Schon seit Monaten sind die Schweinepreise im Hoch, die Mäster und Züchterinnen zufrieden. Auch die Corona-Pandemie konnte den Absatz nicht bremsen, das Gegenteil war der Fall: «Diesbezüglich gab es eine Verlagerung. Der Ausserhauskonsum in der Gastronomie und in Kantinen fiel weg, dafür wurde vermehrt zu Hause gekocht», sagt Meinrad Pfister, Präsident von Suisseporcs. Schweinefleisch sei weiterhin beliebt, der Privatkonsum nahm 2020 sogar um 15 % zu. «Der Wegfall ausserhaus konnte so kompensiert werden», freut sich Pfister. Der Gesamtverzehr stieg 2020 um 14 %, dies dank des Bevölkerungswachstums. Hingegen sei der Pro-Kopf-Konsum um 0,4 % leicht gesunken. «Einen grossen Einfluss haben dabei bestimmt der eingebrochene Einkaufstourismus und die Reisebeschränkungen, von denen wir bis heute profitieren», ist Pfister überzeugt.
Viel Fleisch eingekauft
Denn es sei bekannt, dass bei den Lebensmitteln vor allem Fleisch und Milchprodukte über der Grenze eingekauft werden. «Während der Corona-Krise war die Grenze zeitweise geschlossen oder die Angst vor einer Ansteckung hielt die Leute davon ab», sagt Meinrad Pfister. Zusätzlich habe sicher die massiv eingeschränkte Reisetätigkeit geholfen. «Herr und Frau Schweizer machten zu Hause Ferien und gönnten sich hier ein gutes Stück Fleisch», so der Suisseporcs-Präsident. Wie viel Schweinefleisch mit dem Einkaufstourismus in die Schweiz gelange, wisse man nicht. Es existieren keine verlässlichen Zahlen und schon gar nicht spezifische fürs Schweinefleisch. «Es wird geschätzt, dass gesamthaft für über zehn Milliarden im Ausland eingekauft wird», so Pfister
Verbot Vollspaltenböden
Den Schweinehaltenden ist es zu gönnen, dass sie endlich bessere Erlöse erzielen. «Wir hatten zuvor vier Jahre lang keine kostendeckenden Preise, was vor allem für die Züchter sehr schwierig war», hält Meinrad Pfister fest. Denn mit dem Verbot der Vollspaltenböden und dem damit drohenden Verlust von Mastplätzen wechselten einige Züchter auf Mast oder reduzierten die Zuchtplätze und mästen seither selber aus. «Genaue Zahlen dazu haben wir nicht, aber dies führte bestimmt zu einer Reduktion der Zuchtplätze und somit zu weniger Jagern», ist er überzeugt. Aber Achtung: «Die Jagereinstallungen sind seit Anfang Jahr höher als 2020, das Angebot ist steigend». Bis jetzt scheinen die Schweinehalterinnen den Markt aber im Griff zu haben, dass Angebot und die Nachfrage sind im Gleichgewicht. «Das ist mehr Glück als ‹im Griff haben›», ist Pfister überzeugt. Denn der Schweinemarkt funktioniere nach dem Lehrbuch der Betriebswirtschaft: Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. «Dieses Verhältnis ist seit zwei Jahren ausgewogen, was uns gute Produzentenpreise beschert», so der Suisseporcs-Präsident. Der Nachteil dieses Systems der Preisfindung sei, dass es sehr träge ist. «Die Menge wird mit der Besamung der Muttersau gemacht und das Ergebnis hängt erst 42 Wochen später am Hacken. Es verstreicht immer sehr viel Zeit, bis eine Überproduktion erkannt und korrigiert werden kann», sagt Pfister.
Es wäre aber jetzt falsch, wegen der guten Preise die Schweinebestände aufzustocken. «Wir müssen vernünftig bleiben», mahnt Meinrad Pfister. Der Schweinefleisch-pro-Kopf-Konsum werde in der momentan gesellschaftlich geführten Diskussion weiter sinken. Gleichzeitig nehme die Produktion schon nur wegen des genetischen Fortschritts konstant zu. «Wenn nun im Herbst noch die Einschränkungen betreffend Corona wegfallen, die Leute wieder im Ausland einkaufen und in die Ferien gehen, werden wir schlagartig an Umsatz verlieren», befürchtet er. Und dies ausgerechnet im Herbst, der saisonal ungünstigsten Zeit. «Wir sind gut beraten, die Produktion nicht zu erhöhen», so der Branchenkenner.
Betriebe wären stark betroffen
Obwohl die Schweinebranche jetzt im Hoch ist, bereiten ihnen doch die zwei Pflanzenschutz-Initiativen grosse Sorgen. «Die Pestizidverbots-Initiative würde uns in der Verwendung von Bioziden wie Desinfektionsmittel vor Probleme stellen. Vielmehr aber noch unsere vor- und nachgelagerten Partner, wie Futtermühlen und Fleischverarbeiter», ist Meinrad Pfister überzeugt. Die Trinkwasser-Initiative beträfe vor allem die gemischten und die Labelbetriebe. Diese hätten keine andere Wahl, als aufzuhören oder auf Direktzahlungen zu verzichten. Ohne Direktzahlungen müssten diese zwingend die Kosten senken und würden intensivieren. Genau das Gegenteil, was Frau Herren erreichen wolle. «Die beiden Initiativen sind viel zu extrem und nicht zu Ende gedacht. Wir müssen auf dem eingeschlagenen Weg weitermachen, die Schweizer Landwirtschaft bewegt sich sehr wohl», sagt Pfister klar und deutlich.