Am diesjährigen Fachtag Schafe und Ziegen, der am Plantahof in Landquart stattfand, wurde die Fütterung und der Einsatz von Kraftfutter unter die Lupe genommen.

Die Pansenflora muss stimmen

«Wiederkäuer sind ein Wunder der Natur, in dem sie Raufutter effizient in Milch und Fleisch umwandeln können», stellte Andreas Scheurer fest. Der wissenschaftliche Mitarbeiter für Tierernährung an der Hochschule für Agrar, Forst- und Lebensmittelwissenschaften HAFL gab einen Einblick in die entsprechenden Stoffwechselvorgänge: Wiederkäuern ist es möglich, Gras sowohl als Energie- wie auch als Proteinquelle zu nutzen, die für Menschen nicht nutzbar sind.

Bei der Fermentation der Rohfasern entsteht nebst den flüchtigen Fettsäuren, die die Kuh im Energiestoffwechsel verwerten kann, als Nebenprodukt Methan. Da die Pansenflora für das Tier ein wertvolles Protein aufbaut, ist es wichtig, optimale Bedingungen zu schaffen. Dazu gehört nicht nur ein möglichst stabiler Pansen-pH, sondern auch ein ausgeglichenes Energie-Proteinverhältnis. Zu beachten sei auch, so Scheurer, dass durch einen Proteinüberschuss bei der Fütterung mehr Harnstoff ausgeschieden wird und dadurch mehr Ammoniak in die Umwelt gelangt.

Nebenprodukte können häufig als Kraftfutter genutzt werdden

Andreas Scheurer kam ausserdem auf den Einsatz von Kraftfutter zu sprechen. Dieser werde im Sinne von «feed no food» zunehmend kritisch beurteilt. Dies mit dem Hintergrund, dass der Anbau von Futtergetreide in Konkurrenz steht zum Anbau von Pflanzen für die menschliche Ernährung. Dabei gelte es allerdings zu unterscheiden, so Scheurer weiter: «Kraftfutter besteht nicht nur aus Getreide und Soja, sondern zu einem wesentlichen Teil aus Nebenprodukten. Die darin enthaltenen Nährstoffe können dank der Verfütterung an Nutztiere weiterhin für die Lebensmittelproduktion genutzt werden. Auf diese Weise werden Kreisläufe geschlossen.»

Laut einer HAFL-Studie fallen in der Schweiz jährlich durchschnittlich etwa 365 000 Tonnen Nebenprodukte aus der Lebensmittelindustrie an. Diese entstehen hauptsächlich bei der Verarbeitung von Brotgetreide, Braugerste, Ölsaaten, Mostobst und Zuckerrüben aus in- wie auch ausländischem Anbau. Am häufigsten handelt es sich dabei um Mühlennebenprodukte, gefolgt von Presskuchen aus Raps und Sonnenblumen, Zuckerrübenmelasse und -schnitzel, Obsttrester sowie Biertreber. Beim Korn beispielsweise geht man von einer Ausbeute von 80 Prozent aus, die restlichen 20 Prozent kommen als Nebenprodukte zur Verwendung. Deren grösster Teil mit etwa 275 000 Tonnen jährlich wird in Mischfutter für Schweine, Geflügel und Rindvieh verwertet, der Rest direkt an Rindvieh verfüttert.

Stress verschlechtert die Futterverwertung

Jonas Salzmann, Marketingmitarbeiter bei der Firma UFA, beleuchtete in seinem Referat die Futterverwertung. Diese definiere, wie viel Kilo Futter ein Tier benötige, um ein Kilo Milch oder ein Kilo Fleisch zu produzieren. «Je tiefer die Futterverwertung, desto besser wird das Futter umgesetzt», sagte der Agronom. Das bedeute auch: Je besser das Futter, desto höher die Nährstoffdichte und desto besser die Futterverwertung. Diese wird durch weitere Faktoren beeinflusst: «Stress ist ein absoluter Energiekiller», stellte Salzmann fest. Als Auslöser dafür gilt etwa Futterkonkurrenz, der mit Ad-libitum-Fütterung entgegengewirkt werden kann. Stressoren sind zudem Platzmangel und Krankheitsdruck. Zur Verbesserung der Futterwertung und um einen Nährstoffverlust zu vermeiden, sollten zudem schnellverdauliche Rationen wie Gras, Silage, junges Heu oder Kraftfutter gebremst werden. Schwerverdauliche Rationen wie altes Heu oder Maiswürfel sind dagegen zu beschleunigen, um die Passagerate im Pansen und den Gesamtverzehr zu steigern.

Der Einsatz von Kraftfutter macht vor allem dann Sinn, wenn Gesundheit und Leistung im Vordergrund stehen und Grundfutter den Bedarf nicht deckt, bei Ziegen beispielsweise im vierten und fünften Trächtigkeitsmonat und zum Laktationsbeginn. Bei der Wahl des Kraftfutters ist zum einen darauf zu achten, dass es von den Tieren gerne gefressen wird und sich somit auch als Lockmittel eignet. Darüber hinaus sollte es eine hohe Nährstoffdichte aufweisen, damit im Pansen genügend Platz für Raufutter übrig bleibt. Häufige Fütterungsfehler sind beispielsweise zu hohe Kraftfuttergaben auf einmal oder die Verabreichung von Kraftfutter vor dem Grundfutter.

Wichtig ist auch, ein Futter zu wählen, dass eher langsam fermentierbar ist, um pH-Schwankungen im Pansen zu reduzieren und damit Durchfällen vorzubeugen. «Entscheidend bleibt jedoch die Qualität des Grundfutters», so Salzmann.

Tipps zum Kraftfutter

  • maximal 400 g/Ration und erwachsene Ziege
  • Futterration nicht abrupt erhöhen (v.a. bei Laktationsbeginn)
  • platzsparend, mit hoher Nährstoffdichte
  • mit eher langsam fermentierbaren Kohlenhydraten und mehr By-Pass, z.B. Mais (-Kolben) anstatt Weizen
  • sollte gern gefressen werden
  • erst nach dem Grundfutter verabreichen