Armin Christen, der Präsident des Verbandes Bernischer Schafzuchtorganisationen, konnte am vergangenen Samstag einen Saal voller Delegierter in Thun begrüssen. Neben den Verbandsgeschäften gaben vor allem die aktuellen Herausforderungen durch Krankheiten und Grossraubtiere zu reden. Bei den Schauexperten kam es sogar zur Kampfwahl. Neben Andreas Oberli und André Stryffeler, die zur Wiederwahl standen, liess sich auch Daniel Hertig aus Oberbalm nominieren. Gegen die beiden erfahrenen Experten hatte er jedoch in der geheimen Wahl keine Chance.

Erfolgreich saniert

Der Berner Kantonstierarzt Reto Wyss informierte in seinem Referat über den Stand der Moderhinkesanierung. Im Kanton Bern halten rund 3000 Betriebe 70 000 Schafe. Anfangs dieses Jahr waren bereits 2245 Betriebe beprobt, das sind 87 % der Berner Schafhaltung. Wyss lobte das Engagement der Tierhalter und rief sie dazu auf, diesen Effort beizubehalten. Bei der ersten Beprobung waren mit 678 Betrieben rund 30 % der Berner Schafhaltungen positiv auf Moderhinke getestet worden. Damit liegt der Kanton Bern über dem Schweizer Durchschnitt von 20 %. Inzwischen wurden bereits viele Tierbestände saniert. Dies sei aufwändig, jedoch seien zwei Drittel der Sanierungen erfolgreich verlaufen.

Absichtlich betrügen

Gefordert sind nun vor allem die Betriebe, die ihre Tiere alpen wollen. Es müsse alles daran gesetzt werden, dass sich beim Durchmischen von Herden nicht wieder Schafe infizierten. Eine ernste Gefahr für den Erfolg der Moderhinkesanierung sieht Reto Wyss bei jenen Schafhaltern, die absichtlich betrügen: «Es gibt Schafhalter, die Tiere verstecken, oder bei der Beprobung schummeln», betonte er. Ja, es sei gar Druck auf die Probenehmer ausgeübt worden. Wyss rief dazu auf, entsprechende Verdachtsfälle zu melden. Bei der BVD-Sanierung der Rinder könne man sehen, was es die Allgemeinheit koste, wenn einige wenige betrügen: «Seuchenverschleppung ist kein Kavaliersdelikt», stellte er klar.

Vorsicht beim Zukauf

Die Moderhinkesanierung könne überall gelingen. Wo nötig, geben die Amtstierärzte Unterstützung. Diese Erfahrungen haben bereits gezeigt, woran es liegen kann, wenn die Sanierung scheitert. Insbesondere ein sorgfältiger Klauenschnitt sei Voraussetzung, damit das Klauenbad seine volle Wirkung entfalten könne. Damit die Krankheit nicht wieder eingeschleppt wird, soll besonders beim Tierverkehr mit der nötigen Vorsicht vorgegangen werden. So sei es wichtig, nur beprobte Tiere zuzukaufen oder auch Widder beim Verstellen erneut zu beproben.

Ernst Wandfluh, der im Namen des Schweizerischen Alpwirtschaftlichen Verbands ein Grusswort überbrachte, betonte, besonders bei der Alpung gebe es die Gefahr, dass die Moderhinke wieder verschleppt werde. So empfahl er ausdrücklich, nur moderhinkefreie und gegen Blauzunge geimpfte Tiere zu alpen: «Die Pflege von erkrankten Tieren ist auf den Alpen besonders aufwändig», gab er zu bedenken und empfahl deshalb die Vorbeugung mit Nachdruck.

Im kommenden Frühling wird das Schauwesen der Moderhinkesanierung angepasst. So können sich Betriebe noch bis zum 22. Februar für eine Hofbeurteilung anmelden. Die geplanten Ausstellungsmärkte müssen mit weniger Anmeldungen rechnen, jene in Zweisimmen und Delémont wurden bereits abgesagt.

Zuchtbuchführer

Folgende langjährigen Zuchtbuchführer konnten vom Verband Bernischer Schafzuchtorganisationen geehrt werden:

10 Jahre: Erika Bieri, Brienz; Daniel Eschler, Boltigen.
15 Jahre: Rosmarie Karrer, Merligen; Bettina Raaflaub, Gstaad.
20 Jahre: Theres Gerber, Schangnau; Peter Hofer, Zielebach.
30 Jahre: Marlise Spycher, Ammerzwil.
35 Jahre: Andreas Hostettler, Schalunen.
50 Jahre: Ruth Bohren, Grindelwald.