Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist weiterhin auf dem Vormarsch. Für den Menschen ist die Krankheit vollkommen unbedenklich, dennoch stellt sie eine grosse Bedrohung dar. Experten sind sich einig, dass die gefürchtete Krankheit die Schweiz erreichen wird, ist immer wahrscheinlicher und wohl auch nur eine Frage der Zeit. Ein Ausbruch bei Hausschweinen, aber auch bei Wildschweinen hätte weitreichende Folgen. Dort besteht das Hauptproblem darin, dass sie sich innerhalb derPopulation endemisch halten könnte und eine Bekämpfung äusserst schwierig, aufwendig und damit auch kostspielig würde. Befallene Wildtiere zu finden, ist schwierig.

Leicht übertragbar

Am häufigsten wird das Virus aber nicht über Wildschweine sondern über weggeworfene Lebensmittel mit verseuchtem Fleisch in neue Gebiete eingeschleppt. Wenn Wild- oder Hausschweine solche Abfälle fressen, können sie sich anstecken. Und das Virus kann auch über Schuhe, Fahrzeuge oder sonstiges verschmutztes Material übertragen werden. «Die gefürchtete Tierseuche kann relativ leicht durch direkten Kontakt mit einem kranken Tier oder durch indirekten Kontakt zum Beispiel durch Fressen von infiziertem Fleisch auf Hausschweine übertragen werden», erklärt das Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) auf Anfrage.

Um eine Ausbreitung in der Wildschweinpopulation zu verhindern, sei es daher wichtig, eine mögliche Ansteckung von Wildschweinen mit ASP frühzeitig zu erkennen. Deshalb hat das BLV zusammen mit dem Bundesamt für Umwelt (BAFU) und weiteren Experten ein nationales Früherkennungsprogramm für ASP bei Wildschweinen erarbeitet. Das Programm, das Ende März 2018 an einer Informationsveranstaltung in Bern den involvierten Kreisen vorgestellt wurde, soll in den nächsten Tagen starten, heisst es vonseiten BLV.

Teilweise sprunghaft

Eine entscheidende Frage ist demnach, wenn die ASP nun tatsächlich kommt, wie wird sie in die Schweiz gelangen? «Das ist eine gute Frage», sagt Matteo Aepli, Geschäftsführer der Suisag in Sempach LU. «In den letzten Jahren hat sich die ASP in Europa wie auch in anderen Regionen der Welt ausgebreitet, teilweise auch sprunghaft über viele hunderte Kilometer», weiss er und ergänzt, dass der Fall Belgien mit der Übertragung vermutlich durch Speisereste, morgen bereits auch in der Schweiz passieren könne. «Ich würde aber nicht per se sagen, dass wir in den nächsten Jahren mit Sicherheit ASP haben werden. Das hängt auch sehr davon ab, wie gut zum Beispiel unsere Aufklärung insbesondere der Reisenden aber auch unserer Betriebe hinsichtlich Biosicherheit ist», erklärt er.

Ein Blick nach Deutschland zeigt, die Folgen von ASP sind fatal. Letzte Woche verzeichnete unser nördliches Nachbarland seit Ausbruch über 1500 Fälle bei Wildschweinen, wie auf dem Online-Portal von «Agrarheute» zu lesen ist. Die meisten neuen Fälle von ASP traten in Frankfurt und im Landkreis Oder-Spree auf. Der erste Fall von ASP in Deutschland wurde im September 2020 in Brandenburg vermeldet. Der Schock am Markt liess nicht lange auf sich warten. Einige Unternehmen reduzierten die Schlachtungen bereits kurz nach Ausbruch der Krankheit in der Wildsaupopulation drastisch. Um einen Rückstau von Schlachtschweinen in den Ställen zu verhindern, hatte man die Preise um 20 Cent pro Kilo Schlachtgewicht gesenkt. Auch die Preise für Ferkel sanken. Nun gibt es in Deutschland erste Meldungen von infizierten Hausschweinen. 

Starke Einschränkungen

Was würde demnach ein Ausbruch in absehbarer Zeit für die Schweinebetriebe in der Schweiz bedeuten? «Die Auswirkungen wären sicher sehr gross auf die Tierhaltungen, aber auch auf die gesamte Wertschöpfungskette», weiss Matteo Aepli. So wäre sogar mit Einschränkungen hinsichtlich der Bevölkerung in den betroffenen Gebieten zu rechnen. Beispielsweise müsste die Begehung bestimmter Flächen und Wälder eingeschränkt werden. «Insgesamt hängen die Massnahmen davon ab, ob Wildschweine oder Hausschweine betroffen sind. Letzterer Fall wäre aus Sicht der Branche eine Katastrophe mit weitreichenden Konsequenzen», mahnt er. Der Blick nach Deutschland gibt einen Anhaltspunkt dazu, wie es auch in der Schweiz aussehen könnte, sagt Matteo Aepli. «In den betroffenen Bundesländern Brandenburg und Sachsen erfolgt eine Einteilung in Gefährdete Gebiete und Kernzonen. Das wäre bei uns sehr ähnlich», erklärt er. In Gebieten mit nachgewiesener Wildschwein-ASP gilt in Deutschland eine Aufstallungspflicht für Auslaufhaltungen. Für Auslaufhaltungen werden zudem die Biosicherheitsmassnahmen verstärkt. «Beispielsweise ist die doppelte Umzäunung von Auslaufhaltungen in Deutschland schon länger Pflicht. Wir kennen das vor allem von den Kern- und Vermehrungszuchtbetrieben. Wir empfehlen die doppelte Umzäunung aber generell allen Betrieben mit Auslauf», sagt der Suisag-Geschäftsführer.

Den Ernstfall üben

Adrian Schütz, stv. Geschäftsführer der Suisseporcs, spricht ebenfalls von einer Katastrophe, sollte das Virus tatsächlich die Schweiz erreichen. Im Bereich der Hausschweine sei daher die Vorbeugung und Vorbereitung immens wichtig. «Wir müssen den Ernstfall vom Stall bis zum Schlachthof üben», sagt er und ergänzt, dass dort noch nicht alle Kantone den gleichen Effort zeigen. «In diesem Bereich geht es um wenige Stunden, die uns bleiben, um zu verhindern, dass ein Ausbruch auf einem Betrieb weitere nach sich zieht. Wir müssen rasch, massiv und entschlossen handeln.» Schütz sieht auch Schwierigkeiten im Bereich der Wildschweine. Auch wenn die Krankheit für den Menschen völlig ungefährlich sei, die Schlagzeile, dass die Schweinepest im Land sei, reiche, dass der Konsum drastisch einbreche. Und das wäre mit grossen wirtschaftlichen Einbussen verbunden.