Hühner sind Allesfresser. Und nicht einfach nur «Körnlipicker», als welche sie umgangssprachlich gerne bezeichnet werden. UFA-Berater Beat Schwestermann weiss, Hühner fressen nicht nur alles, das sie finden, sie sind auch neugierig und äusserst aktiv. Das stellt ihre Halter vor gewisse Herausforderungen. Die in Südamerika beheimateten, wild lebenden Verwandten der Legehenne sind quasi unaufhörlich damit beschäftigt, Nahrung zu suchen. Hühner scharren und picken. Ihr Schnabel ist ein Werkzeug, das stetig im Einsatz ist. Hin und wieder auch im Umgang mit Artgenossen. Wird ein Huhn durch Pickattacken verletzt, kann es zu regelrechtem Kannibalismus kommen. In einer grösseren Herde, wie sie auch Thomas Münger in Diemerswil BE hält, kann das zu riesigen Verlusten führen. Und dabei sei jede Herde anders, sagt der Eierproduzent, der seit 25 Jahren im Geschäft ist. Woran es liegt, dass Herden vereinzelt eine viel höhere Aggressivität zeigen, als andere, ist nicht bekannt. Noch nicht. Denn die Forschung läuft auf Hochtouren. «Wir müssen das tun, was wir können», sagt Thomas Münger. Ein Grundsatz, den er auf seinem 28 ha umfassenden Betrieb möglichst überall anwendet. In den beiden Hühnerställen, die aus den Jahren 1994 und 2008 stammen, und zum einen 2250 und zum anderen 6900 Legehennen beherbergen, heisst das: Beschäftigen.
Kompensieren nötig
«Wir verabreichen den Hühnern konzentriertes Futter, das sie nicht suchen müssen. Das heisst, sie sind nicht mehr damit beschäftigt, wie in freier Wildbahn, es zu suchen», weiss Beat Schwestermann. Das müsse kompensiert werden. Zwar habe die Freilandhaltung viel zur Lösung dieses Beschäftigungs-vakuums beigetragen, aber der Kannibalismus bleibe ein Problem. Und genau weil jede Herde anders sei, gebe es kein Patentrezept. «Wir sind auch in ganz kleinen Herden damit konfrontiert, das kann auch in einer Gruppe von fünf Tieren vorkommen», so der UFA-Berater. Thomas Münger setzt zum einen in seinen Herden Luzerneballen ein, die er in Netzen aufhängt. Sie müssen satt gepresst und gebunden sein, damit sie von den Tieren möglichst intensiv und lange bearbeitet werden können. Weiter sind in den Hallen Steine platziert, zum einen Ytong-Steine, Wandbausteine aus Porenbeton. Weiter hat Münger seit geraumer Zeit Pickschalen aus dem UFA-Sortiment im Einsatz. «Picnic Harmonie» sei keine neue Erfindung. Einzigartig daran sei, dass durch das Picken in der Schale der Hühnerschnabel eine Bearbeitung erfährt und sich dadurch abwetzt. Neben der Beschäftigung bietet er den Vorteil, dass er gerade in Herden mit spitzen oder stark gekrümmten Schnäbeln gute Wirkung zeigt.
Zucht kaum beeinflussbar
«Tun, was möglich ist», wiederholt Thomas Münger. Und das sei dem Betriebsleiter im Fall der Eierproduktion in erster Linie in der Haltung und Fütterung möglich. Denn die Zucht sei nicht zu beeinflussen. Die Zucht von Legehennen ist weltweit bei wenigen Firmen konzentriert. Sie richtet sich nicht nach Schweizer Bedürfnissen, denn weltweit ist Käfighaltung noch die übliche Haltungsform. Das Federpicken wird als Verhaltensstörung bezeichnet. Ist diese einmal in einer Herde ausgebrochen, kann sie nicht mehr vollständig beseitigt werden. Dann ist lediglich eine Schadensbegrenzung möglich. Das ist ein Grund, weshalb Thomas Münger auf Prävention setzt und die Hilfsmittel zur Beschäftigung bereits von Beginn weg einsetzt und nicht darauf wartet, dass die Herde mit Federpicken beginnt. Denn bereits einzelne Tiere, die das Verhalten zeigen, reichen, einer ganzen Herde zu zeigen, dass Federpicken «interessant ist». Beat Schwestermann betont, dass auch die Aufzucht eine entscheidende Rolle spielt. Denn die Küken beginnen schon am ersten Tag, im Zusammenhang mit der Nahrungsaufnahme, mit Picken. Ein Zeichen für Mängel in der Aufzuchtphase sind demnach Schäden am Gefieder, die auf erste Pickattacken hinweisen können. «Je eher man erkennt, dass die Herde ein aggressives Verhalten zeigt, desto grösser ist die Chance, Einfluss zu nehmen», sagt Thomas Münger. Dabei stehe die Beobachtung im Vordergrund. Man könne nicht einfach in den Stall schauen und sagen, es geht gut. Das stetige Kontrollieren und Beobachten sei unerlässlich. So könnten bereits kleinste Veränderungen festgestellt werden. «Wir haben neben dem Tierwohl ganz klar ein wirtschaftliches Interesse, dass es den Tieren in diesen Systemen gut geht», sagt Münger und ist sicher, das dürfte auch vermehrt dem Konsumenten vermittelt werden.