«Unsere direkten Kunden für Fleischrassendosen sind vor allem Milchbetriebe», sagte Silvia Wegmann von Swissgenetics am Strickhof-Beef-Tag, der vor einer Woche in Lindau ZH stattfand. Dazu einige Zahlen: 2024 führte Swissgenetics rund 685 000 Besamungen durch, davon 52 Prozent mit Fleischrassenstieren. 97 Prozent der Fleischrassen-Besamungen gingen auf Milch- und Zweinutzungskühe wie Holstein, Red-Holstein, Brown Swiss, Swiss Fleckvieh, Simmental, Original Braunvieh und Jersey. Die Kombination zwischen Fleisch- und Milchrasse wird auch als Beef on Dairy bezeichnet.
Lili hat zugelegt
2023/2024 stammten die meistverkauften Fleischrassen-Dosen von Limousin-Stieren (209 437), gefolgt von Mischsperma (97 981) und Angus (41 273). Beim Mischsperma führt Silian, ein Mix dreier Stiere (Simmental, Limousin und Angus) vor Lili (zwei Limousin-Stiere) und Lian (Limousin und Angus). Lili hat seit der Markteinführung 2023 gegenüber Silian deutlich zugelegt. Dies liege vor allem daran, dass die Limousin-Kälber auf dem Tränkermarkt am beliebtesten seien.
Die Tendenz zu Fleischrassen-Besamungen ist weiterhin steigend. Sie folgt dem Anteil gesexter Dosen bei den Milchrassen. Die Remontierung der Milchviehherde ist mit weniger Paarungen gewährleistet, es werden somit mehr Kühe für Fleischrassen-Besamungen frei. Dieser Trend ist weltweit festzustellen.
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Regionale Unterschiede
Schaufenster für Masttiere
In Bütschwil SG hat Swissgenetics ein sogenanntes Fleischrassenschaufenster eingeführt. Dabei werden in umgenutzten Wartestallungen 64 Masttiere in Vierergruppen gehalten, um sie interessierten Landwirten und Branchenvertretern zu präsentieren. Wegmann: «Unser Ziel ist, pro Vater jeweils je vier Muni aus Holstein/Red-Holstein und Brown Swiss zu zeigen.»
In der Schweiz ist der Anteil der Fleischrassenbesamungen regional stark unterschiedlich. Während der Anteil in der Romandie bei knapp einem Drittel liegt, entfallen in der Ostschweiz etwa 60 Prozent der Besamungen auf Fleischrassenstiere. Bei den Red-Holstein-Kühen sind es gar 65 Prozent. In der Westschweiz werden viele Milchvieh-Remonten gezüchtet, die weiter östlich von Betrieben mit hohem Fleischrassen-Einsatz gekauft werden.
Mit einer Fleischrassenbesamung auf eine Milchkuh strebt ein Betrieb bestimmte Merkmale an: Neben einer hohen Non-Return-Rate sei Ziel Nr. 1 ein problemloses Abkalben mit kurzer Trächtigkeit und einem nicht allzu schweren Kalb, so die Agronomin. Zudem sollte das Kalb vital sein, einfach zu tränken und eine gute Zunahme erbringen.
Ein entscheidender Punkt ist ein guter Preis für den Tränker. Dies korrespondiert mit den Erwartungen seitens der Mäster und Händler: Hohe Zunahmen sowie eine entsprechende Fleischigkeit und Fettabdeckung beim angestrebten Schlachtgewicht. Dabei ist zu beachten, dass die Milchkuh-Mutter ihrerseits viel Grösse und Wachstum beiträgt. «Hierzulande ist ein tieferes Schlachtgewicht gefragt als in Europa, Kreuzungen mit grossen Mastrassen haben teilweise Mühe, eine genügende Fettabdeckung zu erreichen», hielt Wegmann fest. Ein Stier – auch bei Limousin und Simmental – sollte wohl guten Zuwachs, aber nicht zu viel Endgrösse bringen. Da sind die Ziele in der Fleischrassen-Reinzucht und dem Zuchtprogramm für Beef on Dairy nicht immer dieselben.
Merkmale im Fokus
Im Zuchtprogramm für Beef on Dairy setzt Swissgenetics je nach Rasse unterschiedliche Schwerpunkte: Bei Limousin sind dies Hornlosigkeit und gute Fettabdeckung, bei Angus hohe Fleischigkeit und geringere Fettabdeckung, bei Simmental kurze Trächtigkeitsdauer sowie gute Fettabdeckung. «Für diese Merkmale stehen uns Zuchtwerte zur Verfügung, deshalb können sie züchterisch weiterentwickelt werden», betonte Silvia Wegmann.
Im Rahmen ihrer Programme prüft Swissgenetics pro Jahr zirka elf Limousin-Stiere, zwei bis vier Angus-Stiere und zwei bis drei Simmental-Stiere. Letztes Jahr waren zu Vergleichszwecken zwei Angus-Stiere aus Nordamerika im Testeinsatz, Ähnliches ist für Limousin aus Frankreich geplant. Samendosen weiterer Rassen kauft die Besamungsfirma zu. Welche Rassen zum Einsatz kommen, hängt von der Preisbildung ab. «Bei Angus etwa gingen die Besamungen um 20 Prozent zurück, nachdem der Tränkerpreis für weibliche Anguskreuzungen gesunken war», sagte Wegmann.
Der Weg der Zuchtstiere
Ihre Stiere findet Swissgenetics auf dem Stierenmarkt von Mutterkuh Schweiz und auf Zuchtbetrieben. Die ausgesuchten Tiere kommen zunächst nach Mülligen AG in Quarantäne. An diesem Firmenstandort findet auch die Produktion der Samendosen statt. Nachdem die Jungstiere einen Prüfeinsatz mit 500 Erstbesamungen absolviert haben, kommen sich an den Standort Bütschwil SG. Nach erfüllter Nachzuchtprüfung fällt der Entscheid, ob sie für den Breiteinsatz geeignet sind und nach Mülligen zurückkehren oder direkt in die Schlachtung kommen. Eines der Kriterien dafür ist die Non-Return-Rate. Diese sagt aus, wie viele der erstbesamten Kühe nach einem bestimmten Zeitpunkt trächtig werden. Weitere Kriterien sind die Zuchtwerte für Geburts- und Schlachtmerkmale. Zwischen dem Ankauf und dem Beginn des Breiteinsatzes liegen rund drei Jahre.