«Die landwirtschaftlichen Schulen sollten den Bauern mehr den Sinn und Nutzen der vielen Ökoprogramme näher bringen, statt nur aufzuzeigen, wo wie viele Gelder damit generiert werden können», findet Imker Robert Rohrer aus Giswil. Er stellt fest, dass viele Landwirte die Zusammenhänge und gegenseitigen Abhängigkeiten in der Natur mit den Lebensräumen zu wenig kennen. Um das zu verbessern, diente die Weiterbildungsveranstaltung Mitte Juni zum Thema Bienen im Fokus, organisiert vom Obwaldner Amt für Landwirtschaft und Umwelt. Daran nahm eine bunt gemischte Gruppe teil, allerdings nur wenige Landwirte.

Bisher kein gutes Honigjahr

Praxisnah erklärte Rohrer seinen Bienenstock, zeigte den Brutbereich und den Honig. Die Teilnehmer waren dabei mit Schleier geschützt, die Bienen verhielten sich an diesem Abend gegenüber den Fremden aber äusserst friedlich.

In Obwalden gebe es rund 1000 Bienenvölker, welche von rund 120 Imkern gehalten werden, sagte Rohrer, der diesem Hobby seit Jahrzehnten frönt und ein grosses Fachwissen hat. 2025 sei bisher kein gutes Honigjahr gewesen, den Bienen fehlte bis in den Juni die Nahrung. Von den Blüten und vom Wald sei wenig Nektar geerntet worden. Überhaupt starte die Vegetation wegen der klimatischen Veränderungen immer früher, mit negativem Einfluss für die Bienen. Auch die Trockenheit trage dazu bei. In Obwalden gebe es eben keine Massentracht von Raps oder von Obstbäumen wie im Mittelland. Juli und August sei nun entscheidend, ob aus dem Wald von Weisstannen noch etwas gewonnen werden könne.

Honigtau entscheidend

Er wies in diesem Zusammenhang auf die Symbiose der Ameisen und Läusen hin, welche auch für die Bienen sehr wichtig sei. Die Läuse entziehen den Bäumen Pflanzensaft und nutzen daraus Protein, Läuse werden von den Ameisen gemolken, beziehungsweise regen diese an, den sogenannten Honigtau, also Zucker abzugeben, der dann von Bienen für die Honigproduktion geerntet wird.

Rohrer erklärte auch, dass beispielsweise bei übermässig vielen Marienkäfern, welche die Läuse fressen, den Bienen weniger Nahrung zur Verfügung steht. Zudem seien die Läuse sehr empfindlich, wenn sich die Zusammensetzung des Pflanzensaftes ändere. Und die Zeitfenster seien kurz, wo alle Bedingungen für optimale Kreisläufe stimmen. Das Wetter und Klima habe einen grossen Einfluss, und gerade die Klimaveränderungen hätten negative Einflüsse.

Wichtige Wildbienen

Thematisiert wurde am Anlass auch die Rolle von Wildbienen. Davon gibt es über 600 Arten, darunter sind Generalisten und Spezialisten, sprich Bienen, die mehrere Pflanzen bestäuben können und Bienen, die auf eine spezifische Pflanze spezialisiert seien. Die Kohldistel beispielsweise werde von 10 spezialisieren Wildbienen angeflogen. Eine davon sei die Kuckucksbiene, sie legt ihre Eier in fremde Bienenstöcke.

Der Flugradius sei bei vielen Wildbienen auf rund 200 m beschränkt, daher müsse der Nektar nahe beim Brutort verfügbar sein. Die Wildbienen würden dank ihrer Funktion eine Wertschöpfung bei der Lebensmittelproduktion von rund 360 Mio Franken jährlich ermöglichen.

Wildbienenhotel nützt nicht allen

Je nach Wildbienenart brauche es andere Lebensräume. Ein Wildbienenhotel diene nur einem kleinen Anteil an Wildbienen. Weitere Lebensräume könnten Sandflächen oder totes Holz sein. Auch Hecken mit früh- und spätblühenden Sträuchern seien ein äusserst wichtiger Lebensraume für Wildbienen wie auch für die Nutzbienen. Neophyten könnten Lebensräume der Wildbienen zerstören, in dem sie sich aggressiv in einem Lebensraum ausbreiten. Immer mehr Lebensräume für Bienen gingen verloren, erklärte Rohrer. So gebe es weniger Hochstammbäume über die Fläche verteilt.

Hecken fördern

Für ihn ist klar, dass die Klimaveränderung und Globalisierung die hiesigen Lebensräume schädige. Umso wichtiger sei es, dass die Landwirtschaft, aber auch weitere Bewirtschafter von Grünflächen und Imker enger zusammenarbeiten, wenn es um Pflege und Förderung von Lebensräumen geht. Das dienen nicht nur den Bienen, sondern auch der Lebensmittelproduktion. Es bestehe noch ein grosses Potenzial für eine bessere Qualität bei den Ökoflächen. Und Hecken wären sehr wertvolle Lebensräume. Dazu ist in Obwalden ein Heckentag im November 2025 vorgesehen.