Die Stiftung Pro Specie Rara (PSR) ist eng mit diversen Schweizer Züchtervereinen vernetzt. Das Netzwerk besteht
daher aus zahlreichen Leuten, die die Augen offenhalten, um «neue» alte Rassen zu entdecken.
So kam es, dass im Jahr 2006 ein Züchter aus Blumenstein BE im Wallis auf Schwarzhalsziegen stiess, die nicht schwarz waren. Zuerst gingen der Ziegen-Entdecker gemeinsam mit PSR davon aus, dass es sich um Mischlinge handle, was gemäss Philippe Ammann von PSR bei Ziegen häufig vorkommt. Nach gründlichen Recherchen hat sich herausgestellt, dass es sich tatsächlich um die beinahe ausgerotteten Kupferhalsziegen handle, erzählt Ammann auf Anfrage.
Die Kupferfarbe wurde ausgemerzt
Gen-Tests zeigten auf, dass die Kupferfarbe gegenüber der schwarzen Farbe dominant vererbt wird. Eine äusserlich kupfer-farbige Ziege kann somit das Gen für die schwarze Farbe in sich tragen. Die Nachkommen zweier kupfer-farbigen Ziegen könnten daher schwarze Nachkommen zeugen, was die Herde nicht uniform machen würde. Daher geht Philippe Ammann davon aus, dass die dominate Kupferfarbe ausgekreuzt wurde, um direkter zu homogenen Herden zu gelangen.
Behufte Landschaftspfleger
Auch entsprachen die Rassen nicht den damaligen Idealen, erklärt Sabina Bircher, Präsidentin des Züchtervereins Capra Sempione, Kupferhalsziege und Grüenochte Geiss (ZCKG). Die Rassen hätten aber durchaus wertvolle Eigenschaften, besonders für die Landschaftspflege in steilen Lagen. So seien die drei Walliser Rassen ziemlich anspruchslos, frohwüchsig, kämen mit verbuschtem Gelände gut zurecht und frässen fast alles. «Sogar vor Blacken machen diese Ziegen keinen Halt», scherzt Bircher am Telefon.
Aus dem im Jahr 2006 gestarteten Rettungsprojekt formierte sich nun der am 30. Juni 2020 gegründete Verein ZCKG (wir
berichteten). Ammann erklärt, dass dies bezüglich Rassenerhaltung ein Meilenstein bedeute. Jetzt wolle man die Zucht vereinheitlichen und möglichst alle Züchter(innen) dabeihaben, fasst Sabina Bircher zusammen.
Die Bestände erholen sich
Nach der Lancierung des Projekts folgte die Öffentlichkeitsarbeit, um die Wahrnehmung der Rassenvielfalt zu fördern. So habe Pro Specie Rara dank der Mitarbeit von vielen engagierten Züchter(innen) beispielsweise den Kupferhalsziegenbestand von 28 auf 312 anheben können. Dank der allgemeinen Sensibilisierung der Öffentlichkeit weiss nun «jedes Kind, was Biodiversität bedeutet», so Ammann.
Auf der Suche nach raren Rassen haben PSR sowie Züchtervereine mittlerweile Grossteile des Landes durchgekämmt. Ammann fügt aber hinzu, dass «noch immer in Vergessenheit-geratene Tiere aufgetaucht sind». Bleiben wir also gespannt, welche unbekannten Kreaturen sich noch in Hintertälern verstecken.