Methan hält Wärme besser in der Atmosphäre zurück als CO2, hat aber gegenüber diesem Treibhausgas einen Vorteil: Es ist weniger langlebig. «Dementsprechend tragen Reduktionen von Methanemissionen direkt zu einer substanziellen Verlangsamung der Klimaerwärmung bei», schreibt ein internationales Forscherteam mit Beteiligung von Agroscope. Aus diesem Grund haben die Forschenden jene landwirtschaftlichen Methanquellen weltweit gesucht, bei denen die Reduktion der Emissionen schnell und einfach möglich ist. Als «Hotspot Nummer 1» bezeichnen sie Biogasanlagen.

Hohe Verluste möglich

Eine Studie aus England zeige, dass Biogasanlagen im Durchschnitt 5,2 Prozent ihrer Methanproduktion verlieren würden, so die Begründung. Die Spannbreite reiche von 1,2–12,7 Prozent, wobei die Emissionen zeitlich stark schwanken könnten und daher schwer zu messen seien. «Hotspots in Biogasanlagen bieten sich als primäre Ziele an», heisst es in der Studie, «sie sind zugänglich, leicht zu kontrollieren und sobald sie identifiziert sind, können die Emissionen schnell reduziert werden.»

Sind Biogasanlagen demnach potenziell schlecht fürs Klima? «Es ist sehr wichtig, die Studienresultate richtig einzuordnen», sagt Benjamin Jungblut, Bereichsleiter Klimaschutz bei Ökostrom Schweiz. Grundsätzlich reduziere eine landwirtschaftliche Biogasanlage deutlich mehr Treibhausgase als sie emittiere. «Das liegt daran, dass die Methanemissionen der Hofdünger in der Anlage aufgefangen und zu Energie umgewandelt werden.» Die in der Studie genannten Verluste würden sich auf bereits aufgefangenes Methan beziehen.

Im Gegensatz dazu entweiche bei der konventionellen Lagerung von Hofdüngern das Treibhausgas unkontrolliert in die Atmosphäre. Diesen Punkt greift die internationale Studie ebenfalls auf und empfiehlt z. B. dichtere Abdeckungen für Güllesilos, Gülle-Separation oder -Ansäuerung, um diese Emissionen zu reduzieren. Hofdüngermanagement ist als «Hotspot Nr. 2» aufgeführt.

«Im Vergleich zur konventionellen Hofdüngerlagerung werden in einer landwirtschaftlichen Biogasanlage rund 90 Prozent der Methanemissionen reduziert», betont Jungblut.

Im Eigeninteresse

Hinzukommt, dass die Schweizer Betreiber ihre Biogasanlagen täglich überwachen. Der Fachmann gibt zu bedenken, dass Methan die Grundlage dieser Energieproduktion darstelle und die Minimierung allfälliger Verluste daher im Eigeninteresse der Betreiber liege: «Sie verringern die Erlöse aus der Energieproduktion und auch die Klimaschutzvergütungen.» Im Weiteren gibt es laut Benjamin Jungblut jährlich eine unabhängige Überprüfung der Anlagen. Da sie bereits effizient zur Emissionsminderung beitragen, dürften landwirtschaftliche Biogasanlagen in der Schweiz kein Ansatzpunkt für zusätzliche, schnelle Methanreduktionen sein, so sein Fazit.

Geht Methan verloren, seien die betroffenen Anlagenteile schnellstmöglich per Messung zu identifizieren, zu warten oder zu ersetzen. Ökostrom Schweiz unterstützt mit Messgeräten oder vermittelt an externe Stellen. «Zudem kann der Betreiber proaktiv prüfen, ob die Anlage noch dem Stand der Technik entspricht und bei Bedarf optimieren», so Jungblut.

Reis bis Rind

Nach Biogasanlagen mit hohen Methanverlusten und Hofdüngermanagement nennen die Studienautoren die Verbrennung von Ernteabfällen, Getreidestoppeln und Gras als «Hotspot Nr. 3». Vor allem in Afrika werde das noch praktiziert.

Weiteres Potenzial zur Methan-Reduktion bestehe im Anbau von Nassreis (optimiertes Wassermanagement, Strohernte ausserhalb der Saison, Stroh zu Pflanzenkohle umwandeln) sowie der Tierhaltung.

Bei Letzterer werden Massnahmen für eine bessere Tiergesundheit erwähnt (zwecks höherer Produktivität), oder Ansätze via Zucht bzw. Methanreduzierende Futterzusätze.