Er ist 45 Meter lang und 28 Meter breit, der neue Laufstall der Familie Markus und Regula Gerber aus Bellelay BE. Nicht nur die Grösse, sondern auch die Höhe und die Offenheit des Stalles mit wenig Hindernissen stechen einem ins Auge. Viel Wärme sendet auch das viele Holz aus, das für die Baukonstruktion verwendet wurde. Platz bietet der neue Laufstall für 65 Kühe. Die Baukosten beliefen sich pro Kuhplatz auf rund 24 000 Franken, inkl. Umgebung und Abriss. Gemolken wird von hinten in einem 2×6 steilen Boumatic-Fischgräten-Melkstand mit verstellbarer Bodenhöhe. «Die technische Entwicklung der Melkanlage und auch die grossen Durchmesser der Rohre haben mich bei dieser Marke überzeugt», hält Markus Gerber fest. Dass er mit seiner Wahl richtig lag, zeigt der tiefe Zellzahldurchschnitt der Kühe von 51 000.
Eine Lösung gesucht
Obwohl Markus Gerber den Stall gebaut hat, wird er nicht alleine genutzt: «Wegen der vielen Mandate, die ich ausübe, war ich auf der Suche nach einer betrieblichen Lösung und die habe ich mit David Scheidegger aus Le Fuet BE gefunden», sagt Markus Gerber. Mit ihm gründete er eine Betriebsgemeinschaft (BG), die seit dem 1. Jan-uar 2018 besteht. «Betreffend dem neuen Stall sind wir gleichwertige Partner und tragen auch die Verantwortung dafür», sagt David Scheidegger. Nach dem Neubau zügelte er seine 25 Kühe auf den Betrieb Gerber, jetzt beherbergt er auf seinem Betrieb noch die Aufzucht. Die BG ist so gelöst, dass der Grundbesitz jedem Partner geblieben ist und das Land und die Gebäude quasi an die BG vermietet wurden. Jeden Monat beziehen beide Partner einen Lohn aus der BG. Am 26. April 2018 war endlich der Spatenstich: «Da wir den neuen Laufstall am gleichen Standort bauen wollten, wo das alte Ökonomiegebäude stand, mussten wir dieses zuerst abreissen», sagt Markus Gerber. «Ich wollte kein altes Gebäude weiterhin jahrelang unterhalten, ohne es dabei recht nutzen zu können». Die kurze Bauzeit von sechs Monaten gelang nur dank der guten Zusammenarbeit zwischen der Planung von Alex Gobeli aus Saanen BE und den Handwerkerfirmen aus der Umgebung. «Am 22. Okt-ober haben wir zum ersten Mal im neuen Stall gemolken», erinnern sich die BG-Partner zurück. Fast einen Monat brauchten sie, bis sich die Kühe an den Melkstand und die Routine gewöhnt haben. «Diese Angewöhnungsphase wird vielfach unterschätzt und es wird einem dies auch nicht vorhergesagt», sagen die Meisterlandwirte. Nicht nur für das Tier sei diese Phase recht stressig gewesen, auch Gerber und Scheidegger mussten in dieser Zeit mit einigen Rippenbeschwerden zurechtkommen.
Betriebsspiegel
Namen Markus und Regula Gerber-Zaugg und David und Mylène Scheidegger-Christen (BG)
Ort Bellelay und Le Fuet BE
Fläche (BG) 84,2 ha LN, Bergzone 2
Ackerbau 1,6 ha Ur-Dinkel, 1,6 ha Grünmais, 26,7 ha Kunstwiese, 53,1 ha Naturwiese und Weiden. Anteil Ökofläche an der LN beträgt zwölf Pro- zent. Auf 1,2 ha baut die Familie Scheidegger Erdbeeren und Himbeeren an. Es werden auch noch 18,8 ha Wald bewirtschaftet.
Viehbestand 67 Kühe, 74 Stück Jungvieh und ein Stier
Lieferrecht 420 000 kg für Tête-de-Moine AOP
Finanziell ein Limit gesetzt
Bei der Umsetzung des Neubaus hat sich die BG finanziell auch ein Limit gesetzt. «Da wir Milch für Tête de Moine AOP produzieren und dafür im Durchschnitt einen Milchpreis von 81 Rappen erhalten, konnten wir doch etwas anders rechnen, als ein Industriemilchproduzent», halten die zwei Betriebsleiter fest. Da ihre Milch vor allem in den Sommermonaten gesucht ist, kalben ihre Kühe und Rinder vor allem zwischen Mai und September ab. Im neuen Laufstall fällt auf, dass es wenig Hindernisse, wie Balken, Stützen oder unnötige Absätze gibt. «Bei der Planung haben wir dem Tierwohl grösste Beachtung geschenkt», sagt Markus Gerber. Dafür wurden auch die Dienste des Kuhsignal-Trainers Christoph Peter in Anspruch genommen. «Wir wollten den Tieren möglichst viel Freiheit und kurze Wege bieten», sagt er. Zudem musste der Laufstall auch arbeitstechnisch einige Vorteile bringen und die Arbeitsabläufe vereinfachen. Dank der Stallhöhe herrscht zudem ein grosses Luftvolumen, das mit einem Pultdach realisiert werden konnte. «Mit zusätzlichen Toren und Vorhängen können wir die Raumtemperatur automatisch regulieren», sagt David Scheidegger. Trotz eines Laufstalls habe man wenig mit Klauenproblemen zu kämpfen, hingegen eignen sich zu grosse Kühe für den Laufstall nicht. Auf die Frage, ob man heute beim Bau etwas anderes machen würde sagte Gerber: «Wenn ich könnte, würde ich heute eine dunklere Farbe beim Boden des Milchraums wählen. Denn die Verschmutzung während des Melkvorgangs, ist schon etwas Gewöhnungsbedürftig, da man es beim Anbindestall doch eher nicht gewohnt ist.»