Die Winterbehandlung gegen die Varroamilbe ist die wichtigste Behandlung des gesamten Bienenjahres, ist René Stucki überzeugt. «Gelingt es mir nämlich, die Restmilben auf nurmehr wenige pro Bienenvolk zu dezimieren, starten unsere Bienen gegenüber der Varroa mit grossem Entwicklungsvorsprung in den Frühling», begründet er in der aktuellen Ausgabe der «Schweizerischen Bienen-Zeitung». René Stucki betreibt mit seinem Vater Kurt seit knapp 30 Jahren eine Imkerei in Mettlen TG und weiss, dass vor allem die Temperatur entscheidend für die Wirkung der Winterbehandlung ist.
Milbe verdoppelt sich jeden Monat
Die knapp einen Millimeter grosse Varroamilbe ist der grösste Feind der Westlichen Honigbiene. Ohne menschliche Hilfe würde ein von Milben befallenes Bienenvolk innerhalb von drei Jahren sterben. Denn während der Brutzeit der Bienen ist die Varroapopulation in der Lage, sich alle drei bis vier Wochen zu verdoppeln. «Startet ein Bienenvolk am 1. März mit 60 Milben, weist das Volk bis zum 1. Juli 100 Varroa auf, am 1. August bereits deren 2000», rechnet der Imker vor. Mit einer wirksamen Winterbehandlung wie etwa mit der Oxalsäure-Verdampfung, die Stucki anwendet, könne man die Startzahl der Milben im März um zwei Monate verzögern.
Volk muss während Behandlung brutfrei sein
Eine Winterbehandlung könne man aber nicht zu jedem Zeitpunkt durchführen. Die Brutfreiheit und relativ hohe wetterbedingte Temperaturen werden vorausgesetzt (siehe Kasten), um eine möglichst gute Wirkung zu erzielen. Doch die Brutfreiheit trete nicht bei jedem Volk zum gleichen Zeitpunkt ein. Während einige Völker bereits Ende September kaum mehr ihre Brut pflegen, könne sich die Brutfreiheit bei Jungvölkern etwas hinauszögern.
Wie stelle ich also bei meinem Bienenvolk Brutfreiheit fest? René Stucki und sein Vater bevorzugen es, Stichproben – jedes fünfte Volk wird bis an die Brut geöffnet – durchzuführen. Sind nur noch kleine Brutflächen vorhanden, beginne er ein bis zwei Wochen später mit der Winterbehandlung. Sind noch grössere Brutflächen vorhanden, warte er noch mit der Behandlung. Sobald eine Schönwetterperiode von einigen Tagen herrscht und die Nacht vor dem Behandlungstag möglichst warm war, beginnt Stucki mit der Oxalsäure-Verdampfung. Denn bei lauen Temperaturen und gutem Wetter beginnen die Bienen die Wintertraube (Bienen bilden eine Kugel, um sich und die Brut zu wärmen) aufzulösen und der Wirkstoff kann sich besser verteilen, führt er aus.
Eine zu späte Behandlung vermeiden
Sollte das Wetter suboptimal sein, empfiehlt René Stucki dennoch bis spätestens Ende Dezember zu behandeln: «Das Risiko, kein günstiges Behandlungsfenster mehr zu finden, steigt bis Dezember an. Falls dann noch eine zweite Behandlung nötig ist, gerät man schon in Terminnot.» Eine Behandlung erst im Januar habe eine viel tiefere Wirkung, da viele Völker schon wieder ausgiebig die Brut pflegen und sich die Varroamilbe dann mehr in der Brut als auf den Bienen befinde, wo sie sonst gut behandelbar wäre.
Die drei verschiedenen Behandlungsmethoden
Im Winter wird die Varroamilbe mit Oxalsäure behandelt. Hierzulande sind drei verschiedene Methoden mit dem Wirkstoff erlaubt: Sprühen, Träufeln und Verdampfen. Alle drei besitzen eine Wirksamkeit von zirka 95 %, werden aber bei unterschiedlichen Aussentemperaturen angewendet. Die Behandlung sollte nur in brutfreien Völkern durchgeführt werden, in verdeckelten Zellen wirkt sie nicht.
[IMG 3]Oxalsäure-Verdampfung: Die Oxalsäure-Verdampfung darf gemäss Merkblatt des Bienengesundheitsdienstes nur bei einer Aussentemperatur von mindestens 4°C angewendet werden. Sind die Bienen mehr als vier Wochen in der Wintertraube, sollte vor der Behandlung ein Reinigungsflug stattfinden. Fallen nach dem Einsatz von Oxalsäure (innerhalb von zwei Wochen) über 500 Milben auf die Unterlage, empfehlen die Experten die Behandlung zu wiederholen.
[IMG 4]Träufelbehandlung: Bei der Träufelbehandlung muss die Aussentemperatur unter 5°C liegen, die Wabengassen sollten frei von Wachsbrücken sein. Damit der Wirkstoff auf die nicht beträufelten Bienen weitergegeben wird, sollte die Wintertraube möglichst geschlossen sein. Eine Unter- oder Überdosierung vermeiden; letzteres kann zu einem erhöhten Totenfall führen. Pro Winter darf die Träufelbehandlung nur einmal angewandt werden. Ist eine zweite Behandlung notwendig, sollte auf Sprühen oder Verdampfen ausgewichen werden.
[IMG 2]Sprühbehandlung: Bei dieser Methode wird eine Aussentemperatur von mindestens 8°C benötigt, damit die abfliegenden Bienen wieder heimkehren können. Hier sollten alle besetzten Wabenseiten in einem Winkel von 45° eingesprüht werden (nicht die Königin besprühen). Eine zweite Behandlung ist möglich.
Bei der Anwendung von Oxalsäure ist immer auf den persönlichen Schutz durch eine angemessene Schutzkleidung zu achten.
Weitere Informationen zur Varroa-Bekämpfung: hier.
Letzte Arbeiten am Bienenstock vornehmen
Neben der Winterbehandlung gegen die Varroamilbe empfiehlt der Bienengesundheitsdienst folgende Massnahmen durchzuführen:
- Fluglöcher öffnen, damit genügend Luft in den Bienenstock gelangen kann
(Höhe auf max. 7 mm einstellen) und gegen Mäuse sichern
- Bei Schweizer Kästen: Bienenkissen/Wärmedämmung entfernen,
Fensterkeil entfernen, damit Luft zirkulieren kann (Völker werden früher
brutfrei; Randwaben verschimmeln weniger)
- Bei Magazinen: Gitterböden öffnen, um Nässestau und damit schimmelige
Waben zu vermeiden
- Allgemeine Reinigungsarbeiten an Material und Bienenhäusern vornehmen