«Das Schlimmste habe ich wohl überstanden, zumindest den unmittelbaren Schock und die erste Trauer», berichtet Landwirt Peter Haldimann aus Bächlen bei Bowil BE am Telefon. Seine Stimme klingt ruhig und gefasst, obwohl er auf einen schweren Schlag angesprochen wird: In der Nacht vom 16. auf den 17. August hat ein ungewöhnlich starker Blitzeinschlag auf seiner Kuhweide 19 Tiere getötet.
19 Tiere verloren
«Meine Herde ist nicht mehr dieselbe und es wird lange dauern, bis sich wieder Normalität einstellt», ist sich Haldimann sicher. Das Unwetter-Ereignis reisst ein grosses Loch in seine Mutterkuh-Herde: Vor dem Blitzschlag zählte diese 30 Mutterküheund rund 30 Kälber. Nun hat Peter Haldimann 12 Mutterkühe, sechs Kälber sowie einen von Vianco geleasten Stier verloren.
Zum Glück versichert
«Der finanzielle Verlust trifft einen natürlich hart, aber dagegen bin ich glücklicherweise versichert», sagt Peter Haldimann. Nun müsse er sich mit seinem Versicherer zusammensetzen und die Schadenssumme kalkulieren. Wie gross diese Summe ausfallen wird, weiss Haldimann noch nicht. Zunächst sei der Wert der einzelnen Tiere zu ermitteln, der sich am Schlachtgewicht orientiere. Darüber hinaus müsse auch der Verlust des geleasten Munis entschädigt werden. Es würden ausserdem Gebühren für die in Lyss ansässige Schlachtabfallverwertungsfirma GZM anfallen, weiss Haldimann. «Alles in allem habe ich aber ein sehr gutes Gefühl, was das Finanzielle angeht; ich weiss aber noch nichts Genaues. Ich vertraue da der Emmental-Versicherung.»
«Ich habe einige meiner Lieblinge verloren.»
Peter Haldimann, Landwirt aus Bächlen bei Bowil BE
Ungewöhnlich starker Blitz
«Der Blitz hat wirklich mitten in die Herde eingeschlagen», erzählt Peter Haldimann, dessen Betrieb zuvor nie vom Blitz getroffen wurde. «Die Tiere hätten eigentlich im Stall Zuflucht suchen können, aber sie sind wohl ihrem Instinkt gefolgt und haben sich im Kreis um den nächsten Baum gestellt.»
Der Blitz hat aber nicht etwa diesen Baum getroffen, sondern den Boden daneben. «An dieser Stelle verläuft eine unterirdische Telefonleitung. Wahrscheinlich hat der Blitz diese gesucht», mutmasst Haldimann. Obwohl Bowil nicht in der unmittelbaren Gewitterzone gelegen hat, sei der Blitz ungewöhnlich stark gewesen, fährt er fort. «Ich habe eine SMS vom Meteorologen Jörg Kachelmann erhalten, der mir geschrieben hat, der Blitz habe eine Stärke von rund 220 Kiloampere gehabt. Das sei enorm stark.»
Gehässige Kommentare
Das Schlimmste an der leidigen Geschichte sei das Emotionale, sagt Peter Haldimann. Da sein Fall ein grosses Medienecho ausgelöst habe, seien die online publizierten Artikel auch rege kommentiert worden. «Was da teilweise zu lesen war, geht auf keine Kuhhaut», berichtet er. «Viele haben das Gefühl, weil einer Bauer sei und viele Nutztiere halte, empfinde er keine Zuneigung für die einzelnen Tiere.» Dabei habe der Blitz Kühe getroffen, um die er sich jahrelang liebevoll gekümmert und die er ins Herz geschlossen habe. Auch einige seiner Lieblingskühe habe er verloren; da schmerze unsachgemässe und unfaire Kritik umso mehr. «Viele Leute haben wenig Verständnis für Bauern und schlimmer noch: Viele kommen wohl mit den schlimmen Bildern nicht zurecht und suchen dann einen möglichen Schuldigen am Geschehenen.» Dabei halte er seine Tiere gut und artgerecht. «Wenn ich sie nicht ins Freie gelassen hätte, wäre das nicht normal gewesen für die Tiere», sagt Haldimann. Er wünscht sich gerade von der nicht-landwirtschaftlichen Bevölkerung auch im Internet mehr Verständnis, mehr Vertrauen und mehr Respekt.