Die Beständeschauen sind vorüber. Während zu Beginn noch auf den zentralen Plätzen punktiert werden konnte, mussten die Experten in den letzten beiden Wochen auf die einzelnen Betriebe ausrücken und auf Hofpunktierung umstellen. In den allerletzten Tagen, nach dem Bundesratsentscheid, gar noch mit Maske.
Weiterführen war unmöglich
Der Freitagabend des 23. Oktober war ein stressiger Moment für Christian Burkhalter von Swissherdbook. Aufgrund der vom Kanton Bern verordneten neuen Massnahmen gegen das Coronavirus musste gehandelt werden. Die 15-Personen-Limite verunmöglichte ein Weiterführen auf öffentlichen Plätzen. Und bereits am Samstag standen wieder Schauen an. «Ich war unterwegs auf dem Heimweg mit dem Traktor von der Schmitte», erinnert sich Burkhalter. Kurz nach Bekanntgabe der kantonalen Entscheide am späteren Nachmittag habe auch schon sein Handy geklingelt. Ein Landwirt aus dem Berner Oberland fragte, wie es denn jetzt weitergehe. Den zweiten Anruf erhielt Burkhalter nur wenige Augenblicke später von Swissherdbook-Direktor Matthias Schelling. Dann stand fest, dass die Schauen abgesagt werden mussten. Zusammen mit Schaupräsident Christian Aegerter und Helmut Matti, Präsident Kommission Beständeschauen bei Swissherdbook, hielten Schelling und Burkhalter eine Telefonkonferenz ab.
Als Alternative blieb nur noch die Hofpunktierung
Aufgrund der wenigen Plätze, die noch anstanden und im Wissen, dass es den Züchtern wichtig war und die Hofpunktierung bereits im Vorfeld verschiedentlich gewünscht worden sei, entschied man am Freitagabend innert Stundenfrist, den Weg der Hofbeurteilung einzuschlagen. Die Experten, wie auch die Züchter, hätten die Umstellung auf Hofpunktierung gut aufgenommen, sagt Christian Burkhalter. Rolf Dummermuth und Peter Brügger waren in der letzten Woche zusammen unterwegs. Das Ganze ging bei den beiden speditiv über die Bühne. Jede Kuh erhielt ihre Noten und wurde auch kommentiert. «Da blieb keine Zeit zum Käfele», sagt Christian Burkhalter schmunzelnd. Das Programm war straff. Ein paar Worte wechselten die Experten aber dennoch mit den Viehzüchterfamilien und für ein Gratulieren, allerdings ohne Handschlag, reichte es auch.
Vermutlich wurden mehr Tiere bewertet
Wie viele Kühe diesen Herbst auf die Schauplätze kamen, ist noch nicht ausgewertet. Die letzten Resultate kamen erst vergangenen Samstag rein. «Tendenziell gehen wir davon aus, dass es im Vergleich mit dem Vorjahr eher mehr Kühe waren», sagt Christian Burkhalter und begründet das mit dem kompletten Ausfallen der Schauen im Frühling. Mit dem Schauprogramm für kommenden Frühling wird Christian Burkhalter schon sehr bald beginnen. Wie und ob diese Schauen stattfinden, wird aber erst im nächsten Jahr entschieden. «Wir werden sehen, wie die Situation im Januar ist», erklärt Burkhalter. Erst einmal sind die Kühe angeschrieben, und Punkte habe es gegeben, sagen die Züchter, schliesslich gab es den Frühling zu kompensieren.
Brügger und Sommer sind fertig
Die letzten Beständeschauen dieses Herbsts gingen leise über die Bühne. Das Publikum wurde gebeten, zu Hause zu bleiben. In so einem Jahr gehen auch die abtretenden Experten still. Heuer handelt es sich um den Berner Oberländer Andreas Brügger (auf dem Bild im Mutz von hinten) und den Emmentaler Ruedi Sommer (rechts daneben). Sommer hatte seinen letzten Einsatz bei der Familie Birrer in Luthern LU und Brügger bei Familie Matter in Rumendingen. Die Redaktion hat im Archiv nach Bildern der beiden Experten im Einsatz gestöbert. Während mit Fotos von Sommer fast ein Buch gefüllt werden könnte, war es schwer, ein Bild von Brügger zu finden. Dieser habe sich stets etwas geziert, wenn es ums Fotografieren gegangen sei, hiess es aus dem Kreise der Redaktion.
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Dieses Bild entstand an einer Jubiläumsschau und kam in der BauernZeitung am 31. Januar 2014 zum Einsatz, als es um die finanzielle Sicherung der Beständeschauen ging. So war es damals der Wille von Bundesrat Johann Schneider-Ammann, die Schauen aus der Bundeskasse der Absatzförderung zu finanzieren. Das seinerzeit eingeführte System hat bis heute Bestand. Das natürlich auch zur Freude des ehemaligen Schaupräsidenten Stefan Schumacher, dem Dritten auf dem Bild.