«Ich weiss genau so viel wie Sie.» Die Situation in den Schweizer Schlachtbetrieben ist angespannt. Ein Betriebsarbeiter, der anonym bleiben will, äussert seine Bedenken und betont, dass ohne Gas schlichtweg keine Schlachtungen mehr durchgeführt werden könnten. «Auch wenn wir nur ‹ein bisschen› weniger Gas oder ‹ein bisschen› weniger Strom zur Verfügung hätten, müssten wir den Betrieb umgehend einstellen», so der Mann gegenüber der BauernZeitung. «Alles oder nichts», heisst es in manch einem Schlachtbetrieb. Wenn keine Schlachtungen mehr vollzogen werden könnten, käme es entsprechend zu erheblichen Rückstaus in den Ställen, was wiederum zu Tierschutzverstössen führen würde, wie der Mitarbeiter ausführt. Er geht noch weiter: «Die ganze Wirtschaft würde stillstehen.» Einer der angefragten Schlachtbetriebe erklärt, dass sie das benötigte Gas schon heute zusammen mit einer anderen grossen Firma bestellen würden, um so die Kosten zu senken. Von wo genau das Gas sei, wisse man nicht.

Alle reagieren ausweichend

Deutsche Schlachtbetriebe warnen vor gravierenden Tierschutzverstössen, da für die fachgerechte Schlachtung der Tiere das dazu benötigte CO2 fehle oder auszugehen drohe. Auf die Frage, ob diese CO2-Knappheit, die sich in deutschen Schlachtbetrieben abzeichnet, auch in der Schweiz ein Thema ist, reagieren alle angefragten Branchenakteure ausweichend oder haben keine Angaben dazu.

Der Schweizer Tierschutz (STS) könne nicht «von einer Entwarnung sprechen», wie die BauernZeitung fälschlicherweise letzte Woche schlussfolgerte – deren Nutztier-Experten hätten lediglich «keine Kenntnis über die Mangellage», wie der STS-Mediensprecher richtigstellt.

Von der Bellgroup an die Fachgruppe für industrielle Schlachthöfe der Schweiz verwiesen, konnte auch sie auf Anfrage keine handfesten Aussagen zur Situation in der Schweiz liefern. Man wäre beispielsweise hinsichtlich der Eindämmung der Schweinegrippe im Austausch mit den Schlachtbetrieben, aber die CO2-Problematik sei bis anhin nicht thematisiert worden, so die Fachgruppe. Auch Proviande scheint noch nicht alarmiert zu sein: «Unseres Wissens besteht in der Schweiz keine CO2-Mangellage», so die Branchenorganisation.

Die BauernZeitung hat beim Schweizer Tierschutz (STS) nachgefragt, wie die Betäubung der Schweine in der Schweiz vonstatten geht und was aus Tierschutz-technischer Sicht die am vertretbarste Technik ist.

Mit welcher Methode wird die Betäubung von Schweinen in der Schweiz hauptsächlich vollzogen?
Für Schweine wird entweder die Elektro- oder die CO2-Betäubung eingesetzt, wobei die CO2-Betäubung nur in Grossbetrieben anzutreffen ist. Betriebe mit weniger Kapazität verwenden die Elektrobetäubung.

Ist die Methode für alle Schweine (Mastschweine, Muttersauen) gleich oder gibt es hier Unterschiede?
Meist werden Mutterschweine und Mastschweine mit derselben Methode betäubt. Oftmals ist aber bei der Elektrobetäubung eine andere Fixationsvorrichtung nötig, da die Mutterschweine zu gross sind für die Mastschweinefallen.

Welche Art von Betäubung ist aus Tierschutz-technischer Sicht am vertretbarsten?
Leider haben beide Methoden der Schweinebetäubung Vor- und Nachteile. Bei einer gut gemachten CO2-Betäubung sind die Vorteile, dass der Zutrieb oft ruhig und ohne Stress verläuft und die Betäubung gut ist, unabhängig von der Tagesform der zuständigen Personen. Der Nachteil ist aber, dass die Tiere in der ersten Phase vom CO2 gereizt werden und Atemnot verspüren, bevor sie bewusstlos werden.

Wie sieht es denn bei der Elektrobetäubung aus?
Bei der Elektrobetäubung wird mit den vollautomatischen Betäubungsanlagen zwar meist eine gute Betäubung erreicht, die Tiere müssen aber zum Eintrieb vereinzelt werden, was zu Stress führt. Bei der Elektrobetäubung, wie sie in kleineren Betrieben durchgeführt wird, ist der Erfolg der Betäubung oft stark von der ausführenden Person abhängig. Leider gibt es zurzeit noch keine praxistauglichere Alternative. Wir setzen uns dafür ein, dass diese Methoden weiter verbessert und neue Methoden erforscht und in der Praxis implementiert werden.