Bern Rassenpromotion ist zurzeit in aller Munde. Sei es bei Braunvieh Schweiz, Swissherdbook oder Holstein Switzerland. Mit Kurzporträts und Videos versucht jeder Verband jeweils die Vorzüge seiner Rassen aufzuzeigen, um deren Herdenbuchbestand halten oder noch auszubauen zu können.

Nützt dies überhaupt?

Aber nützt eine solche Rassenpromotion überhaupt? «Jede Rasse hat ihre Stärken und Schwächen», sagt Martin Rust, Vizedirektor bei Braunvieh Schweiz. Denn: «Heute entscheiden sich die allermeisten Milchviehhalter bewusst für eine Rasse, weil sie für ihren Betrieb am meisten positive Eigenschaften mitbringt», ist Rust überzeugt. Damit eine Rasse vorankommt, sei ein gutes Stierenangebot von zentraler Bedeutung. «Die KB-Stiere sind der grösste Treiber für den Zuchtfortschritt», sagt Rust. Aber auch das Können und das Gespür der Züchterinnen und der Züchter seien gefragt, wenn es um die Auswahl der passenden Gruppe von Stieren gehe, welche am besten das eigene Betriebszuchtziel verkörpere. «Dieser Schritt ist entscheidender als die einzelne korrigierende Anpaarung auf Stufe Einzeltier», sagt der Vizedirektor.

 

Interview mit Markus Gerber

Der Präsident von Swissherdbook, Markus Gerber, erklärt im Interview, wie Videos als Werbung für bestimmte Kuhrassen ankommen und weshalb es solche nicht für alle Rassen gibt. Zum Interview 

 

So seien auch die Vorzüge von Brown Swiss vielfältig: Starke Inhaltsstoffe, kombiniert mit einer hohen Leistungsbereitschaft. Zudem verfüge die braune Kuh auch über ein starkes Fundament, insbesondere dank der harten Klauensubstanz. Eine weitere Stärke sei die Robustheit und die Anpassungsfähigkeit. «Die gute Eutergesundheit, der ideale Kalbeverlauf und die hohe Nutzungsdauer darf man sicher auch zu den Vorteilen zählen», sagt Rust. Zudem weise die Milch von Brown-Swiss-Kühen einen sehr hohen Anteil an Kappa-Kasein B und Beta-Kasein A2 auf. «Hier wird die Zukunft zeigen, ob dies auch durch den Milchmarkt honoriert wird», so der Vizedirektor. Aber nicht nur die Rasse Brown Swiss, sondern auch das Original Braunvieh sei heute für viele zu einer spannenden Alternative geworden. «Die robuste Zuchtrichtung bietet eine ideale Doppelnutzung von Milch und Fleisch. Diese Eigenschaften führten in den letzten Jahren zu einer starken Zunahme von OB-Tieren», freut er sich. So kam es, dass Braunvieh Schweiz 2015 das erste Promotionsvideo zu den beiden Zuchtrichtungen des Braunviehs realisiert hatte.

Auf verschiedenen Kanälen

«Darum setze ich auf Braunvieh». Dies ist nur einer von vielen Slogans, mit denen Braunviehzüchter in den Videos erzählen, warum sie die Braunviehkuh in ihren Ställen halten. «Bereits 2012 war Braunvieh Schweiz auf den Social-­Media-Plattformen wie Facebook, aktiv», sagt Jörg Hähni, Fachbereichsleiter Marketing bei Braunvieh Schweiz. Zuerst mit Beiträgen und Bildern, später auch mit kurzen Videosequenzen (Youtube und Instagram). «Dabei fanden die Videos sehr starken Zuspruch.»

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 In Bild und Ton

«Es war deshalb naheliegend, ein Rassenpromotions-Video zu drehen, um die Vorteile von Braunvieh in Bild und Ton zu zeigen», hält Jörg Hähni fest. Die Reaktionen auf das Video seien sehr positiv gewesen. «Gerade die Aussage: ‹Stohsch am Morge eifach lieber uf, wenn bruni Chüeh im Ställ häsch›, hat sicher vielen Braunviehzüchtern aus der Seele gesprochen», ist er überzeugt. Dieser legendäre Spruch stammte von Stefan Rüegg, der zusammen mit seinem Sohn Thomas in Weisslingen ZH einen Brown-Swiss-Zuchtbetrieb bewirtschaftet. Die Familie Rüegg hält aktuell über 50 Kühe, die von einem Roboter gemolken werden.

Auch dieses Jahr landete die Züchterfamilie auf der Betriebsmanagementliste mit 51 laktie-renden Kühen. Rüeggs Herde ­erbrachte dabei eine durchschnittliche Standardlaktation von 10 222 kg Milch mit 3,47 % Eiweiss und einer Zellzahl von 85. Zudem halten sie mit der Acevio-Tochter Annika den aktuellen Fitness-Star 2020.

