Am virtuellen runden Tisch diskutierten Expertinnen und Experten über den Eier- und Geflügelmarkt des vergangenen Jahres. Thematisiert wurden erneut die Auswirkungen der Pandemie auf den Sektor. Besonders der verunmöglichte Einkaufstourismus zeigte markante Zahlen. So wurden 25 % weniger Eier und 43 % weniger Fleisch im Ausland eingekauft und der Lebensmittelumsatz im hiesigen Detailhandel stieg um ganze 11 %. Der Umsatz in der Gastronomie fiel um 13 % geringer aus. Andreas Gloor sprach von einem markant höheren Eierkonsum. Deshalb waren auch erhöhte Importe nötig. Das Konsumeier-Importkontingent wurde sogar zweimal erhöht und war letztes Jahr um 99 % ausgeschöpft.
273 Gramm Pouletfleisch und 3,6 Eier pro Woche und Kopf
Das Aviforum zeigte auch auf, dass der durchschnittliche und wöchentliche Pro-Kopf-Konsum bei Geflügelfleisch 273 Gramm und bei Eiern 3,6 beträgt. Trotz erfreulichen Zahlen im Geflügelmarkt stellte Andreas Gloor die Frage in den virtuellen Raum, ob es ohne Corona Überschüsse im Eiermarkt gegeben hätte und welches Konsumverhalten langfristig bleiben wird.
Weniger Soja aus Brasilien
Christian Oesch von der Vereinigung Schweizerischer Futtermittelfabrikanten (VSF) sprach über den Einsatz von verantwortungsvollen Rohstoffen im Geflügelfutter. Dabei stellte er das Verhältnis zwischen Rau- und Kraftfutter in der Nutztierhaltung dar. So würde man in der Schweiz rund sieben Mio Tonnen Raufutter einsetzen und lediglich 1,8 Mio Tonnen Kraftfutter. Die Inlandproduktion der Futtermittel für alle Nutztiere beträgt gemäss Oesch 85 %.
Auch zeigte das VSF die Tendenzen in Futtermarkt auf:
Inlandfuttergetreide: Produktionseinbruch in den letzten15 Jahren.
Inländische Proteinträger: Entwicklung auf tiefen Niveau stabil.
Futtermittelimporte: Starke Zunahme aufgrund der reduzierten Inland-Futtergetreideproduktion. Mittlerweile basieren rund 2/3 des Kraftfutters auf Futtermittelimporten. Wichtige Proteinträger wie Soja, Maiskleber und Kartoffelprotein werden ausschliesslich importiert, meldete der VSF. Von Proteinträger herrscht aber nach wie voreine starke Importabhängigkeit, ausser bei Ölkuchen. Dafür hat sich die Futtermaisversorgung massiv verbessert. Bei den inländischen Proteinträger fällt vor allem der Rapskuchen schwer ins Gewicht. Andere inländisch produzierte Komponenten wie Eiweisserbsen oder Ackerbohnen spielen für die Geflügelproduktion auch eine relevante Rolle.
Der Import von Sojaextraktionsschrot aus Brasilien ist in den letzten Jahren zurückgegangen, während derjenige aus Europa markant gestiegen ist. An dieser Stelle verwies Christian Oesch auf den hohen Importanteil verantwortungsbewusster Soja aus dem Sojanetzwerk Schweiz. Im Jahr 2016 betrug dieser 99 %.
Krabbelige Soja-Alternativen
Der VSF thematisierte auch verarbeitetes tierisches Protein oder Insektenproteine als mögliche Alternativen zu Soja als Futtermittel in der Geflügelproduktion. Soja wird halt wegen der guten Aminosäureverdaulichkeit so breit eingesetzt, hiess es am Vortrag. Aber «das Potenzial der Alternativen ist gross», betonte Oesch am Vortrag. Auch Algen und Seegras müsse man in der Forschung in Betracht ziehen. Da sei aber der Wasserverbrauch beachtlich und der Preis ebenso, schloss Christian Oesch die Präsentation.
Einsatz rückläufig
Heinzpeter Schwermer vom Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) kam auch im Hinblick auf die Trinkwasserinitiative auf den Einsatz von Antibiotika zu sprechen. Generell hätte die vertriebene Wirkstoffmenge seit 2010 um 50 % abgenommen. Der Verkauf von kritischen Antibiotikaklassen – also Antibiotika, die für die Behandlung von Infektionskrankheiten in der Humanmedizin unverzichtbar sind – bei Nutztieren habe ebenfalls stark abgenommen, erklärte der Tierarzt. Beim Geflügel sei der Anteil davon jedoch mit 2/3 der Verschreibungen sehr hoch, Tendenz leicht steigend.
Eiermarkt in Zahlen
64,6 % der Schweizer Legehennen werden im Freiland mit Wintergarten gehalten (ohne Bio).
−25 % weniger Eier wurden im Einkaufstourismus eingekauft, beim Fleisch beträgt der Prozentsatz sogar −43 %.
15,7 % mehr Eier wurden über den Detailhandel verkauft, im Vergleich zum Vorjahr.
14,1 % mehr Geflügelfleisch wurde letztes Jahr über den Detailhandel abgesetzt.
6,3 % höher stieg die Schweizer Eierproduktion, im Vergleich zum Vorjahr.
2× wurde das Konsumeier-Importkontingent im letzten Jahr erhöht. Es war im Jahr 2020 zu 99 % ausgenutzt.
18,5 % beträgt der Bio-Anteil an der gesamten Schweizer Eierproduktion im Jahr 2020.
88,6 % der Eierprodukte-Importe stammte 2020 aus den Niederlanden.