Noch immer findet man Ställe, in denen die Kühe in ihrer Mobilität eingeschränkt sind. Besonders für grosse Kühe können die Stützen im Liegeboxenbereich beim Liegen, Abliegen oder Aufstehen stören. Dieses Problem verstärkt sich temporär, wenn das eingestreute Stroh an der Stirnseite der Boxen wie eine Wand aufgetürmt ist. Dabei ist es nichts Neues: Die Kuh braucht für den Kopfschwung viel Freiraum nach vorne. Ist dies nicht der Fall, beginnt sie, das Liegen zu meiden und nur noch dann niederzugehen – und dann entsprechend wieder aufzustehen –, wenn es wirklich nötig ist.
Die Kühe sind schneller gewachsen als die Boxen
Bei den Liegeplätzen, sei es in Lauf- oder Anbindeställen, sei das Optimierungspotenzial nach wie vor gross. Das schrieb der Plantahof in einer Zusammenfassung der Situation in den heutigen Ställen. Vielfach liege das Problem darin, dass die Boxen (und deren Vorschriften) nicht mit den Kühen mitgewachsen seien, wie die Landwirtschaftsschule beobachtet. Das heisst: Auch wenn die Nacken- und Stopprohre nach dem Handbuch der aktuellen Tierschutzrichtlinien geplant und montiert wurden, können diese für die Kühe hinderlich sein.
Viele teils vermeidbare Hindernisse
Beim Aufstehen aus einer Liegebox sieht sich die Kuh mit vielen – teils vermeidbaren – Hindernissen konfrontiert. Ist die Matratze zu tief, muss sie einen vorsichtigen Schritt nach hinten machen, um die Kotkante zu übertreten. Eine nicht kompakte Matratze verschlimmert diese Situation zusätzlich, wie der Plantahof beschreibt. Theoretisch sollte die Kuh sogar das Vorderbein nach vorne ausstrecken können, wie sie das auf der Weide oft tut.
«Es ist wichtig, den Bau erweitern zu können und sich nicht zu verbauen»
Simon Fankhauser, Ökonomieplaner Stalleinrichtung GLB Emmenmatt.
Beim Bau nicht auf Mindestmasse setzen
Der Rat von Ökonomieplaner Simon Fankhauser von der GLB Emmenmatt lautet deshalb: «Bei den Abmessungen für Aufstallungssysteme nie auf die Mindestmasse setzen.» Er deutet hier auf künftig allfällig ändernde Vorschriften hin. Man könne zwar nicht wissen, wie die Auflagen in Zukunft aussehen würden, so Fankhauser, aber wenn ein Bau oder ein Umbau anstehe, sollte man auf mögliche Anpassungen gefasst sein.
Konkret in der Praxis heisst das etwa – wenn es die Topografie zulässt – so zu Bauen, dass man erweitern könnte. Auch sollte der Neubau, wenn möglich, nicht direkt an der Parzellengrenze anliegen. Also: «Sich nicht verbauen.»
Die erste Frage beim Beratungsgespräch
Bei beratenden Erstgesprächen mit Landwirten lautet auf Milchviehbetrieben die erste Frage: «Mit wie vielen Kühen hast du angefangen und wie viele hast du jetzt?» Die Antworten deuten darauf hin, dass diese Zahl auch in Zukunft weiterhin steigen wird. In Regionen, in denen es Raufutterverzehrer brauche und kleinere Betriebe aufgeben würden, würden manche Betriebe wachsen, so Simon Fankhauser. Auch aus diesem Grund ist ein Bau, den man allenfalls erweitern kann, heutzutage wichtig.
Der neue Stall stand früher dort, wo bereits der Alte war
Dann muss das Tierwohl in Zusammenhang mit den vorliegenden Techniken analysiert werden. «Früher waren die meisten Rindviehstallungen fest verschlossen und man baute den Stall dorthin, wo er vorhin schon gestanden hatte. Heute schaut man, ob für ein Optimum in Sachen Tierwohl, Durchzug, Temperatur, Arbeitswirtschaftlichkeit usw. der Stall anders ausgerichtet sein müsste», erklärt Simon Fankhauser.
Oftmals müssten wegen strengerer Auflagen der Behörden Kompromisse gefunden werden. «Ich bin gespannt, welche Ställe in 30 Jahren gebaut werden», so Fankhauser. «Vielleicht wird man sich dann fragen, was wir uns heute bei der Planung überlegt haben», scherzt er.
Sanierung von bestehenden Hofdüngeranlagen als häufig diskutiertes Thema
Im direkten Kontakt mit Landwirten und Landwirtinnen merkt Simon Fankhauser, der von der Beratung über das Konzept bis hin zur Kostenabschätzung, Bewilligung und Ausführung alle Schritte betreut, jeweils, was die Bauern beschäftigt. Die Sanierung von bestehenden Hofdüngeranlagen und deren Lagerkapazität sind aktuell häufig diskutierte Themen. Auch Fragen zum Gewässerschutz im Zusammenhang mit dem Auslauf, dem Betankungs- und Waschplatz sind derzeit häufig.
Auf die Frage, welche Stallbau- und Planungsbereiche derzeit weniger beschäftigen, sagt Fankhauser: «Ich kann nicht sagen, wo die Sorgen weniger werden. Der Aufwand zur Realisierung eines Projekts wird leider immer höher.»
Fokus auch einen Betriebszweig
Der Ökonomieplaner beobachtet, dass in der Branche zusammengespannt und dezimiert wird. «Heute fokussiert man sich eher auf einen Betriebszweig, zum Beispiel auf die Aufzucht in bestehenden Substanzen, und hört dafür auf mit Melken oder realisiert einen Neubau für Milchvieh», stellt Simon Fankhauser fest.
Die Landwirte wollen die Nutzung und die Produktionsformen des Gebäudes zunehmend flexibel gestalten. Bei biodynamischen Betrieben sei die muttergebundene Kälberaufzucht als Alternative zur herkömmlichen Milchgewinnung eher im Aufschwung, schliesst Fankhauser.
