Büxt eine Geiss aus, droht nicht nur Ärger mit dem Nachbarn, sondern im schlimmsten Fall auch Unfallgefahr, zum Beispiel im Strassenverkehr. Ausbruchsicheres Zäunen sei deshalb auch eine Frage der Haftung, sagt Stefan Geissmann. Er ist Berater für Kleinwiederkäuer am landwirtschaftlichen Ausbildungszentrum Plantahof in Landquart GR.
Der Strom muss gut fliessen können
Er empfiehlt, beim Material auf Qualität zu achten und die Linienführung des Zauns durchdacht anzugehen. «Der Strom muss fliessen können und darf nicht durch hohes Gras, Sträucher oder nasses Holz abgeleitet werden.» Bei der Materialwahl sei eine möglichst gute Leitfähigkeit wichtig – besonders bei längeren Strecken – und das passende Weidezaungerät. Heute sei die Qualität diesbezüglich bei den meisten Produkten gut. «In den letzten Jahren ist da viel gegangen», sagt Geissmann.
Unterschätzt wird beim Zäunen oft die Erdung des Weidezaungeräts. «Ohne gute Erdung gelangt nicht genug Strom auf die Litzen», sagt Geissmann dazu. Er empfiehlt, sich einen geeigneten Ort zu suchen, wo die Erde feucht ist. Wenn dies schwierig ist, könne mit Spezialmasse nachgeholfen werden. Wer sichergehen will, dass der Zaun immer unter Strom steht, kann auf Systeme zurückgreifen, die die elektrische Spannung automatisch auf das eigene Smartphone übermitteln. So wird ein Unterbruch rechtzeitig bemerkt.
Wildtiere sehen rote Netze nicht
Wer Netze einsetzt, sollte auf die Farbe achten. Heute verwende man lieber blaue, weisse oder gelb-grüne Netze, erklärt Stefan Geissmann. Der Grund dafür ist, dass viele Wildtiere die Farbe Rot weniger gut sehen. Bemerken die Tiere das Netz nicht – oder erst zu spät –, kann es sein, dass sie sich darin verheddern. Flatterbänder seien eine zusätzliche Möglichkeit beim Zäunen, so Geissmann. Wird ein Netz nicht mehr gebraucht, sollte man es gleich zusammennehmen. Wenn es im Freien gelagert wird, muss dafür gesorgt werden, dass es nicht durch den Schnee oder durch Wildtiere mitgerissen wird und irgendwo liegen bleibt.
Auf Maschendraht werde heute meistens verzichtet, sagt Stefan Geissmann. «Die Tendenz geht klar in Richtung von flexiblen Systemen mit Netzen und Litzen.» Gerade bei Ziegen gehe der Maschendraht oft kaputt, weil die Tiere in die Drahtmaschen treten und den Zaun niederdrücken können.
Für Herdenschutzgelder braucht es höhere Zäune
Wichtig sei, das Gelände zu berücksichtigen, betont Stefan Geissmann. Es dürfen keine Lücken entstehen. Die unterste Litze sollte für den Unterschlupfschutz eine Höhe von etwa 15 cm, höchstens aber 20 cm haben. Bei dieser Höhe können kleine Wildtiere, insbesondere Igel, unten durchschlüpfen.
Geht es um Herdenschutz, verweist Geissmann auf die Angaben des Bundes. Als Grundschutz gilt demnach eine Zaunhöhe von 90 cm oder vier Litzen, geschlossen gezäunt bei einer Spannung von 3000 Volt. Wer Mittel für Sofortmassnahmen beantragt, muss eine Zaunhöhe von 105 cm oder fünf Litzen vorweisen können.
Fachmännisch lagern und vor dem Zäunen prüfen
Damit das Material lange hält, ist eine fachmännische Lagerung über den Winter wichtig: Batterien und Apparat werden getrennt und vor Frost und Feuchtigkeit geschützt aufbewahrt. Vor dem Zäunen empfehle es sich, die Batterie und wenn möglich die Leitfähigkeit des Netzes rechtzeitig zu prüfen. Am besten gleich beim Fachmann. So könne man sich unangenehme Überraschungen im Gelände sparen, sagt Geissmann.
