Für viele war es ein Schock, als diesen Frühling, wegen der Corona-Problematik, die Zuchtfamilien- und Halteprämienschauen abgesagt wurden. Nun hoffen viele Züchterfamilien, dass diese doch noch im Herbst durchgeführt werden können. Die Antworten von Swissherdbook und Braunvieh Schweiz fallen diesbezüglich klar aus: «Dieses Jahr wird es weder eine Zuchtfamilien-, noch eine Halteprämienschau geben», so der einhellige Tenor beider Verbände.

Nicht organisierbar

«Eine Verschiebung in den Herbst wäre vor allem aus organisatorischen Gründen schwierig», sagt Matthias Schelling, Direktor von Swissherdbook. Der Grund sei, dass es eine Überschneidung der Alpung und der Herbstschauen geben würde. Auch für Martin Rust, Vizedirektor von Braunvieh Schweiz, ist die Sachlage klar: «Da das Ende der momentanen Situation nicht absehbar ist, werden die Zucht-familien- und Halteprämienschauen für dieses Jahr definitiv abgesagt. Sie finden erst im Frühling 2021 wieder statt.» Selbst, wenn sich die Situation bis in den Sommer entspannen würde, wäre für Braunvieh Schweiz eine Durchführung im Herbst aus Termingründen keine Option.

Beliebt und ein Ereignis

Hört man sich in Züchterkreisen um, sind die Zuchtfamilien- und Halteprämienschauen sehr beliebt und ein Höhepunkt jahrelanger Zuchtarbeit. So hätte es bei Braunvieh Schweiz diesen Frühling sage und schreibe 198 weibliche und vier männliche Zuchtfamilien sowie drei Halteprämienschauen zu beurteilen gegeben. Bei Swissherdbook waren es sogar 235 Zuchtfamilien. «Dies war ein neuer Rekord», sagt Matthias Schelling, der es sehr bedauert, dass diese aufgrund der Corona-Krise abgesagt werden mussten. Dass die Zuchtfamilienschauen abgesagt wurden, ist das Eine. Das Andere ist, dass dafür auch schon die Plaketten angefertigt wurden. «Ja, die wären parat. Ob die Plaketten nächstes Jahr noch verwendet werden können, prüfen wir im Moment mit dem Hersteller», hält der Swissherdbook-Direktor fest. Für Braunvieh Schweiz steht der finanzielle Schaden nicht im Vordergrund: «Die Züchter stecken enorm viel Herzblut in die Präsentation der Zuchtfamilien», stellt Martin Rust immer wieder fest. Die Halteprämienschauen seien zudem eine wichtige Informationsquelle, vor allem im Segment des Original Braunviehs.«Es tut weh, dass wir in diesem Jahr auf diese Schauen – wie auch auf zahlreiche andere Jubiläumsschauen oder Treffpunkte – verzichten müssen», sagt Rust. Aber die Gesundheit der Züchterfamilien habe hier oberste Priorität. «Die Zeit kommt wieder, in der wir uns an schönen Kühen erfreuen können», hält er fest.

Es gibt wichtigere Themen

Man sei zuversichtlich, dass trotz der Absage ein grosser Teil der diesjährigen Zuchtfamilien nächsten Frühling aufgeführt werden könne. Aber zurzeit gebe es sicher wichtigere Themen zu bewältigen: «In der aktuellen Situation sind wir daran, gute Lösungen für unsere Betriebe, die Mitarbeitenden, inkl. den Milchkontrolleuren, zu finden», sagt Martin Rust.Braunvieh Schweiz ist überzeugt, dass die Zuchtfamilienschauen 2021 wieder in einem würdigen Rahmen, mit einer fachlich korrekten Beurteilung, stattfinden werden. Auch für Matthias Schelling geht es im Moment vor allem darum, für die Milchkontrolle auf den Betrieben gute Lösungen zu finden. «Die Gesundheit unserer Milch-wägerinnen und Milchwäger ist uns sehr wichtig. Wie lange wir sie nicht mehr auf die Betriebe schicken können, wissen wir nicht», sagt er. Dabei macht Schelling nicht nur auf ihre Gesundheit, sondern auch auf deren Einkommensausfall aufmerksam.

Das nächste Mal dabei

Nichtsdestotrotz hofft der Swissherdbook-Direktor, dass eine Mehrheit der diesjährigen Zuchtfamilien auch noch nächstes Jahr dabei sein wird. «Wenn Bedarf besteht, werden wir sogar früher mit der Beurteilung der Zuchtfamilienschauen beginnen als üblich», sagt Matthias Schelling.Wegen der Corona-Krise mussten auch die Frühlings-Beständeschauen über die Klinge springen. Ob diese im Herbst durchgeführt werden können, wisse man zurzeit noch nicht: «Für die Bestände- und Stierenschauen im Herbst ist eine normale Durchführung vorgesehen. Ob dies möglich ist, wird sich im Verlauf des Sommers zeigen», hält Schelling fest.