Dank einer guten Zusammenarbeit der Fachbereiche Zucht und Marketing wurde das Video von der beauftragten Videofirma auch gut umgesetzt. «Das Engagement der besuchten Züchter war exzellent», betont Jörg Hähni. Dabei konnten die Kosten im bescheidenen Rahmen gehalten werden. Wichtig für Braunvieh Schweiz war auch, die anschliessende konsequente Publikation und Verbreitung auf allen von Braunvieh Schweiz bespielten Online-Kanälen zu nutzen.

Produziert selber Videos

Heute ist Braunvieh Schweiz in der Lage, selber Videos zur Rassenpromotion zu produzieren. «Gerade in diesem Jahr wurden Kurzvideos gemacht, welche problemlos auf Instagram, Facebook und Youtube gepostet wurden», sagt der Marketingleiter. Themen wie Rassenpromotion mit über 20 000 Aufrufen sowie Alpgeschichten – mit weit über 30 000 Klicks alleine diesen Sommer – seien sehr erfolgreich gewesen. «Ein direkter Vergleich der Videos zur Entwicklung der Rasse ist jedoch nicht möglich. Sie sind einfach ein unterstützendes Mittel in unserer Basiswerbung, das bei unseren Followern auf den Social-Media-Plattformen sehr gut ankommt», so Jörg Hähni.

Die Werbetrommel rühren

Künftig will Braunvieh Schweiz noch kräftiger der Werbetrommel rühren. «Wir werden national wie international mit weiteren Videos aufwarten», verspricht der Marketingleiter. Ausserdem werde man die internationale Zusammenarbeit mit positiven Aussagen von stolzen Braunviehzüchtern verstärken. Mittels Kurz-Videos wolle man nicht nur in der Schweiz, sondern in ganz Europa und möglichst auch weltweit die Vorzüge des Braunviehs verbreiten.

Die Holsteinkuh legt weiter zu

Braunvieh ist die eine Rasse, Holstein die andere: Wenn es um die Milchleistung geht, macht man der Holsteinkuh nichts vor. Selten kalbt ein Holsteinrind ab, das nicht Milch geben will. Längst haben dies auch die Milchviehhalter und Viehzüchter entdeckt. Immer mehr halten in ihren Ställen schwarze statt rote oder braune Kühe. So konnte laut dem letzten Geschäftsbericht von Holstein Switzerland der Holsteinbestand um über 2000 weibliche Herdenbuchtiere gesteigert werden. Auch die erste Kuh, welche in der Schweiz die magische Grenze von 200 000 kg Lebensleistung überschritt, war eine Holstein. Es handelt sich dabei um Wyss Rudolph Haiti aus dem Stall von Markus Wyss aus Grasswil BE. Leider verstarb sie einige Tage nach diesem Rekord. Die Durchschnittsleistung aller Holsteinkühe knackte zum ersten Mal die magische Grenze von 9000 kg Milch. Sie beträgt zurzeit 9002 kg mit 3,98 % Fett und 3,24 % Eiweiss. Die Holsteinrasse konnte somit ihre Milchleistung in den letzten 20 Jahren um fast 2000 kg steigern. Aber nicht nur in der Milchleistung kann die Holsteinkuh auftrumpfen, auch in den Fitnessmerkmalen wie bei der Fruchtbarkeit, der Nutzungsdauer oder bei der Eutergesundheit ist die schwarze Kuh auf dem Vormarsch. Dabei kann die Holsteinrasse von einem weltweiten, ­vielseitigen Stierenangebot profitieren. Hier findet jeder Züchter und Milchviehalter einen passenden Stier.

Um der Rasse weiterhin Aufschwung zu verleiten, hat auch bei Holstein Switzerland die Rassenpromotion einen hohen Stellenwert. Zum einen wählt der Verband alljährlich die Kuh des Jahres, zum anderen werden jedes Jahr die Meisterzüchter erkoren. Diese höchste Auszeichnung wird jeweils nur fünf Züchterinnen oder Züchtern vergeben, die mit ihrer Herde ausserordentliche Resultate erzielt haben. Der Titel würdigt die ganze Karriere ihrer Zucht. Dabei werden diese Betriebe in einem Video-Beitrag vorgestellt und geehrt.

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Eindrücklicher Alpabzug

Aber nicht nur das: Mit Kurzbeiträgen und Filmen wird auch auf die Stärken der Holsteinkuh hingewiesen. Dass die Rasse nicht nur im Tal- sondern auch im Bergebiet bestens geeignet ist, zeigt ein ­Video der Familie Piller aus Pont-la-Ville FR. Sie verbringt den ­Sommer mit ihrer ganzen Holsteinherde auf der Alp, welche auf über 1500 m. ü. M liegt. Ihr Alpabzug, der kilometerweit von der Alp über Charmey FR nach Pont-la-Ville geht, zeigt eindrücklich, dass die Holsteinkuh bestens in der Lage ist, weite Strecken zurückzulegen und ohne Probleme auch schwierige Bedingungen meistert.