Eine wiederkäuergerechte Fütterung muss nicht nur an das Tier angepasst sein, sondern auch an dessen Pansenmikroorganismen, die das Futter im Pansen verdauen. Je nach Zusammensetzung des Futters ändert sich das Pansenmilieu und somit auch die Zusammensetzung der Mikroorganismen.

Wichtige Energielieferanten

Treten Pansenstörungen auf, spricht man oft von einem Strukturmangel im Futter. Mit der physikalischen Struktur im Futter wird das Wiederkauen angeregt, die Speichelbildung gefördert und eine stabile Fasermatte im Pansen gebildet. Sie trägt zu einer guten Verdauung bei und ist unerlässlich.

Der sogenannte Rohfasergehalt im Futter gibt Auskunft über die Menge der Zellwandbestandteile im Futter. Diese Zellwandbestandteile sind schwer verdauliche Pflanzenbestandteile, die langsam verdaut werden, aber wichtige Energielieferanten sind. Schweizer Futterrationen enthalten meist einen hohen Anteil an Raufutter, wodurch die Anforderungen an Struktur und Rohfasergehalt meist erfüllt sind.

pH-Abfall durch zu viel Stärke

Um das Risiko des Auftretens von Pansenstörungen zu beurteilen, genügt die Betrachtung des Rohfasergehaltes bzw. der Struktur allein jedoch nicht. Denn diese Strukturwerte geben uns keinen Aufschluss über den Gehalt der Zellinhaltsbestandteile wie Zucker, Fruktane und Stärke. Diese leicht löslichen Kohlenhydrate werden im Pansen schnell abgebaut. Treten sie in grossen Mengen auf, stellen sie eine Gefahr für die Pansenstabilität dar.

Zucker und Fruktane werden im Pansen zu Milchsäure abgebaut. Dadurch sinkt der pH-Wert des Pansens drastisch, wodurch sich die Zusammensetzung der Pansenmikroorganismen verändert. Bereits ein pH-Wert unter 6,5 führt zu einer reduzierten Futterverwertung. Die Folgen einer Übersäuerung im Pansen, wie beispielsweise Klauenprobleme, reduzierte Milchleistung und Fruchtbarkeitsstörungen, sind vielfältig.

Häufig zu viel Zucker im Futter

Je nach Raigrasanteil, botanischer Zusammensetzung und Schnittzeitpunkt enthalten Gras, Heu, Emd und Grassilage relativ hohe Zuckergehalte. Zudem wurde Wiesengras in den vergangenen Jahren auf hohe Zuckeranteile gezüchtet. Der Anteil an Wiesenfutter in Wiederkäuerrationen ist in der Schweiz häufig hoch. Optimal liegt der Anteil an wasserlöslichen Kohlenhydraten (Zucker, Fruktane) bei 60–70 g/kg TS. In maisbetonten Rationen spielt vor allem der Stärkegehalt eine wichtige Rolle. Hier liegt das Optimum bei 200 g/kg TS.

In der Praxis können diese Werte jedoch oftmals nicht eingehalten werden. Eine Schweizer Studie hat gezeigt, dass selbst Rationen mit einem hohen Raufutteranteil und einem Zuckergehalt von 10 % den Pansen-pH über eine längere Zeit unter 5,8 senken können. Ein ausgewogener Mischbestand (50–70 % Gräser, andere als Raigräser) im dritten Stadium enthält 220 g Rohfaser und 111 g Zucker pro Kilogramm Trockensubstanz. Nicht der Rohfaser-, sondern der hohe Zuckergehalt stellt bei Wiesenfutter-basierten Rationen eine Herausforderung für den Pansen dar.

Lebendhefe statt Stroh

Um die Ration zu verdünnen, wird oft zu Stroh gegriffen. Dies führt zwar zu einer Verdünnung der Ration in Bezug auf die leicht verfügbaren Kohlenhydrate, doch gleichzeitig entspricht die Ration nicht mehr den Anforderungen der hochleistenden Milchkuh. Weiter ist Stroh oft mit Mykotoxinen belastet. Stattdessen empfiehlt sich die Verwendung eines Pansen-Stabilisators mit Lebendhefen. Diese verbrauchen Zucker und Sauerstoff, die den Milchsäurebakterien dann nicht mehr zur Verfügung stehen. Folglich wird weniger Milchsäure gebildet, der pH-Wert im Pansen stabilisiert und der Rohfaserabbau erhöht.