Anlässlich ihres 25-Jahre-Jubiläums realisiert die Albert-Koechlin-Stiftung (AKS) dieses Jahr verschiedene Jubiläumsprojekte. Die Stiftung unterstützt bekanntlich seit einigen Jahren insbesondere auch landwirtschaftliche Projekte, vornehmlich im Bereich der biologischen Landwirtschaft, mit namhaften Beträgen.

Gehe mit Feld und Wald

Ihr jüngstes Kind sorgt nun aber in der Branche für Stirnrunzeln. Die Rede ist vom Projekt «Schwein erleben», ein Forschungs- und Bildungsangebot für Schulklassen sowie die breite Bevölkerung. Im temporären – das Projekt ist auf drei Jahre befristet – Freigehege auf dem Panoramahof in Meggen können die Schweine ab Ende Januar 2023 in ihrem Alltag beobachtet werden. Und zwar, «wie sie durch den Wald streifen, gemeinsam die Weide erkunden oder sich im feuchten Schlamm abkühlen», wie es in einer Medienmitteilung der AKS heisst. Aktuell wird der Zaun für das erste Gehege erstellt. Die beiden Gehege umfassen Landwirtschaftsland sowie Wald.

Aus landwirtschaftlichen Kreisen wird etwa moniert, dass in Zeiten, wo mehrere Nachbarländer gegen die Afrikanische Schweinepest (ASP) ankämpfen, hierzulande Schweine im Freien gehalten werden und Besucher explizit erwünscht sind. Und noch mehr verwundert, dass die Hausschweine in den Wald dürfen. Dies vor dem Hintergrund, dass der Wald doch «heilig» sei und nicht mal im Sömmerungsgebiet ein paar Gusti Schutz darin finden dürfen. Suisseporcs, der Verband der Schweizer Schweineproduzenten, sieht das Ganze relativ gelassen. Vor allem aufgrund der Dauer und Grösse des Projekts. «Jö, wie herzig» sei sicher ein Ziel der Initianten, man möchte wohl auch den Spendern und Gönnern etwas zeigen.

Vorkehrungen wegen ASP

«Natürlich müssen die gleichen Regeln wie für Landwirte gelten», schiebt Adrian Schütz von Suisseporcs nach. Nebst dem heiklen Wald erwähnt er die professionelle Betreuung der Tiere. Und eine Teilnahme am nationalen Plus-Gesundheitsprogramm wäre wünschenswert, so Schütz weiter.

«Die ASP stellt eine grosse Gefahr für Schweine dar. Unabhängig von Standort und Zweck der Schweinehaltung ist ein Kontakt zwischen Wild- und Hausschweinen sowie zwischen Besuchern und Hausschweinen zu vermeiden», schreibt die Luzerner Dienststelle für Landwirtschaft und Wald (Lawa) auf Anfrage. Aus diesem Grund werde das Gehege doppelt eingezäunt, und Besucherinnen und Besucher kommen nur bis an den äusseren Zaun. Zudem bestehe die Möglichkeit, bei den Informationstafeln auf die Gefahr von ASP und weiteren Krankheiten hinzuweisen und bei Führungen die Teilnehmenden zu sensibilisieren.

Schlanke Bewilligung für das Projekt

Hans Dieter Hess, Dienststellenleiter Lawa, nimmt auf Anfrage der BauernZeitung Stellung zum Bewilligungsverfahren. Die Beweidung von Wald sei zwar grundsätzlich verboten. «Die waldrechtliche Ausnahmebewilligung im Sinne einer nachteiligen Nutzung gemäss Paragraf 13 KWaG ist gestützt auf das vorliegende Forschungsprojekt befristet erteilt worden», so Hess. Das Baugesuch wurde öffentlich publiziert. Dagegen seien keine Einsprachen eingegangen.

Auf dieser Basis habe dann der Gemeinderat Meggen die Baubewilligung erteilt. Auch Wald- und Grundeigentümerin haben dem Vorhaben zugestimmt, und die örtliche Jagdgesellschaft sei vorgängig einbezogen worden. «Nach Ablauf der Frist sind jegliche Bauten und Anlagen in Zusammenhang mit dem Projekt vollständig rückzubauen, und der ursprüngliche Zustand ist wiederherzustellen.»

Forschungszweck macht es möglich

Das Forschungsinstitut für biologischen Landbau begleitet das Projekt und erfasst das natürliche Verhalten der Hausschweine im Gehege kontinuierlich. Zudem bearbeitet es verschiedene Fragestellungen. Etwa, welches Verhalten sich bei Schweinen verschiedener Alterskategorien beobachten lässt. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse könnten die Beratung und Praxis unterstützen. Es ist wohl die beschränkte Projektdauer und die fachliche Begleitung, welche die schlanke Bewilligung ermöglichte. Und so werden bald schon wieder höchstens Wildschweine grunzen im Meggerwald.