Seit bald 35 Jahren werden auf dem Betrieb Waldhaus Mastpoulets produziert. Schon 1990 wurde ein erster, 275 m2 grosser Stall für Freilandhaltung und Platz für 4100 Hühner gebaut. Sie hätten schweizweit zu den ersten Freilandpoulet-Produzenten für Coop Natura Farm (CNF) gehört, sagt Betriebsleiter Daniel Sidler.
Der Betrieb Waldhaus in Hünenberg ZG ist ein reiner Geflügelmastbetrieb, die Flächen im Umfang von 14 ha LN werden vom Nachbarn, einem grossen Milchviehbetrieb, in einer ÖLN-Gemeinschaft bewirtschaftet. Ein Teil der Nährstoffe der aktuell rund 9500 Poulets muss gleichwohl weggeführt werden.
Verzicht auf Milchwirtschaft
Daniel Sidler konnte den elterlichen Betrieb 2019 übernehmen, bis dahin wurde noch Milch produziert. Der gelernte Koch bildete sich an einer Handelsschule weiter und ist seit 2012 auch Landwirt EFZ auf dem zweiten Bildungsweg. Schon damals signalisierte er gegenüber dem Vater, dass eine Betriebsübernahme für ihn nur infrage komme, wenn aufgrund der geringen Flächen auf das Milchvieh verzichtet werde.
Gedanklich habe sich sein Vater schon damals mit einem Umbau des Milchvieh- in einen zusätzlichen Hühnerstall befasst. So wurde die Milchviehhaltung schon vor der Übernahme durch Sohn Daniel aufgegeben und der Stall 2015 für Mastpoulets umgebaut. Anfang 2016 wurden die ersten 4500 Poulets im 305 m2 grossen Raum eingestallt.
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Eltern helfen mit
Heute bietet der Betrieb Arbeit für 1,2 Standardarbeitskräfte (SAK). Arbeitsspitzen seien vor allem das Ein- und Ausstallen, so Daniel Sidler. Dank der Mithilfe der Eltern könne er noch 70 Prozent auswärts arbeiten, bei der Geschäftsstelle der Kontrollorganisation Qualinova in Gunzwil LU. Auch Stephanie Sidler ist Teilzeit berufstätig, in einem 20-Prozent-Pensum im Sekretariat der Bell-Geflügelproduzenten. Dort vertritt sie die Interessen der rund 360 angeschlossenen Pouletproduzenten.
Die Hühner leben rund 57 Tage im Stall, deutlich länger als bei konventioneller Produktion, und die Genetik sei mit der Rasse Hubbard gleich wie für Biobetriebe. Den Tieren stehe auch mehr Platz zur Verfügung. Ab dem 22. Tag erhalten die Hühner Auslauf auf die Weiden. Pro Tier ist dafür eine Fläche von 2 m2 notwendig.
Füchse sind ein Thema
Gewisse Ausfälle durch Raubvögel und vor allem Füchse gebe es schon, die hielten sich aber in Grenzen: «Im Schnitt ein Huhn pro Tag, das lässt sich in Kauf nehmen.» Gegen Krähenschäden setzt er teilweise zur Abschreckung Heliumballone auf den Weiden ein, «aber nicht dauernd, sonst merken die das».
Jährlich gibt es 5,8 Umtriebe. Ausschliesslicher Abnehmer ist Bell für Coop Natura Farm. «Geflügelmast ist als Vertragsproduktion sehr straff organisiert, von der Lieferung der Jungtiere über die Futtermühle, Vorgaben für die Haltung bis zur Vermarktung.» Das Futter und das Einstreumaterial könne er aber selber bestellen, sagt Daniel Sidler. Und auch beim Energiebezug gebe es schon noch unternehmerische Freiheiten. So überlegt sich Sidler, ob er künftig statt auf Gas auf erneuerbare Energien setzen soll. Als Vorteil dieser gebundenen Produktion erwähnt er die Verlässlichkeit und die kalkulierbare und gute Rendite. «Es braucht aber wie überall Freude an den Tieren.»
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Gute Marktlage
Die Marktlage bezeichnet Daniel Sidler als gut. Gesucht seien von Coop aber vor allem BTS- oder Biogeflügelmäster. Je nach künftiger Marktsituation könnten Sidlers ihre beiden Ställe auch auf BTS umrüsten und so mehr Tiere halten. Trotz weiter steigender Nachfrage für Pouletfleisch sei der Einstieg für neue Produzenten und der Bau von neuen Ställen nicht so einfach, vor allem in tierintensiven Gebieten.
Anspruchsvoller Umbau
Den Milchviehstall zum Pouletmaststall umzubauen, sei schon anspruchsvoll gewesen, sagt Daniel Sidler. Allerdings hätten sie aufgrund der langjährigen Erfahrung mit der Haltung im ersten Stall schon gewusst, worauf zu achten sei, und könnten dauernd vergleichen.
«Kompromisse waren aber schon nötig», hält Daniel Sidler rückblickend fest. So bei der Lüftung, wo nicht wie beim ersten Hühnerstall drei über die Stalllänge verteilte Kamine eingebaut wurden, sondern nur mehr ein seitlich abgehender Abluftkanal, «weil wir den über dem alten Stall liegenden Heustockraum ohne störende Kamine weiter nutzen wollten». Das mache die optimale Klimatisierung etwas anspruchsvoller, und in Übergangszeiten könne die Einstreu etwas feuchter sein, was eine Aufkalkung mit Desical nötig mache. Auch die geringere Raumhöhe sei dem Klima nicht unbedingt zuträglich.
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«Haltung muss stimmen»
Beheizt wird im Hühnerstall mit Gasstrahlern, im umgebauten Stall mit einem Gas-Heizgebläse. Kein Problem war die Schaffung des angebauten Wintergartens und der Weide um den Stall. «Solche Voraussetzungen sind aber auch nicht bei jedem Milchviehstall gegeben», weiss Daniel Sidler. Grundsätzlich sei der Umbau aber sicher günstiger als ein Neubau gewesen, die nötigen Anpassungen seien aber nicht zu unterschätzen, betont er. «Schliesslich müssen die Haltung und die Arbeitsabläufe stimmen.»
Betriebsspiegel Waldhaus
Name: Daniel und Stephanie Sidler
Ort: Waldhaus, Hünenberg ZG
Ackerfläche: 14 ha LN, davon die Hälfte Pacht. Die Flächen werden in ÖLN-Gemeinschaft vom Nachbarn bewirtschaftet.
Viehbestand: 4200 Freiland-Mastpoulets in 2 Ställen für Bell Coop Natura Farm
Arbeitskräfte: Betriebsleiterpaar, Eltern (1,2 SAK).