bleienbach, Kanton Bern
Produktionsform: Konventionell
Kulturen: 28 ha; Zuckerrüben, Weizen, Futterbau
Viehbestand: 48 Red-Holstein-Kühe, Kälber in Aufzucht, 5 Pensionspferde, 3 eigene Pferde
Milchproduktion: silofrei, Melkroboter seit Sommer 2020,Lieferung an Dorfkäserei für die Emmentaler-Produktion.